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032

Titel: 032 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Seiltänzerin
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Combe hast du ihn nicht benutzt", bemerkte Deri.
    „Es ist zu leicht, mit meinen Dolchen jemanden zu töten" , erwiderte sie und schüttelte den Kopf. „Ich wollte den Mann aufhalten, aber nicht erstechen." Sie zuckte mit den Schultern. „Wir hätten keinen Toten irgendwo herumliegen lassen können. Was hätten wir mit der Leiche machen sollen? Und selbst wenn wir sie hätten verstecken können, hätten wir auch die anderen Männer töten müssen, um sie zum Schweigen zu bringen."
    „Wo bringst du die Dolche unter?" wollte Deri wissen.
    Prompt hob Carys ihre Tunika an und ließ die schmalen, aber harten Lederscheiden sehen, die flach auf ihren Oberschenkeln lagen. Und dann zeigte sie die aufgemachten Säume, durch die sie die Hände stecken konnte. „Ich kann die Dolche auch werfen", sagte sie.
    Deri schaute sie an. „Was ist wirklich in dem Keep passiert?"
    „Genau das, was ich dir erzählt habe", antwortete sie. „Mit zwei Dolchen kann man sich nicht gut gegen fünfzig Männer wehren, auch nicht gegen zwanzig."
    „Du bist so schutzlos wie eine Natter", äußerte Deri trocken. „Warum hast du vorgetäuscht, hilflos zu sein?"
    „Bin ich das nicht?" fragte Carys. „Hätten du und Telor mich liegen gelassen, wie hätte ich dann etwas zu essen bekommen? Ich bin keine Diebin oder Hure. Und wenn man jemandem die Kehle durchschneidet, bekommt man dadurch kein Essen in den Magen. Und als wir in Castle Combe eintrafen, wollte ich bei euch bleiben.
    Niemand war je so nett zu mir wie du und Telor." Carys hielt inne und fügte nach einem Moment entschuldigend hinzu: „Ich habe die Dolche nicht absichtlich versteckt, jedenfalls nicht mehr nach den ersten Tagen. Ich habe einfach nicht mehr an sie gedacht."
    Deri lachte. „Und ich dachte, du hättest gescherzt, als du Telor fragtest, ob du den Mann hättest erstechen sollen, statt zu versuchen, ihm die Augen auszudrücken."
    Deri lachte wieder, dieses Mal fröhlicher. „Such trockenes Holz, damit ich ein Feuer machen kann, das nicht qualmt. Ich glaube, Telor würde eine heiße Suppe gut tun."
    „Willst du jagen gehen?" fragte Carys in ängstlichem Ton.
    Wie alle Fahrensleute kannte sie die Jagdgesetze, die es Gemeinen verboten, Wild oder Holz zu stehlen.
    „Noch nicht", antwortete Deri. „Ich will keine Hand verlieren oder gehängt werden.
    In meinen Satteltaschen habe ich etwas Getreide und Trockenfleisch."

    „Ich kann beim Bach Wurzeln und Grünzeug suchen", schlug Carys vor.
    Ermina hatte sie gelehrt, wilde Pflanzen zu erkennen, die sich gut zum Essen eigneten, und sie hatte aus reiner Neugier zugehört, da Morgans Truppe selten von Dingen leben musste, die in freier Natur wuchsen. In den mit Ulric verbrachten Jahren hatte sie Ermina gepriesen, wann immer sie aus ihrer Benommenheit erwacht war, denn wären diese Lektionen nicht gewesen, wäre sie vielleicht verhungert.
    Deri brachte nicht nur Getreide, Trockenfleisch und Salz zum Vorschein, sondern auch eine flache Pfanne, und Carys, die ihr mitgebrachtes Holz hatte fallen lassen, ging am Bachufer auf und ab und sammelte wilde Zwiebeln, Bärlauch, Lilienknollen, Wegerich und Brennnesseln. Alles wurde in kleine Stücke geschnitten und in das bereits kochende Wasser in der auf drei Steinen über dem Feuer stehenden Pfanne getan. Derweil das Trockenfleisch weich kochte, hängte Carys die Zeltplanen an den Ästen über Telor auf. Nachdem sie befestigt worden waren, wechselten Deri und Carys sich beim Kochen ab und füllten Wasser nach, wenn das notwendig geworden war, während der andere schlief.
    Nachdem Telor wach geworden war und man zu essen begonnen hatte, entschuldigte Carys sich für ihre schlechten Kochkünste und fügte hinzu: „Ich habe nie kochen gelernt und auch nicht gelogen, als ich sagte, dass ich nicht nähen kann."
    Deri grinste. „Sie lügt nie, aber manchmal vergisst sie, etwas zu erwähnen. Sollen wir versuchen, Telor, morgen nach Marston zu gelangen?"
    „Nein, nicht nach Marston. Ich habe dir gesagt, dass ich nicht will, dass Eurion, und in diesem Fall auch Sir Richard, etwas von dem Zwischenfall erfährt."
    „Das war eine große Gruppe von Gesetzlosen", meinte Deri. „Das könnte bedeuten, dass sie irgendwo hier aus ihren Häusern vertrieben wurden. Ungefähr eine Meile entfernt von hier sind wir durch ein Dorf geritten, aber keine Menschenseele hat sich blicken lassen. Ich habe das für ein Zeichen gehalten, dass die Leute vielleicht mit den Gesetzlosen im Bunde sind."
    „Ich habe

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