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dass sie ihm nicht passten.
Derweil er noch an der Tunika zerrte und sie feststopfte, hatte Telor den zusätzlichen Sattel von allem befreit, was abnehmbar war. Indem er einen Lederriemen des Steigbügels mit dem anderen verband, gelang es ihm, für Deri eine Möglichkeit zu schaffen, selbstständig auf- und abzusitzen. Noch größere Mühe machte es ihm, etwas zum Halten seines Bauernspießes zu konstruieren. Schließlich begnügte er sich mit einer Art weicher Schlinge, was bedeutete, dass er beim Reiten den Bauernspieß die ganze Zeit halten musste. Zu guter Letzt legte er den abgenommenen Sattel dem Pferd wieder auf und brachte die Bündel unter, die Carys gemacht hatte, so dass dadurch die Hinterpausche und der Sattelknauf verborgen waren und der Sattel weitestgehend wie ein Packsattel aussah.
Der unbehelligte Ritt nach Lechlade brachte Carys keine Erleichterung. Selbst dann noch, nachdem man, ohne befragt worden zu sein, durch das Tor geritten war, fühlte sie sich unbehaglich und war angespannt und vor Angst den Tränen nahe.
Mittlerweile hatte sie andere Gründe für ihre
Angst als nur den Grund, bisher zu viel Glück gehabt zu haben. Ihre beiden Begleiter schienen zu Fremden geworden zu sein. Telor, der so angespannt war wie sie, schien eine eigenartige, schreckliche Freude zu empfinden, für die sie keinen Anlass sah, und Deri . . . Deri schien überhaupt nicht vorhanden zu sein. Er saß zwar auf dem Pferd und antwortete jedes Mal, wenn Carys ihn angesprochen hatte, doch seine dunklen Augen waren glanzlos, und sein Blick war leer, selbst dann, wenn er lächelte.
Mehr noch, eine Zeit lang sah es so aus, dass man schlimmer untergebracht sein würde, als wenn man im Wald geblieben wäre. Jedes Wirtshaus war voll, und in den meisten Privathäusern waren Lord William of Gloucesters Männer einquartiert.
Carys stellte erst später fest, dass es an der Anwesenheit dieser Leute lag, warum in Telor die verrückte Freude entstanden war, die sie für ein Zeichen des ihm, Deri und ihr drohenden Unheils gehalten hatte. Gegenwärtig war sie indes mehr durch das beunruhigt, was ein letzter Glücksfall zu sein schien, durch den sie auf dem Dachboden eines Speisehauses ein warmes, sauberes Lager bekommen hatten.
Wie durch Zufall war Telor in dem Speisehaus eingekehrt und hatte dem Besitzer zugerufen, man wolle das „Tagesgericht" haben, da er meinte, man könne ebenso gut essen, derweil man darüber diskutierte, ob man sich weiter eine Unterkunft suchen oder einfach mit dem begnügen solle, was in der Bierstube auf der anderen Straßenseite zu bekommen war - einem Platz zum Anbinden der Pferde und einer Schlafmöglichkeit im Hof. Dann war ein Wesen, das wie ein schwarzhaariges Kind aussah, mit dem von Telor bestellten Essen gekommen. Weil Telor wusste, wonach er Ausschau hielt, sah er sofort, dass es sich um die kleinwüchsige Tochter des Wirtes handelte. Erleichtert und vergnügt lächelte er sie an, während er die angebotenen Schüsseln entgegennahm, und überlegte, ob er sich für die Freiluftunierbringung auf der anderen Straße entscheiden oder den Wirt, der, wie er glaubte, mit seiner Familie über dem Speiseraum lebte, fragen solle, ob man auf seinem Hof bleiben könne. Aber vielleicht würde Letzteres Deri argwöhnisch machen.
In der Hoffnung, dass Deri von sich aus das Mädchen bemerken und vielleicht vorschlagen würde, es solle bei ihm und seinen Begleitern bleiben, drückte Telor ihm, da er wollte, dass es weiterhin im Blickfeld blieb, drei Farthings in die Hand und bat es, Bier zu holen. Aber als es dann aus der Bierstube kam, war es Carys und nicht Deri, die es für ein Kind hielt und aufsprang, um dem Mädchen zu helfen, den großen Lederschlauch zu tragen, der für es zu schwer zu sein schien. Das Mädchen sträubte sich flüchtig, ganz so, als sei es verärgert, überließ Carys, ehe ihre Aufmerksamkeit durch diese Reaktion abgelenkt wurde, dann jedoch den Schlauch und verkündete, es werde Becher holen. Zu Telors Enttäuschung schaute Deri es überhaupt nicht an.. : Es brauchte lange, bis es zurückkam, und dann hatte es den falschen Augenblick gewählt, weil zwei Soldaten sich zwischen den Gästen hindurchdrängten. Einer von ihnen ging auf das Mädchen zu und hielt es, als es an ihm vorbeiwollte, am Arm fest.
Vor Angst schrie es auf, und der Vater hastete, eine schwere Schöpfkelle schwingend, herbei. Die Speisenden blickten neugierig oder ängstlich auf, als Telor auf die Füße sprang, die
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