0320 - Heißes Pflaster Chicago
stehen.
»Verdammt, wie kommt denn meine Kiste hierher?«
»Wieso Ihre Kiste? Das ist mein fahrbarer Untersatz. Haben Sie etwa auch so einen?«
Was da am Straßenrand stand, war ein roter Jaguar, der sich auf den ersten Blick nicht im Geringsten von meinem Wagen unterschied.
Nosy setzte sich ans Steuer, Phil neben ihm auf den Beifahrersitz und ich klemmte mich hinten hin.
Kaum saßen wir, als bereits die Sirene in den höchsten Tönen jaulte. In scharfem Tempo brauste Nosy die State Street hinauf.
Er stoppte vor dem East Gate Hotel, sprang heraus und winkte einem Boy.
Dann brachte er uns hinein und verlangte vom Portier die Schlüssel für die bereits reservierten Zimmer.
»Ich denke, ihr wollt hinaufgehen, um euch die Nase zu pudern«, lachte er. »Ich warte in der Cocktail-Lounge, bleibt nicht zu lange, sonst wird meine Spesenrechnung zu hoch.«
»Okay«, lächelte ich und dann fuhren wir hinauf.
Als wir nach zehn Minuten in der Cocktail-Lounge erschienen, saß Nosy gemütlich hinter einem Scotch.
Es wurde ein ebenso interessanter wie vergnügter Abend.
Wir erfuhren, dass der kleine G-man aus den Slums von Chicago stammte und sich im Gangsterland ausgezeichnet auskannte.
»Wenn ihr wüsstet, was ich hier und in der Umgebung für Freunde habe, ihr würdet kein Wort mehr mit mir reden«, sagte er. »Aber glaubt mir, diese Verbindungen können recht nützlich sein.«
Wir glaubten es ihm. Dergleichen Erfahrungen hatten wir auch schon längst gemacht.
Kurt nach Mitternacht verabschiedete sich Nosy.
Man hatte uns einen Pontiac zur Verfügung gestellt. Einen bestimmt respektablen und schnellen Wagen, aber es war eben kein Jaguar.
Wir nahmen noch einen Schlaftrunk, tauschten unsere Eindrücke aus und waren um ein Uhr in unseren Betten.
Ich hatte das Gefühl, ich sei gerade eingeschlafen, als das Telefon auf meinem Nachttisch zu rasseln begann.
»Cotton!«
»Detective-Lieutenant Bronx. Wir haben uns heute Nachmittag kennengelernt.«
»Weiß ich«, antwortete ich. »Was ist los?«
»Die Torture Gang hat erneut zugeschlagen. Vor fünf Minuten kam der Alarm. Man hat nach altbewährter Methode einen Raubüberfall in der West Surf Street 96 verübt. Ich bin soeben im Begriff hinzufahren.«
»Es ist gut. Wir kommen.«
Ich warf Phil aus den Federn, und fünf Minuten danach waren wir bereits unterwegs.
***
Die West Surf Street liegt in der Gegend Chicagos, in der die reichen Leute wohnen.
Als wir stoppten, standen vor dem repräsentativen Gebäude im Kolonialstil zwei Streifenwagen der Stadtpolizei.
Im Wohnzimmer fanden wir die Familie und deren Hausangestellte.
Mrs. Williams, eine Frau von ungefähr fünfunddreißig Jahren, litt immer noch unter der Wirkung eines Schocks und war nicht fähig, etwas auszusagen.
Auch der zwölfjährige Sohn war vollkommen verängstigt.
Nur Mister Adam Williams hatte sich einigermaßen gefasst.
Was er berichten konnte, war wenig, aber typisch für die Arbeitsweise der Gang.
Ohne dass sie vorher etwa gehört hatten, standen plötzlich drei, mit Strumpfmasken versehene Männer im Schlafzimmer.
Während einer die Pistole gezogen hatte, machten sich die beiden anderen daran, das Ehepaar fachmännisch zu fesseln und zu knebeln.
Das gleiche geschah mit dem im Nebenzimmer schlafenden Sohn. Bezeichnenderweise wurden zur Fesselung die Krawatten des Mister Williams verwendet.
Dann nahm man ihm den Knebel ab und fragte ihn, wo er die Juwelen seiner Frau und Bargeld aufbewahre.
Durch Schläge verliehen die Kerle ihren Forderungen Nachdruck.
Wie nicht anders zu erwarten, verließen sie das Haus mit einer Beute von zweihundertfünfzig Dollar Bargeld und ungefähr achttausend Dollar an Schmuck, darunter eine kostbare Kette aus grauen Perlen.
Es war dann Mister Williams gelungen, seine Fesseln zu lösen und die Polizei anzurufen.
Gerade, als er mit seinem Bericht fertig war, erschien Detective-Lieutenant Bronx mit seinen Leuten.
Während Mister Williams seinen Bericht wiederholte und der inzwischen eingetroffene Hausarzt sich um die Frau kümmerte, machten sich die Detectives an die Arbeit.
Schon nach fünf Minuten kam einer der Sergeanten zurück.
»Es sieht so aus, als seien die Burschen durch die Glastür des Wintergartens eingedrungen«, sagte er. »Vielleicht sehen Sie sich das mal an, Lieutenant.«
Zusammen mit Bronx gingen wir durch das Speisezimmer und den dahinterliegenden Wintergarten.
Die Scheiben der Glastür waren eingeschlagen, sodass man die Tür, deren
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