0320a - Terror zwischen Wolkenkratzern
in diesem Block wenigstens ein normaler Mensch zu finden war. »Wieso müßte ich das denn wissen?«
»Na, isi doch klar, weil Sie von der Polente sind«, gab sie glucksend von sich. »Erikson ist doch in Sing-Sing.«
Die Frau lachte noch einmal, dann drehte sie sich um und schlug mir die Tür vor der Nase zu.
***
Ich stiefelte zu meinem Jaguar zurück und hätte am liebsten auch gelacht, wenn ich nicht so wütend gewesen wäre.
Sobald ich im Wagen saß, schaltete ich das Funksprechgerät ein und rief das Distrikt-Office.
»Ich brauche die Ermittlungsabteilung«, knurrte ich, nachdem sich mein Kollege im Funkraum gemeldet hatte.
Ich wartete einige Augenblicke, bis ich wieder jemanden am anderen Ende hörte.
»Prüfen Sie nach, ob Erikson tatsächlich in Sing-Sing ist«, sagte ich ungehalten.
»Soll ich Ihnen die Meldung über Funk durchgeben?« erkundigte sich der Kollege.
»Nicht nötig. Ich bin auf dem Weg zum Office- Schicken Sie mir den Bescheid in mein Büro!«
Dann schaltete ich das 'Gerät aus, startete den Jaguar und fuhr zur 69. Straße zurück.
Dort traf ich nicht nur Phil, der gerade zurückgekommen war, sondern fand auch auf meinem Schreibtisch die Meldung der Ermittlungsabteilung, daß Erik Erikson tatsächlich seit zwei Wochen in Sing-Sing saß. Er mußte dort eine Freiheitsstrafe von acht Jahren wegen eines Raubüberfalls verbüßen.
»Die Leute von der Ermittlung haben gerade noch einmal angerufen«, berichtete mein Freund. »Man hat sich in Sing-Sing telefonisch erkundigt. Erikson sitzt, ist weder ausgebrochen noch vorzeitig entlassen. Seine linke Hand ist tatsächlich violett verfärbt, aber er kann es nicht gewesen sein, weil er unter Garantie nicht aus dem Bau herausgekommen sein kann.«
»Es gibt also zwei Burschen dieser Sorte«, knurrte ich. »Hoffentlich hast du mehr Glück gehabt?«
»Wie man es nimmt, Jerry. Ich habe den Lametta-Onkel gesprochen und auch das ältliche Mädchen, das gewöhnlich hinter der Kasse des Spielclubs sitzt. Beide haben kein Telefon. Ihre Aussagen stimmen überein. Es ist natürlich möglich, daß sich die beiden vorher abgesprochen haben.«
»Welche Erklärung haben sie dafür, daß sie heute morgen nicht wie immer zur Arbeit erschienen sind?«
»Sie hatten angeblich Urlaub.«
»Das gibt es doch nicht«, warf ich ein. »Gloria Van Dine gibt den beiden ausgerechnet den Tag frei, an dem wir sie und ihre Wächter tot in ihrer Wohnung finden? Da stimmt doch etwas nicht!«
»Die Unstimmigkeiten haben schon am Abend vorher angefangen«, sagte Phil.
»Welche Unstimmigkeiten?« fragte ich verständnislos. »Spann mich nicht auf die Folter! Rede schon!«
»Normalerweise wird der Laden nachts gegen ein Uhr dichtgemacht«, berichtete Phil. »Das Mädchen an der Kasse verschwindet meist schon um elf, weil dann kaum noch neue Gäste kommen. Gestern war es anders. Im Extra-Zimmer spielten vier Mann. Das waren fast die einzigen Gäste. Trotzdem soll Gloria Van Dine gegen elf angerufen und dem Portier befohlen haben, den Laden zu schließen. Das sei wirklich ungewöhnlich, sagte der Portier, aber er habe sich das Denken bei Gloria Van Dine abgewöhnt. Allerdings habe er an ihrem Verstand gez weif eit, als sie ihm anschließend gesagt hat, daß der Laden für zwei Tage geschlossen bleibe und daß alle Angestellten die zwei Tage Urlaub machen sollten.« Phil machte eine Pause.
»Weiter!« drängte ich.
»Der Portier hat die Gäste hinauskomplimentiert. Nach einer halben Stunde war der Schuppen dunkel und leer.«
»Und zu der Zeit saß Gloria Van Dine oben in ihrem Zimmer und hatte unliebsamen Besuch, der sie und ihre Wächter mit Pistolen in Schach hielt. So könnte es doch gewesen sein?«
»Wenn der Portier und das ältliche Mädchen die Wahrheit gesagt haben, dann schon«, pflichtete Phil bei. »Und ich traue die Gerissenheit keinem von den beiden zu.«
»Ich, offen gestanden, auch nicht, Phil. Na, wenigstens diesen Punkt haben wir klären können.«
»Aber wir sind keinen Schritt weitergekommen«, warf mein Freund ein.
»Stimmt leider genau, Phil.«
»Und was machen wir jetzt?« fragte er.
Ich warf einen Blick auf meine Armbanduhr.
»Es ist schon reichlich spät«, entschied ich. »Wir sollten nach Hause gehen und die Sache gründlich überschlafen.«
Wir verließen das Office, und ich brachte Phil noch bis zur Ecke des Häuserblocks, wo er seine Wohnung hatte. Dann brauste ich weiter.
Plötzlich merkte ich, daß mein Mund ausgetrocknet war wie ein
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