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nicht befürchten, dass ich bestohlen werde.
Zum einen achten die Soldaten des Burgherrn darauf, dass es keinen Ärger gibt. Zum anderen muss jeder, der versucht, mich zu bestehlen, damit rechnen, dass ich ihm den Schädel einschlage, nicht, weil er versucht hat, mir meine Börse zu entwenden, an die er nie kommen würde, sondern weil ich seinetwegen unsere Stews loslassen muss, um ihn hochzuheben und in die Pferdetränke zu werfen. So, jetzt zieh die überlangen Ärmel der Tunika herunter, Junge, damit du die Pasteten tragen kannst.
Sie sind zu heiß zum Anfassen."
Einer der Männer, die etwas kauften, hatte sich umgedreht, derweil Deri redete.
Vertraulich nickte er ihm zu, grinste und sagte ganz allgemein zu der Menschenmenge: „Ihr glaubt besser, dass er das tun kann. Niemand hier wird mit ihm ringen wollen. Ist dein Herr im Keep, Deri?"
„Ja, das ist er", antwortete Deri und verbeugte sich höflich, während er die Börse einsteckte. Dann nahm er die heißen Pasteten von der Bohle, die als Theke diente, und reichte sie Carys. „Und warum bist du hier, während mein Herr singt?" erkundigte er sich.
Der Mann, der, wie Carys jetzt sah, noch ziemlich jung war, machte ein bekümmertes Gesicht. „Ich wurde heute Abend zum Aufseher über die Wachen bestimmt, zum Teil, um sicherzustellen, dass sie ihre Pflicht tun und Diebe und Raufbolde fassen, zum Teil, um zu verhindern, dass sie Händel anfangen."
Deri nickte. „Im Land herrscht große Unsicherheit, und es ist klug, dass der Herr von Castle Combe darauf achtet, dass dieser Anlass zur Freude sich nicht in ein trauriges Ereignis verwandelt."
„Ja, das stimmt." Der junge Squire seufzte.
„Du musst nicht befürchten, etwas zu verpassen", versicherte Deri ihm. „Telor wird nur für dich singen, alles, was du willst. Ich werde ihm sagen, dass du darum gebeten hast."
„Gut. Richte ihm aus, er solle nach mir Ausschau halten. Die Laute, die er mir gemacht hat, ist wunderbar, aber ich möchte noch mehr Saiten haben. Und ich würde auch gern ein kleineres Instrument haben, vielleicht eine Zither." Der junge Mann furchte die Stirn. „Ich bin ein Narr, über Musik zu reden. Was weißt du über die Unruhen im Land, Deri?"
„Ich weiß nur, dass wir auf dem ganzen Weg von Creklade im Südosten Armeen ausgewichen sind. In der Stadt Uffing haben wir gehört, in der Nähe von Marlborough sei es zu Kämpfen gekommen. Daher haben wir nicht die große Straße genommen. Aber alle Leute auf dem Land waren bewaffnet. Und das Dorf, wo wir diesen Jungen aufgelesen haben, wurde nach einem Angriff eingenommen. Wie hieß der Ort, Caron?"
„Faux's Hill", murmelte Carys mit künstlich gesenkter Stimme und nickte, als wolle sie sich verbeugen, ohne das jedoch zu wagen.
Bei ihrer Antwort hatte Deri sie angeschaut und wandte nun leicht unbehaglich den Blick ab. Der Squire bedeutete ihm jedoch zu gehen und sagte, sonst würde das Essen kalt. Deri drängte sich durch die Menschenmenge, die sich wieder vor ihm teilte und hinter ihm schloss. Augenpaare starrten auf die Stews, die er in den Brotschalen trug. Der eine oder andere der Umstehenden bewegte sich, den Appetit angeregt durch das, was er gesehen hatte, auf die Bude zu. Gehend und hüpfend folgte Carys Deri so schnell wie möglich, bis er mit einer ruckailigen Kopfbewegung auf eine Ecke wies, die durch die behelfsmäßige Bühne und die Wand eines Schweinestalls gebildet wurde.
„Setz dich hin", schlug er vor.
„Das ist unser Platz", äußerte jemand verärgert, als Carys die Pasteten auf die Bühne stellte und sich umdrehte, um Deri die Stews abzunehmen. Der Mann, der gesprochen hatte, war der akrobatische Zwerg.
„Wir werden den Platz nicht lange wegnehmen", erwiderte Deri beschwichtigend, während er die Hände auf den Bühnenrand legte und sich auf die Plattform schwang. „Wir wollen nur in Ruhe essen."
„Und wir sind deinesgleichen", sagte Carys.
„Du bist ein Riesentrottel, wenn du denkst, dass wir andere Schauspieler willkommen heißen, die dann unseren Profit schmälern", entgegnete der Zwerg boshaft. „Hier gibt es schon eine zweite Truppe."
Carys schüttelte den Kopf. „Wir treten hier nicht mit einem Spiel auf. Deri ist der Diener des Lautenspielers Telor. Telor singt nur vor den Herren im Keep. Ich bin Carys und nur zufällig bei Deri und seinem Herrn. Mein Meister ist in einer mondlosen Nacht gestorben, und man hat mich aus der Stadt gejagt, ehe ich eine andere Truppe finden konnte. Eines Tages
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