Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

032

Titel: 032 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Seiltänzerin
Vom Netzwerk:
auf, sich zu bewegen, und flüsterte gequält: „Die verdammten Rippen tun so weh, dass ich vermutlich deshalb nichts von dem Stich gemerkt habe."
    Carys dachte wieder daran, auf die Beine zu kommen, doch das schien der Mühe kaum wert zu sein. Sie kroch an Telors Seite und setzte sich hin. Er schaute sie an und lächelte. „Nun kannst du nicht länger denken, dass du mir dein Leben schuldest.
    Du hast die Dankesschuld abgetragen, denn heute hast du mir das Leben ebenso gerettet, wie ich das damals getan habe."
    „Halt den Mund und ruh dich aus", knurrte Deri und stand auf. Dann sagte er zu Caiys: „Versuch, ob du Telors Tunika und sein Hemd anheben kannst, um die Blutung zu stillen, ohne ihn zu bewegen. Ich werde unterdessen die Pferde anbinden."
    Hätte Carys sich auf den Beinen halten können, hätte sie darauf bestanden, mit Deri die Aufgabe zu tauschen, da sie verängstigt war. Die einzige Möglichkeit, die sie kannte, um eine Blutung zu stillen, war, etwas auf die Wunde zu pressen, und das wagte sie nicht zu tun, aus Angst, sie könne Telor die gebrochenen Rippen durch die Lungen drücken. Nun, da sie wieder Hoffnung hatte, wollte sie nicht die Wunde sehen, die diese Hoffnung zunichte machen würde. Aber auf seiner Tunika war nicht so viel Blut, wie sie angenommen hatte, und mit zitternden Fingern machte Carys seinen Gürtel auf und zog die Obergewänder hoch. Sie hoffte, die Erinnerung trüge sie und der Dolch habe Telor nur geritzt.
    Die Hoffnung erstarb sogleich, und Carys musste sich auf die Unterlippe beißen, um nicht zu weinen und Telor mit ihrer Verzweiflung anzustecken. Er hatte die Augen geschlossen, so dass er das Entsetzen in ihrer Miene nicht sehen konnte, das sie zeigte, als sie sah, dass sein Hemd blutdurchtränkt war. Dennoch wagte sie nicht zu zögern, denn noch immer gab es etwas Hoffnung, und nichts zu tun, hätte bedeutet, dass die Angst, die sie beim Reiten gehabt hatte - Telor sei verblutet -, sich bewahrheiten könne. Und sie wurde belohnt, als sie das Hemd hochgehoben hatte, denn sie sah sofort, dass die Wunde unterhalb des Brustkorbs war. Mit neu erwachter Hoffnung zog sie den zweiten Dolch hervor und schnitt die Verschnürung von Telors blutiger Brayette durch.
    Ein langer Schnitt hatte das Fleisch über Telors Hüftknochen durchtrennt und verlief nach hinten und zum Gesäß. Aber nur das Fleisch war verletzt, und nicht einmal sehr tief. Die Wunde blutete noch immer, wenngleich nicht sehr stark, und daher knüllte Carys einfach nur den unteren Teil des Hemdes zusammen und drückte ihn auf die Verletzung. Telor stöhnte leise auf. „Es ist nur ein Schnitt", sagte sie, „der nicht sehr schlimm ist."
    Telor antwortete nicht, doch einen Augenblick später, als sie Deri fluchen hörte, befürchtete sie nicht mehr, dass Telor, wenn sie aufhörte, ihn im Auge zu behalten, sterben könne. Sie drehte den Kopf herum und sah, dass der Zwerg nicht hoch genug reichen konnte, um das Gepäckstück, das er haben wollte, vom Muli zu holen.
    Leise rief sie ihm zu, er solle zu Telor kommen und sie das Gepäck abladen lassen.
    Langsam ließ er die Arme sinken, und diese resignierende Geste hatte etwas an sich, das sie erkennen ließ, dass er, so wie sie es sich gewünscht hatte, die Angst um Telor verloren hatte.
    „Es ist nur eine Fleischwunde", sagte sie. „Und die Blutung hat fast aufgehört."
    Und um ihm das zu zeigen, hob sie, als er zu ihr kam, das Hemd an. Er zuckte zusammen, als empfände er Schmerzen, und sagte dann: „Die Wunde wird genäht werden müssen. Sonst öffnet sie sich jedes Mal, wenn Telor sich bewegt, und dann heilt sie nie ab."
    Carys erschauerte. „Ich kann nicht", flüsterte sie. „Ich weiß nicht, wie."
    „Nun, nach Malmsbury können wir nicht zurück", meinte Deri. „Und vor uns liegt nur Moorland. Ich könnte nach Marston reiten. Da muss es einen Arzt geben oder eine Hebamme oder eine Kräuterfrau. Ich glaube, es ist nicht weiter als drei Meilen entfernt."
    „Nicht nach Marston", sagte Telor und schlug die Lider auf. „Ich will nicht, dass Eurion etwas erfährt. Bestimmt hast du schon mal eine Kuh oder ein Schaf zusammengeflickt, Deri."
    „Du bist keine Kuh", erwiderte Deri mit grimmiger Miene.
    Telor versuchte zu lächeln und verzog die Lippen. „Nein, meine Haut ist dünner. Das müsste einfacher sein."
    „Wir haben nichts ..." wandte der Zwerg ein.
    „Wir haben eine Nadel, und du kannst die dünnste Darmsaite der Harfe benutzen."
    Telor machte die Augen

Weitere Kostenlose Bücher