Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

032

Titel: 032 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Seiltänzerin
Vom Netzwerk:
lachte dann. „Ich muss nicht überlegen. Papa kann mich nur verprügeln und eine Weile einsperren und hungern lassen, aber ich werde mehr als nur das Innere dieses Speisehauses gesehen und mehr getan haben, als in einem Topf herumzurühren. Ja, ich komme mit. Aber wo sind sie?"
    Carys zog Ann zu den Strohsäcken, setzte sich mit ihr darauf und berichtete ihr alles, was sie wusste. Gegen Ende der Geschichte hörte man Getrampel und das Knarren von
    Wagenrädern. Carys rannte zur Vorderseite des Dachbodens und lugte durch die Luftluke unter dem Dach. Indem sie sich den Hals verrenkte, schaffte sie es, einen kleinen Bereich der Stelle zu sehen, wo die Gasse, in der das Speisehaus stand, in die Hauptstraße mündete. Ein Trupp Soldaten marschierte zum westlichen Stadttor.
    „Falls du noch immer gewillt bist, mit mir zu kommen", sagte sie, „müssen wir uns beeilen. Truppen sind im Abmarsch, und ich bin sicher, aus dem einen oder anderen Grund werden andere Truppen folgen. Ich werde zwei Pferde bepacken und glaube, die Wachen lassen uns durch, ohne uns Fragen zu stellen."
    „Ja", stimmte Ann zu. „Es ist nicht die Aufgabe der Wachen, jemanden am Verlassen der Stadt zu hindern, es sei denn, man will einen Dieb fassen oder einen anderen Verbrecher. Aber ich kann nicht reiten und glaube nicht, zu Fuß mit dir Schritt halten zu können. Ich werde dir so schnell wie möglich folgen ..."
    Carys war durch den Ton verzweifelter Entschlossenheit gerührt und drückte Anns Hand. „Du wirst hinter mir sitzen und dich an mir festhalten. Und ich werde dich an den Sattel binden, damit du nicht herunterfällst, selbst wenn deine Arme ermüden.
    Das wird Furcht erregend sein . . . Ich war zu Tode erschrocken, als Telor mich zum ersten Mal auf sein Pferd gesetzt hatte, aber wirklich in Gefahr kommt man nicht.
    Ich hoffe auch, dass du durch den Plan, den ich ersonnen habe, nicht irgendwie in Gefahr gerätst. Also lass uns die Bündel fertig machen, die den Pferden aufgeladen werden sollen - falls du immer noch überzeugt bist, dass du mitkommen und hinterher den Zorn deines Vaters über dich ergehen lassen willst. Du weißt, du kannst jetzt heimrennen und niemand wird etwas erfahren, und ich schwöre, dass ich dann nicht schlecht von dir denken werde."
    Ann antwortete nicht, sondern stand nur auf und zog die Decken von den Strohsäcken. Carys benutzte eine von ihnen zum Einwickeln von Telors alter Harfe.
    Dann wurden die Kleidungsstücke, das Kettenhemd, das Telor getragen hatte, das Schwert, der Waffengurt und der Helm - alles, was Carys und Ann finden konnten, abgesehen von einigen Stoff streifen von Carys' Tanzkleid - in die zweite Decke gewickelt. Erst als Carys kurz davor war, die Decken zu Bündeln zusammenzuschnüren, hielt sie inne und sagte: „Ann! So angezogen kannst du nicht durch die Gegend reiten. Du lieber Himmel, was kannst du anziehen?"
    „In der Küche habe ich ein altes Kleid", antwortete Ann. „Das ziehe ich an, wenn ich mich beim Kochen bekleckern könnte. Hilf mir, mich auszuziehen."
    Im Unterhemd kletterte sie die Leiter hinunter, derweil Carys Anns Tunika und Bliaut zu dem Kleiderbündel tat und es dann schwierig fand, die Decke zusammenzuschnüren. Leise fluchend nahm sie die beiden dicksten Gegenstände heraus - Deris und Telors Mäntel - und schaute dann unbehaglich über die Schulter zur mondhellen Luke. Auf einmal wurde ihr klar, dass die Mäntel benötigt werden würden, doch das hatte sie nicht gewusst, als sie sie aus dem Bündel genommen hatte. Sie spürte, dass die Liebe Frau über sie wachte. Bis sie dann die Bündel verschnürt und am Seil zu Boden gelassen hatte, war Ann zurück und wartete, ein wenig in der kühlen Nachtluft fröstelnd. Ann drückte jedoch Deris Mantel fest an sich und roch daran, um dessen Geruch wahrzunehmen, ehe sie sich den Mantel um die Schultern legte.
    Die Bündel, die Carys gemacht hatte, wurden auf ein Pferd geladen. Das Pferd, das Telor geritten hatte, wurde mit dem beladen, was noch von einem frischen Heuhaufen übrig war. Damit wurde der Sattel verborgen, und dann warf man Getreidesäcke darüber, die an den Seiten herunterhingen. Carys legte das zusammengerollte Seil über die Hürde ihres Pferdes, faltete dann die dritte Decke zu einer Art Kissen zusammen, legte es über die Kruppe des Pferdes und befestigte es am Sattel. Unter Zuhilfenahme eines Schemels aus der Küche hob sie Ann auf das Pferd, band sie mit weichen Stoffstreifen fest und ließ sie so sitzen, an

Weitere Kostenlose Bücher