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032

Titel: 032 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Seiltänzerin
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während sie sein Pferd absattelten, das Heu dort aufhäuften, wo alle Pferde es erreichen konnten, und ihnen dann das Getreide hinschütteten. In einem trogähnlichen Holzbehälter - Telor hatte keine Ahnung, welchem Zweck der Behälter wirklich diente - war genügend Wasser, und das Ding stand so, dass alle Pferde es erreichen konnten. Er drehte sich um, weil er den Sattel in den Schuppen bringen wollte, in dem, wie Carys ihm bedeutet hatte, auch die anderen Sättel untergebracht waren, und sah im selben Augenblick, dass die beiden Bündel mit den neuen Kleidern verschwunden waren. Deri musste sie an sich genommen haben.
    Da Carys viel fröhlicher wirkte, nachdem sie eine Zeit lang beschäftigt gewesen war, fürchtete Telor ihre Ängste zu beleben, indem er Deri seinen Einfall mitteilte, er solle behaupten, der „Narr" eines sehr mächtigen Herrn zu sein. Erfreut durch die Tatsache, dass sie ohne jedes Anzeichen von Widerstreben zu ihm kam, nachdem er ihr gesagt hatte, es sei Zeit, auf den Dachboden zu gehen, dachte er daran, dass Deri vielleicht seinerseits auf diesen Einfall käme.
    Nachdem er und Carys auf den Dachboden gestiegen waren, sah er, sobald seine Augen sich an das verhältnismäßig helle Licht mehrerer Kerzen gewöhnt hatten, mit einem Blick, dass Deri bereits verschwunden war. Die helle Beleuchtung diente hervorragend dazu, jedes Unbehagen zu vertreiben, das möglicherweise dadurch entstand, zu zweit allein in einem Schlafraum zu sein. Er machte eine ausholende Geste und erkundigte sich, warum der Raum so hell erleuchtet sei.
    „Ich hatte Angst. Daher habe ich alle Kerzen angezündet", antwortete Carys und schüttelte sich leicht. Dann lächelte sie jedoch, und dieses Mal zitterten ihre Lippen nicht. „Die Soldaten müssen die Kerzen zurückgelassen haben, weil sie glaubten, ihre Freunde würde diese Unterkunft bekommen."
    „Hast du Angst vor mir, Carys?" fragte Telor leise. „Ich versichere dir, das ist ganz unnötig. Ich werde dich zu nichts zwingen, Schätzchen, ganz gleich, wie stark meine Begierde ist. Ich habe nicht vergessen, dass ich dir das Recht eingeräumt habe, Ja oder Nein zu sagen. Ich werde mein Wort halten."
    Er streckte die Hand aus, berührte Carys jedoch nicht, wenngleich sie einander sehr nahe waren, und war verdutzt, weil sie einen Augenblick lang sehr überrascht aussah, nicht ängstlich, sondern überrascht. Und dann legte sie ihre Hand in seine.
    „Dann sage ich Ja", murmelte sie und beobachtete sein Gesicht. „Ich vertraue dir, auch wenn Männer, die in Bezug auf andere Dinge ihr Wort halten, das oft nicht tun, wenn es um die Befriedigung ihrer fleischlichen Gelüste geht."
    Carys empfand immer noch leichtes Unbehagen, doch das hatte sich zum größten Teil gelegt, als Telor zurückkam. Ihr kam es so vor, als sei der Ausdruck wahnwitziger Freude aus seinen Augen geschwunden gewesen, bevor er gegangen war, doch der Glanz erwartungsvoller Vorfreude stand jetzt wieder in ihnen, als Telor sie an sich zog und küsste. Sie fragte sich, ob dieser Glanz, den sie als Ausdruck von Wahnwitz interpretiert hatte, nur durch Leidenschaft hervorgerufen worden war. So tiefe Leidenschaft für sie? Das fand sie schwer zu glauben, schloss jedoch die Augen. Falls sie sich täuschte, wollte sie es nicht wissen.
    Telor hielt sich nicht lange mit dem Kuss auf. Er hob den Kopf und grinste Carys an.
    Unwillkürlich musste sie lachen, weil seine Miene mehr Verschmitztheit denn Lust ausdrückte.
    „Also, sputen wir uns", sagte er, „ehe du anderen Sinnes wirst. Hilf mir aus den Sachen." Und Mantel und Schwertgurt waren ausgezogen und abgelegt und zur Seite geschleudert worden, noch ehe Telor den letzten Satz beendet hatte.
    Das brachte Carys noch mehr zum Lachen. „Ich bin mir nicht sicher, ob ich dir grollen soll, weil du mich für die launischste Frau auf der Welt hältst oder weil du der eitelste Mann bist. Denkst du, dass ich vom Anblick deiner Nacktheit so hingerissen sein werde, dass ich nicht mehr imstande bin, mich dir zu verweigern?" Beim Sprechen hatte sie lachend an dem sperrigen Kettenhemd gezerrt und brachte es schließlich fertig, es Telor auszuziehen und auf den Fußboden fallen zu lassen.
    „Überhaupt nicht!" rief Telor aus und setzte, als er von dem Kettenhemd befreit war, eine zutiefst gekränkte Miene auf. „Ich will nur meine Aufgabe erledigen, und deshalb habe ich das gesagt, bevor meine Sachen mir im Weg gewesen wären."
    „Aufgabe? Bin ich das für dich? Eine

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