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032

Titel: 032 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Seiltänzerin
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zufrieden sein zu können. Der Aufprall hätte sie beinahe auf der anderen Seite von Teithiwr geschleudert. Nur Deris Knoten und das starke Leder verhinderten das, und vor Anstrengung klammerte sie sich fester an den Riemen.
    Sie war sich, obwohl sie zur Seite geschleudert worden war und halb über der Erde hing, ihrer Angst nicht mehr bewusst. Ein Mann duckte sich unter Telors Bauernspieß, der jetzt langsamer geschwungen zu werden schien. Der Mann hob einen Prügel, um damit auf Telors Arm zu schlagen, und ließ ihn dann fallen. Er griff sich unter dem Ohr an den Hals, wo das Blut aus einem Schnitt quoll, den Carys'
    Dolch verursacht hatte. Sie hörte Telor stöhnen, derweil er den Bauernspieß wieder schwang, und erneut stieß ihr Dolch in etwas. Sie wusste nicht, wen oder was sie getroffen hatte. Sie sah jedoch das Gesicht des nächsten Mannes vor sich auftauchen, der nach Teithiwrs Zügeln griff. Er verpasste die Zügel und griff, als das Pferd an ihm vorbeilief, nach Carys. Sie stach indes so sicher und gezielt zu, als hätten sie und er still voreinander auf der Erde gestanden.
    Durch die Wucht, mit der sie ihn durch einen Fußtritt fortstieß, bekam sie nicht nur ihren Dolch frei, sondern wurde auch wieder in aufrechte Position gebracht. Als sie sich straffte, sah sie den Dolch eines der Gesetzlosen links von sich aufblitzen. Und Telors Bauernspieß wurde so langsam, ach, so langsam geschwungen. Sie schrie auf, als der Dolch Telor in die Seite traf, ehe der Mann durch das kurze Ende des Bauernspießes zurückgestoßen wurde. Mit dem Griff des Dolches schlug sie hart auf Teithiwrs Hinterhand ein und trat das Pferd, das wieder schneller wurde.
    Sie dachte, jetzt sei man frei, doch plötzlich wurde sie gezerrt und gewaltig gestoßen. Ein dreckiges bärtiges Gesicht tauchte nur eine Handbreit von ihrem entfernt auf. Der Atem des Mannes stank so wie der eines kranken Hundes. Einen Moment lang wurde ihre Hand festgehalten, während der Mann, der im Steigbügel einen Fuß auf Telors gestellt hatte, sich mit einer Hand an ihrer Schulter und mit der anderen an Telors Arm festklammerte. Te-lor begann, aus dem Sattel zu rutschen.
    Die Verzweiflung verlieh Carys die Kraft, das Handgelenk herumzudrehen. Sie spürte, dass ihr scharfer Dolch in die Weichteile des Mannes drang, und als er aufschrie und versuchte, sie zu schlagen, riss sie den Dolch nach oben. Brüllend fiel der Mann zu Boden und griff sich in den Schritt.
    Teithiwr wich seitlich aus, wodurch Carys beinahe wieder aus dem Sattel gefallen wäre. Mit der Kraft einer Wahnsinnigen klammerte sie sich jedoch an ihren einzigen Halt, und plötzlich war man an Doralys und dann auch an Deri vorbei, der sich umgedreht hatte, um nach hinten zu sehen, seine Steinschleuder durch die Luft wirbelte und dauernd mit den Hacken Trittfest in die Flanken trat. Carys konnte nicht zurücksehen, um mitzubekommen, ob Deris Bemühungen etwaige Verfolger entmutigten. Telor hatte den Bauernspieß quer vor sich über den Sattel gelegt. Er hing jedoch schlaff nach vorn und schwankte gefährlich von einer Seite zur anderen.
    Zunächst konnte Carys nur schreien: „Halt dich fest, Telor! Halt dich fest!" Sie selbst saß nicht sehr sicher auf dem Pferd, und selbst dann, als sie die Knie gegen Teithiwrs sich heftig hebenden und senkenden Leib presste, vermochte sie nicht sofort, Telor zu stabilisieren, weil sie befürchtete, dass durch die ruckartigen Bewegungen des Pferdes der Dolch in ihrer Hand in den Mann gestoßen werden könne, den sie zu retten versuchte. Sie konnte den Dolch auch nicht in die Scheide stecken, und auf den Gedanken, ihn einfach fallen zu lassen, kam sie nicht, denn eher hätte sie sich von ihrer Hand oder ihrem Arm getrennt.
    Zum Glück schien ihr verängstigter Schrei Telors wachsende Benommenheit durchdrungen und ihn sich der Gefahr, in der er sich befand, bewusst gemacht zu haben. Einige Minuten lang nahm er seine Kräfte zusammen, lange genug, um den Bauernspieß in die Halterung zu stecken und sich wieder im Sattel aufzurichten, und lange genug, damit Carys den Dolch in die Hinterpausche stoßen und Telor mit dem freien Arm um die Brust greifen konnte. Einige weitere Minuten lang konnte sie nichts anderes tun, als zu versuchen, ihr Zittern zu unterdrücken und nach Luft zu schnappen. Sie spürte Schwäche sie überkommen und bemühte sich grimmig, sie zu verdrängen, da sie wusste, dass Telor aus dem Sattel fallen und sie mit sich reißen würde, wenn sie ihr

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