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032

Titel: 032 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Seiltänzerin
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wegen.
    Trotzdem wusste sie, dass sie sich ihm hingeben musste. Es ging nicht darum, sich einen Platz in der Truppe zu erkaufen; man war jetzt auf Gedeih und Verderb zusammengeschmiedet. Aber Telor zu zwingen, das ihn verzehrende Verlangen zu ertragen - und sie wusste, er würde es klaglos ertragen, falls sie sich ihm verweigerte - , war eine Art von Tortur, die ihm aufzuerlegen sie nicht imstande war. Sie schaute auf, und da war er, kaum zwei Schritte von ihr entfernt. Sie schnappte nach Luft und zuckte zurück. Ihn so nah bei sich zu sehen, erinnerte sie lebhaft daran, dass auch sie sich vor Begierde verzehren würde, wenn sie sich ihm verweigerte.
    Er blieb sofort stehen und sah erst überrascht, dann beunruhigt aus. „Hab keine Angst vor mir, Carys", sagte er. „Es tut mir Leid, dass ich gesagt habe, ich würde es bedauern, dich nicht wenigstens ein Mal geliebt zu haben. Ich dachte, dass ich bald tot sein und es daher keine Rolle spielen würde, wenn ich dir das sage."
    Das hatte Carys vergessen. Jetzt entsann sie sich dieser Bemerkung und des leichten Bedauerns, das in Telors Stimme mitgeschwungen hatte. Er hatte nicht hitzig und verärgert geklungen, ganz so, als sei ihm etwas verwehrt worden, sondern eher, als habe er nicht die Möglichkeit gehabt, einige freundliche und zärtliche Worte zu ihr zu sagen oder ihr etwas zu schenken, das ein Andenken gewesen wäre, wenn sie sich voneinander trennten. Carys war klar, dass für ihn Liebe gleichbedeutend mit Beischlaf war, genau so wie für andere Männer, doch der Ton, in dem er das gesagt hatte, ließ sie sich fragen, ob in diesem Fall „Beischlaf" auch „Liebe" bedeute.
    Sie schüttelte den Kopf und streckte die Hand nach Telor aus, die er eifrig ergriff. Er zog sie jedoch nicht zu sich. Ihre Hand zitterte, und Telor hielt sie nur fest und beobachtete einen Herzschlag lang ihr Gesicht.
    „Du kannst nicht mehr Jungfrau und daher auch nicht verängstigt sein", äußerte er verdutzt. Nach einer Minute fuhr er wütend fort: „Du warst verletzt und nicht willens ..."
    Carys schloss die Augen und erschauerte, nicht so sehr der Erinnerungen, sondern der Ängste vor der Zukunft wegen, und plötzlich zog Telor sie auf eine gänzlich unsinnliche, aber sehr tröstliche Weise hart in die Arme. „Oh, Gott, Carys! Ich hätte es mir denken können. Armes Ding. Bei uns bist du sicher."
    Dann wollte er einen Schritt zurück machen, doch sie klammerte sich an ihn, und er hielt die Arme um sie, wenngleich er den Druck lockerte. Nach einem Moment tätschelte er ihr den Rücken und sagte: „Jetzt hast du nichts zu befürchten." Er versuchte wieder, sich von ihr zu entfernen, doch da ihre Arme sich nicht entspannten, sagte er in schärferem Ton:
    „Ich bin kein Heiliger, Carys. Ich hoffe, du spielst nicht nur mit mir."
    Sie ließ ihn los, blieb jedoch vor ihm stehen, und ihre wunderschönen goldbraunen Augen waren auf sein Gesicht gerichtet. „Ich weiß nicht, was ich will", flüsterte sie.
    „Es ist nicht so, dass ich dich nicht begehren würde. Ich fürchte mich."
    Einige entscheidende Minuten lang hatte Mitleid Telors Leidenschaft in reine Zuneigung verwandelt. Wäre Carys weiter vor ihm aus Angst und Entsetzen zurückgewichen, hätte er geglaubt, die Schranke, die entstanden war und seine fleischlichen Gelüste zurückhielt, aufrechterhalten zu können. Das Mitleid blieb. Es erfüllte ihn so sehr, dass ihm die Tränen in die Augen traten. Das Gefühl ihres Körpers an seinem hatte die Schranke jedoch brüchig gemacht, und ihr Geständnis, auch sie begehre ihn, sie vollkommen zerstört. Daher mischte sein Mitleid sich mit Leidenschaft, und erneut griff er nach Carys. Diese Mal beachtete er die Tatsache jedoch nicht, dass sie zitterte.
    „Durch mich wirst du nicht verletzt werden, und es wird auch nicht gegen deinen Willen geschehen", versprach er und hielt sie leicht an sich gedrückt. „Lass mich nur versuchen, dich innerlich zu heilen. Du kannst jederzeit Ja oder Nein sagen ..."
    Sie hatte den Kopf gesenkt und zitterte immer noch, stieß Telor jedoch nicht von sich und versuchte auch nicht, sich seinen Armen zu entwinden. Er wartete und merkte, dass er vor Verlangen hart wurde und unter der weiten Brayette gegen Carys stieß. Es war schwer für ihn, dem Drang zu widerstehen, sich an Carys' flachem Bauch zu reiben und sich dadurch noch mehr zu stimulieren.
    War es der Umstand, dass sie ihn an sich fühlte, dass der ihr verbliebene geringe Widerstand zusammenbrach? Sie

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