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032

Titel: 032 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Seiltänzerin
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widersprach sie ernst. „Es war sehr nützlich, dass du gefangen genommen wurdest. Wie hätte ich sonst herausgefunden, wo Telor gefangen war?"
    Einen Moment lang trat betretenes Schweigen ein, und dann äußerte Deri ebenso ernst wie Carys: „Leider war das nicht der Grund, weshalb ich das alles getan habe."
    Nach kurzer Pause setzte er seufzend hinzu: „Ich wünschte, ich hätte einen vernünftigeren Grund gehabt als nur den, alle Männer in der Großen Halle zu töten."
    Telor hörte kaum zu. Ihn lenkte die Tatsache ab, dass von Marston her kein Lärm zu hören war. Das Licht mehrerer Ii Fackeln erhellte die Stelle auf der Mauer, wo vermutlich der verletzte oder tote Wächter lag. Der Lichtschein wurde jetzt schwächer, wahrscheinlich, weil man den Mann von der Mauer trug, aber man hörte kein Geschrei und sah auch keine von Fackeln erzeugte Helligkeit im Hof, die darauf schließen ließ, dass Männer zusammengerufen und Pferde gesattelt wurden.
    „Ich wette", sagte Deri bedächtig, „man weiß noch nicht, dass wir geflohen sind."
    Telor nickte. „Vermutlich hast du Recht, aber Orin befürchtet einen Angriff durch Männer aus Creklade, und wenn seine Soldaten herauskommen und nach Anzeichen für einen Überraschungsangriff Ausschau halten, dann könnten wir ihnen in die Hände fallen."
    „Bestimmt wird man erst innerhalb von Marston nach Eindringlingen suchen", meinte Deri, „um sicher zu sein, dass niemand über die Mauer geklettert ist, der den Angreifern das Tor öffnen könnte."
    „Drinnen oder draußen", zischte Carys gereizt. „Man ! kann gleichzeitig hie wie dort suchen. Lasst uns hier verschwinden!"
    „Du hast Recht", stimmte Telor zu. „Die Frage ist, welchen Weg wir nehmen sollen?"
    „Den nächsten, auf dem wir von dem zu Marston gehörenden Land wegkommen", antwortete Deri.
    Telor schüttelte den Kopf. „Das ist nicht möglich. Dann müssten wir nach Süden gehen und kämen an den Fluss. Bis Kemp gibt es jedoch keine Furt. Aber ich denke, die Liebe Frau hält ihre schützende Hand über uns. Ich vermute auf Grund der Stille da drüben, dass der Hauptmann, der für die Nachtwache zuständig ist, beschlossen hat, Orin doch nicht zu wecken. Ich glaube nicht, dass man nach uns suchen wird, bis Orin entschieden hat, es sei an der Zeit, sich unterhalten zu lassen, und dann feststellt, dass wir verschwunden sind." Telor zog sich tiefer in den Wald zurück, und Carys und Deri folgten ihm. „Lasst uns eine Meile in Richtung Creklade gehen und einen Baum finden, der nicht zu weit von der Straße entfernt steht, und auf dem wir uns verstecken können."
    Nach Creklade?" fragte Deri. „Warum nicht nach Lechlade?"
    „Orin ist uns drei Reittiere schuldig und auch noch Vorräte", erwiderte Telor leise.
    „Er wird sicher sein, dass wir nach Creklade unterwegs sind, denn er hat mir gegenüber deutlich gemacht hat, dass die Menschen dieser Stadt seine Feinde sind.
    Und da die Stadt nicht weiter als vier Meilen entfernt ist, wäre es nur vernünftig von mir, dort hinzurennen und Hilfe zu holen."
    „Das leuchtet mir ein", sagte Deri und bemerkte, dass vor ihm der Wald sich lichtete. Da er seine Jugend in einem Herrensitz wie Marston verbracht hatte, wusste er sofort, dass man nicht durch ein großes Gehölz ging, sondern nur durch einen Waldstreifen, der zwischen dem Herrenhaus und einem Gehöft lag.
    Im grauen Morgenlicht sah man, dass hinter dem Waldesrain bestellte Felder lagen und zur Rechten einige Gebäude standen, die keine Dächer mehr hatten. Noch wichtiger war, dass ein Pfad sich durch die Felder schlängelte, der, wie man hoffte, gen Süden zu der nach Creklade verlaufenden Straße führte.
    Es war hell geworden, bis man die Straße nach Creklade gefunden hatte und ungefähr eine Meile in Richtung der Stadt gegangen war. Schließlich entdeckte Telor einen riesigen alten Baum mit knorrigem Geäst. So mühelos, wie Caxys laufen konnte, erkletterte sie den Baum, sah sich um und verkündete, nachdem sie wieder auf der Erde war, niemand könne aus der Mitte des Geästs die Straße sehen. Man könne jedoch sehr leicht in das höher aufragende Geäst klettern und dort von mehreren Stellen aus die Straße im Auge behalten.

    Froh, von einer großen Angst befreit zu sein, ging man abwechselnd zum Fluss, um sich zu erleichtern und zu trinken, ehe man an der der Straße abgewandten Seite des Baums hochkletterte. In der Astgabel, die mit der von Carys mitgenommen Decke und etlichen Kleidungsstücken

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