032
teilnehmen wollten, aufgebrochen waren, Teithiwr holen kam. Sie war im Morgengrauen in das Dachgebälk geklettert, um den schreienden Edlen, den aufgeregten Stallknechten und unruhigen Pferden aus dem Weg zu sein. Nachdem wieder Ruhe eingekehrt war, hatte sie begonnen, vom Sparren hinabzuklettern, war jedoch sofort wieder hochgestiegen, als sie die schrille, wütend klingende Stimme einer vornehmen Frau gehört hatte, die nach einem Stallburschen geschrien und verlangt hatte, man solle sofort ihr Pferd satteln, damit sie die Jagdgesellschaft noch einholen könne.
Nachdem die Frau fortgeritten war, sah Carys Telor in den Stall kommen, gefolgt von Deri, der sehr verärgert wirkte.
Telor war an Deris' Reaktion gewöhnt. Es tat ihm Leid, dass der Zwerg ihn gleich, nachdem Lady Marguerite fortgeritten war, sein Pferd holen gesehen hatte. Derweil er Teithiwr so schnell wie möglich sattelte, konnte er ihn nur darauf hinweisen, dass sie ihn aufgefordert hatte, sie zu treffen, sobald die Jagdgesellschaft aufgebrochen war. Es wäre sehr viel schlimmer gewesen, sie nicht zu treffen, als dabei beobachtet zu werden, dass er mit ihr zusammen war.
Deri wandte ein, ihr Gatte würde dafür sorgen, dass Telor, wenn er ihn zu fassen bekäme, entmannt würde.
„Was für ein Einfall!" rief Telor aus und führte Teithiwr aus dem Stall. Er saß auf und hielt das Pferd zu raschem Trab an. Lady Marguerites Gatten wegen machte er sich keine großen Sorgen. Sir Raul würde nur das bemerken, was man ihm unter die Nase rieb. Dessen war er sicher. Und Lady Marguerite war viel zu diskret und klug - und letztlich zu wenig beteiligt - , um sich und ihn in Gefahr zu bringen, indem sie gravierende Fehler beging.
Sobald er das Gelände der Burg hinter sich hatte, entdeckte er sie im Tal vor sich. Sie war kurz vor dem Dorf abgebogen und ritt durch die Furt im Fluss auf den Wald an der anderen Seite zu. Telor blieb keine andere Wahl, als der von der Burg her verlaufenden Straße zu folgen. Er ritt jedoch durch das Dorf, ohne den Fluss zu durchqueren. Er blieb auf der Straße, weil er wusste, dass sie auf den Fosse Way mündete, der in nordöstlicher und südwestlicher Richtung verlief. Wenn er auf dem Fosse Way nach rechts abbog, würde er bald der Sicht vom Dorf her durch ein kleines Wäldchen entzogen sein. Sobald die Straße
den Fluss überquerte, konnte er wieder nach rechts in den Wald abbiegen, und zwar nördlich von der Stelle, wo Lady Marguerite hineingeritten war.
Er hatte keine Schwierigkeiten, Lady Marguerite zu finden, und als er absaß, kam ihm der Gedanke, dass sie schon viele Male ein solches Stelldichein gehabt haben musste.
„Es ist nicht weit", sagte er. „Willst du absitzen und laufen, oder soll ich dein Pferd führen?"
„Was ist nicht weit?" fragte sie und hob eine Augenbraue.
„Eine Laube, wie gemacht für eine Feenkönigin, in der sie sitzen und träumen kann oder in der sie sich ihrem Vergnügen hingeben kann, oder um zu reden und zu lachen -ganz, wie meine Königin befiehlt."
„Ah, Telor", äußerte Lady Marguerite seufzend und schüttelte leicht den Kopf. „Du bist sehr beredt. Ich sitze ab und laufe." Sie legte Telor die Hände auf die Schultern.
Er umfasste ihre Taille und hob sie schwungvoll vom Pferd. Einen Augenblick lang hielt er sie in der Luft, während er flüchtig ihren Hals mit den Lippen streifte. Dann, als er sie auf die Füße stellte, murmelte er: „Ich bitte um Entschuldigung, Mylady.
Ich wünschte, du wärst nicht so schön."
„Was?" rief sie aus, doch auf ihrem zu ihm hochgereckten Gesicht lag ein Lächeln.
„Das war sehr unfreundlich."
„Aber du bist gefährlich für mich", flüsterte er. „Du bist eine solche Versuchung, dass ich mir Freiheiten gestatte, die dich vielleicht kränken. Ich habe nicht das Recht, dich zu berühren, es sei denn, du befiehlst es mir."
„Und wie kann ich, wenn ich dir diesen Befehl gebe, wissen, dass du mir nicht nur aus Furcht, statt aus Verlangen gehorchst?"
Telor lachte. „Komm, in fünf Minuten werde ich dir die Antwort auf diese Frage geben."
Er nahm die Zügel der beiden Pferde in eine Hand und legte den anderen Arm Lady Marguerite um die Taille. Er hatte sich förmlich bei ihr entschuldigt und konnte sich jetzt kleine Freiheiten erlauben, die zunehmend kühner wurden, solange sie lächelte und keine Einwände erhob.
Er hielt sich auf dem schmalen Weg etwas nach Osten, und in weniger als fünf Minuten gelangte man auf eine kleine Lichtung, wo
Weitere Kostenlose Bücher