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will sich Lord Williams Truppen anschließen und versuchen, der Erste zu sein, der in das Herrenhaus kommt, um Telor zu helfen, sobald der Angriff erfolgt. Auch ich möchte dann in Marston sein. Zwei Helfer sind besser als ein Helfer, aber drei sind besser als zwei. Ich kämpfe nicht gern, weiß jedoch, was ich im Notfall zu tun habe. Ich besitze Dolche und kann sie benutzen. Für meine Größe bin ich sehr kräftig und eine gute Akrobatin. Es gibt viele Möglichkeiten, wie ich Deri und Telor helfen kann."
„Und ich kann alle Leute in Marston mit einem Kräutertrank außer Gefecht setzen, so dass sie nicht kämpfen
können!" Anns Stimme hatte fröhlich geklungen. „Falls die Zeit dazu reicht", fügte Ann ruhiger hinzu. „Die meisten betäubenden Kräuter wirken erst einige Zeit, nachdem man sie zu sich genommen hat. Und wir müssen auch ins Herrenhaus gelangen. Glaubst du, dass wir einfach durch das Tor reiten oder hindurchgehen können?"
„Ich bin sicher, dass wir das nicht können", antwortete Carys und war erneut ein bisschen erschüttert darüber, wie Ann den Gedanken genoss, sechzig oder achtzig Leute, die sie nicht einmal kannte, schachmatt zu setzen. „Und ich glaube nicht, dass Zeit genug sein wird, um die Kräuter zu sammeln ..."
„Nicht notwendig. Ich habe sie bei mir."
Einen Moment lang war Carys sprachlos, doch dann beschloss sie, die Angelegenheit zu verdrängen. Zuerst musste man, wie Ann gesagt hatte, in Marston sein. „Nein, wir können nicht, so wie wir sind, durch das Tor gehen. Orin ist sehr misstrauisch.
Telor meint, dass Orin einen Angriff durch Leute aus Creklade befürchtet. Aber Schausteller werden nie verdächtigt, sich an Kämpfen zu beteiligen. Wenn wir daher vorgeben können, eine Truppe zu sein ..."
„Nur du und ich?" unterbrach Ann. Sie hatte besorgt geklungen. „Ich kann nicht wie Deri Handstandüberschläge machen oder Scherze oder ..."
„Nein, nein", unterbrach Carys ihrerseits. „Deshalb reiten wir nach Creklade." Sie erläuterte den Hintergrund von Deris Auftrag, den er in dieser Stadt erledigt hatte.
„Ich bin sicher, der Landvogt wird froh sein, Männer noch vor dem Angriff in das Herrenhaus zu bekommen. Es muss einige Kämpfergeben, die vortäuschen können, Schausteller zu sein."
„Das denke ich auch", sagte Ann. „In Lechlade haben wir einen Nachbarn, der Pfeife blasen kann, und ich kann ein bisschen singen."
„Ich bin sicher, das wird reichen. Wenn ein Zwerg und eine richtige Seiltänzerin dabei sind, werden die anderen Leute echter wirken. Sobald wir jedoch in Marston sind, musst du vorgeben, ein kleines Mädchen zu sein, und in allen Winkeln herumstöbern, um einen sicheren Ort zu finden, wo wir uns verstecken können, sobald die Kämpfe beginnen. Telor und Deri werden zornig genug sein, wenn sie mich in Marston sehen, und beide Wutanfälle bekommen, sobald sie hören, dass ich dich in diese Sache verwickelt habe. Aber wenn du verletzt werden und auch nur den leichtesten Kratzer abbekommen solltest, werden sie mich umbringen."
Widerstrebend war Ann einverstanden, gab indes zu, dass sie nicht wisse, was sie tun könne, um behilflich zu sein, nachdem die Kämpfe begonnen hatten. Man redete über das, was Carys dem Landvogt sagen wollte, und das führte zu dem Beschluss, dass Ann sich besser ihr gutes Kleid anzog, ehe man in die Stadt kam.
Außerdem stimmte man sich ab, damit sowohl Carys als auch Ann, falls man sie getrennt befragen sollte, dieselbe Geschichte erzählten.
Kurz nach Sonnenaufgang erreichten sie Creklade. Vorher hatten sie, ehe sie das Dorf Marston erreichten, die Straße verlassen und Rast gemacht, um einige Stunden zu schlafen. Ann und Caiys wurden am Tor aufgehalten, doch sie sagte sogleich, sie sei der Junge von Deri dem Zwerg und müsse den Landvogt sprechen. Nach einigem Hin und Her wurde sie vorgelassen, und es stellte sich heraus, dass der Landvogt sich gut an Deri erinnerte.
„Man hat mich vertrieben", antwortete Carys auf seine Frage, wie sie aus Marston entkommen sei. „Kein einziger Mensch hatte den Mut, hoch genug zu klettern, um mein Seil festzumachen. Daher hat meine Tanzdarbietung an Reiz verloren. Dann hat man festgestellt, dass ich nicht gewillt war, die unnatürlichen Gelüste der Männer zu befriedigen, und ich habe Tag und Nacht um Deri geweint, so dass man mich vertrieben hat."
„Deri ist nicht hier", sagte der Landvogt. „Er kam her, um uns mitzuteilen, dass Orin sich in Marston versteckt hält und uns
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