0320a - Terror zwischen Wolkenkratzern
legte nicht auf, ich knallte den Hörer in die Gabel, nachdem ein Knakken in der Leitung gezeigt hatte, daß die Verbindung unterbrochen war.
»War das wegen Glenda?« fragte Pat Shilling leise.
Ich fuhr herum. Ich hatte ihre Anwesenheit vollkommen vergessen.
»Sie ist von Gangstern gekidnappt worden«, berichtete ich. »Die Burschen müssen verrückt sein. Glenda steckt in einer schlimmen Geschichte.«
Ich ließ mir noch einmal alles durch den Kopf gehen. Glenda hatte doch von einer Verabredung gesprochen. Eine Verabredung mit mir, von der ich nichts wußte. Lannion-Steak-House! Sollte das ein Hinweis für mich sein?
Ich schlug das Telefonbuch auf. Es gab eine ganze Menge Leute, die Lannion hießen, aber ein Lannion-Steak-House war nicht verzeichnet.
Ich nahm den Hörer ab und wählte die Nummer des FBI.
Ich ließ mich mit Fred Nagara verbinden und hatte ihn nach wenigen Augenblicken an der Strippe.
»Hör zu, Fred«, sagte ich. »Irgendwo in New York muß es ein Lannion-Steak-House geben. Setze alle Hebel in Bewegung, um schnellstens herauszufinden, wo der Laden ist. Es ist sehr wichtig. Glenda Blake ist entführt worden!«
»Verdammt!« entfuhr es meinem Kollegen. »Ich werde mich sofort dahinter klemmen.«
»Du erreichst mich über Funk«, sagte ich. »Noch bin ich in meiner Wohnung, aber ich werde sofort starten.«
Ich legte auf.
»Pat«, sagte ich. »Ich muß weg. Ich werde Ihnen ein Taxi besorgen.«
Ich wählte die Nummer und bestellte ein Yellowcab.
»Und noch eins, Pat«, wandte ich mich dann wieder an das junge Mädchen, das vor Entsetzen ganz große Augen bekommen hatte. »Reden Sie mit niemand darüber.«
Ich schleuste Pat Shilling aus der Wohnung. Wir nahmen den Lift nach unten.
Das Yellowcab kam wenig später. Ich half Pat Shilling beim Einsteigen und ging dann nach vorn zum Driver. Er wandte mir sein Gesicht zu. Es war ein von einem weißen Bart umrahmtes, gutmütiges Gesicht, und rund um die Augen hatte der Mann ein Spinnengewebe von Fältchen.
»Na, wo soll ich die junge Dame hinbringen, mein Lieber?« fragte er jovial.
Ich antwortete nicht gleich, denn ich überlegte, daß Taxifahrer mitunter sehr gut in einer Stadt Bescheid wissen.
»Kennen Sie das Lannion-Steak-House?« fragte ich den Driver.
Der alte Mann lachte, und dann strich er sich über den Bart, als säße er zu Hause am Kamin und blättere im Familienalbum herum.
»Tja, junger Mann, das waren noch Zeiten«, brummte er mit seinem tiefen Baß. »Lannion-Steak-House. In der 37. Straße. Das liegt schon dreißig Jahre zurück. Keiner konnte ein Steak so machen, wie man es dort kriegte. Aber dann kam die Weltwirtschaftskrise, und nach ein paar Jahren war der Laden dann auch am Ende. Der Besitzer war ein armer Hund damals. Er konnte von Glück reden, daß er wenigstens das Haus verkaufen konnte. Man hat dann ein Wohnhaus draus gemacht. So einen vermurksten Kasten, und der Kerl, der damals das Haus gekauft hat, ist mit dem Ding auch nicht glücklich geworden. Es steht schon ein paar Jahre leer und verfällt immer mehr. Ich glaube, es soll jetzt abgerissen werden. Tja, das waren noch Zeiten, damals. Aber wo soll es denn hingehen, junger Mann?«
»An der nächsten Fernsprechzelle halten Sie bitte!« Ich öffnete die Tür zum Fond und kletterte hinein. »Und dann fahren Sie mich zum Lannion-Steak-House.«
»Wohin?« fragte der gemütliche Alte. Er drehte sich zu mir um, als habe er falsch verstanden.
»Lannion-Steak-House«, wiederholte ich noch einmal. Er legte den Gang ein und gab Gas.
An der nächsten Öffentlichen hielt der Driver auf meinen Wunsch. Ich schwang mich aus dem Wagen und eilte in die Zelle.
Ich Wählte die Nummer des FBI und ließ mich mit Fred Nagara verbinden.
»Hexen kann ich aber nicht, Jerry«, verteidigte er sich, ohne daß ich ein Wort des Vorwurfs gesagt hätte. »Tut mir leid, aber ich habe noch nichts herausfinden können, Jerry. Alle Leute, die ich bis jetzt angesprochen habe, zucken mit den Schultern. Selbst die Vereinigung der Wirte kennt den Laden nicht. Bist du ganz sicher, daß der Schuppen hier in New York ist.«
»Ganz sicher, Fred«, sagte ich. »Ich habe ihn nämlich schon gefunden. Er ist in der 37. Straße.«
»Wie hast du das denn gemacht?«
»Der Weihnachtsmann hat mir geholfen, Fred«, sagte ich schmunzelnd. Mich amüsierte das verständnislose Gestammel meines Kollegen, der mich wohl für übergeschnappt halten mußte. »Ich werde mich melden, sobald ich kann.« fuhr ich fort.
Weitere Kostenlose Bücher