0321 - In letzter Sekunde
Kunden erzählen müssen.
Als ich den Grund der Festnahme erwähnte, starrte mich Rasmussen fassungslos an. Er machte einen leichten Versuch zur Tür zu stürzen, aber ich hatte keine große Mühe, ihn daran zu hindern.
***
Die Frau saß zusammengekauert in dem Sessel. Sie weinte hemmungslos. Ihr Schluchzen zehrte an den Nerven.
»Komm, Mary, hör auf. Du darfst nicht weinen. Wir müssen einen klaren Kopf behalten.« Beschwörend sprach Nils Holmson auf die Frau ein. Er trat nahe an den Sessel heran und strich der Weinenden leicht über das Haar. »Bitte, Mary, beruhige dich. Du musst dich jetzt zusammennehmen.« Seine Stimme klang beschwörend, zwingend.
Das Weinen der Frau ging in ein trockenes Schluchzen über. Sie hatte ihre Zähne in die Unterlippe gegraben und schaute mit großen bangen Augen, die jetzt keine Tränen mehr hatten, Nils Holmson an.
»Ich kann es immer noch nicht glauben, Nils«, stammelte sie und zerknüllte nervös ihr tränennasses Taschentuch. »Das kann doch einfach nicht wahr sein. Bitte, Nils, sag mir, dass es nicht stimmt. Frederic tut doch so etwas nicht.«
Nils Holmson ließ sich in den Sessel fallen der neben der blonden Frau stand. Seine rechte Hand legte sich auf seinen linken Oberarm. Durch den-Verband war der Ärmel der Jacke an dieser Stelle stark aufgebauscht. Hier hielt Holmson sich fest, als spürte er starke Schmerzen in der Wunde.
»Mary, du musst den Tatsachen ins Auge sehen!«, begann Holmson mit einschmeichelnder Stimme. »Glaubst du, man hätte deinen Mann verhaftet, wenn er unschuldig wäre? Ich verstehe ja selbst nicht, wie Frederic das tun konnte.«
»Glaubst du denn wirklich, Nils, dass er auf dich, seinen besten Freund schießen würde? Sag mir glaubst du das wirklich?«
Auf die Frage der Frau zögerte Holmson mit der Antwort. Der Frau schien die Zeit endlos lange. Dann sagte er leise, sodass sie seine Worte kaum verstehen konnte: »Ich kann es ja selbst nicht glauben aber ich weiß es. Mary, den Leuten vom FBI habe ich nichts davon erzählt, glaube mir das. Aber ich habe Frederic erkannt, als er auf mich schoss. Ich sah sein Gesicht deutlich, als der Schuss aufblitzte. Aber deswegen ist er nicht verhaftet worden, und ich werde meinen Freund bei der Polizei auch nicht verraten. Aber seine Fingerabdrücke waren doch auf der Pistole. Es war seine Waffe, die er immer im Schreibtisch im Büro liegen hatte.«
»Schrecklich, Nils«, stöhnte die junge Frau auf. In ihren Augen war Entsetzen.
»Du hast recht, Mary, es ist entsetzlich. Und dazu ist alles so hoffnungslos für Frederic. Er hat dazu noch ein falsches Alibi angegeben und kann nicht sagen, wo er zur Zeit der Tat gewesen ist. Dadurch wird die Geschichte für ihn noch schlimmer.«
»Was können wir für ihn tun, Nils? Wir müssen ihm doch helfen!«, flehte Mary Rasmussen.
Mit der Antwort druckste Holmson wieder eine Weile herum. Dann sagt er: »Ich habe schon den besten Anwalt von New York für Frederic angerufen. Er wird ihn vertreten. Aber was soll er denn machen? Um die Tatsachen kommt er auch nicht herum.«
»Was soll nun werden, Nils? Schrecklich, wenn ich daran denke, dass jetzt dauernd die Reporter kommen, so wie der heute früh, der mich behandelt hat, als wäre ich eine Gangsterbraut.«
Schonungslos malte Holmson das Schreckensbild weiter aus: »Sie werden wiederkommen. Immer und immer wieder. Die Polizei wird bei dir erscheinen und dich Dinge fragen, die du mir als Freund nicht einmal sagen würdest. Bis zum Prozess werden sie dir keine Ruhe lassen, sondern dich an die Öffentlichkeit zerren und alle persönlichen Dinge breittreten. Denk doch an die Geschichte damals mit Knut. Kannst du dich noch erinnern, Mary?«
Die junge Frau hatte beide Hände vor das Gesicht geschlagen und schluchzte hemmungslos. Holmson ließ seine Worte noch weiter auf die zitternde Gestalt einwirken, ohne eine Silbe, ein Wort des Trostes zu sagen.
»Das werde ich nicht aushalten, Nils!«, brach es schließlich aus Mary Rasmussen heraus. »Das ist zu viel für mich! Hilf mir, Nils! Sag, was können Wir tun um dem zu entgehen?«
»Ich habe mir alles genau überlegt, Mary«, kam die Antwort so prompt, als habe Holmson nur auf diese Frage gewartet. »Du musst hier weg. Schnell musst du weg, ehe die Leute vom FBI auch dir noch etwas von der Geschichte anhängen und dich vielleicht wegen Mitwisserschaft oder sonst etwas festnehmen. Du musst aus New York heraus. Bis die Geschichte vorbei ist. Irgendwohin, wo dich niemand
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