0321 - In letzter Sekunde
Banken werden dann auch die Merkblätter haben«, ergänzte ich. »Wir werden daher in Zukunft wesentlich schneller bei auftauchenden Fälschungen benachrichtigt. Außerdem wird in den nächsten Tagen vom Fernsehen eine Sendung ausgestrahlt und die Öffentlichkeit über die Fälschungen und wie man sie erkennen kann, aufklären soll. Allerdings verspreche ich mir davon nicht sehr viel.«
»Warum, Jerry?«, warf Phil ein. »Auf die Mitarbeit der Öffentlichkeit sind wir doch schließlich angewiesen, wenn wir weiterkommen wollen.«
»Die Fälschungen sind so gut, dass der Laie sie so schnell gar nicht erkennen kann«, argumentierte ich. »Außerdem wird eine Menge übervorsichtiger Leute eine Note für eine Fälschung halten, die echt ist und uns dadurch einen Haufen zusätzlicher Arbeit machen.«
»Richtig«, bestätigte Mr. High. »Wir werde dadurch vielleicht Mehrarbeit haben. Aber andererseits…«
Er unterbrach sich, denn das Telefon klingelte.
Ich nahm den Hörer ab. Mein Kollege aus der Zentrale sagte: »Hier ist der High Commissioner der City Police. Er will unbedingt Mr. High persönlich sprechen.«
»Okay, geben Sie her«, sagte ich und reichte meinem Chef den Hörer.
Nachdem er ein paar Begrüßungsworte mit dem Chef der City Police gewechselt hatte, stellte Mr. High den Lautsprecher an. Jetzt konnten Phil und ich das Gespräch mithören.
»Ich möchte Sie in einer besonderen Angelegenheit um Unterstützung bitten, Mr. High«, hörten wir gerade. »Im Bureau for Engineering and Develop- ment in der Morningside Avenue wurde einer der leitenden Ingenieure, ein Nils Holmson von dem Nachtwächter der Firma, in seinem Büro gefunden. Einer der Stahlschränke, in dem wichtige Unterlagen der Firma aufbewahrt werden, war geknackt. Anscheinend wurde etwas gestohlen. Der Captain, der die Untersuchung am Tatort führt, hat mich eben verständigt und gebeten, dass der Fall von Ihren Leute übernommen wird. Es scheint sich nämlich um eine Firma zu handeln, die fürs Pentagon arbeitet. Wenigstens gibt dieser Holmson, der angeschossen worden ist, das an. Er behauptet weiter, es seien kriegswichtige Pläne verschwunden.«
»Okay«, sagte Mr. High und gab mir einen Wink mit den Augen. Ich wusste, was das bedeutete. Während er sich noch vom Chef der City Police verabschiedete und ihm sagte, dass wir den Fall übernehmen würden, schnappte ich mir den zweiten Apparat und beorderte ein Einsatzkommando zum Tatort. Alles klappte wie am Schnürchen, und nach wenigen Minuten waren unsere Leute schon unterwegs, während ich per Telefon ein Sonderkommando von Spezialisten zusammenstellte.
Als ich nach dem letzten Gespräch den Hörer auflegte, sagte Mr. High: »Die Firma, in der eingebrochen wurde, arbeitet tatsächlich an einer wichtigen Sache fürs Pentagon. Steuerungsanlagen für Raketen. Oberst Riddle wird mit einer Sondermaschine sofort aus Washington hierher kommen. Das wird für uns eine lange Nacht werden. Wir müssen vor allem die Flugplätze und die Hafenpolizei verständigen, falls der Täter versucht, mit der Kiste voll Plänen aus New York zu verschwinden. Es handelt sich um einen Metallbehälter, Größe ungefähr wie ein normaler Karteikasten. Jerry, nehmen Sie die Geschichte am Tatort gleich in die Hand. Lassen Sie sich alles wissenswerte vom Leiter des Ingenieurbüros erzählen und stellen Sie vor allem mal fest, was da verschwunden ist.«
»Ist der Mann schon dort?«, fragte ich.
»Nein«, erwiderte Mr. High. »Er ist aber bereits verständigt und dürfte mit Ihnen dort eintreffen. Er heißt übrigens Rasmussen, Frederic Rasmussen.«
***
Unser Medizinmann begegnete mir im Vorgarten der Villa, in der das Bureau for Engineering and Development sein Domizil hatte. In dem schweren schmiedeeisernen Tor waren die Anfangsbuchstaben des Firmennamens eingelassen. Sie waren sehr groß. Sie mussten eine Menge Geld gekostet haben.
»Hallo, Doc.«
»Sieh an, Agent Cotton, hat noch keine Lust zum Schlafen und will sich unbedingt auf interessante Weise die Langeweile vertreiben«, grinste er mich freundlich an und blieb stehen.
»Langeweile?« Ich tat erstaunt. »Ist das ’ne Krankheit? Ich habe noch nie davon gehört.« In ernstem Ton fragte ich dann: »Was macht das Opfer?«
»Dieser Holmson ist wieder okay. Es war nicht so schlimm. Glatter Durchschuss am Oberarm. In spätestens zwei Wochen ist die Sache verheilt. Nicht mal eine große Narbe wird Zurückbleiben, obwohl der Schuss aus weniger als zwei Meter
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