0321 - In letzter Sekunde
kennt und du deine Ruhe hast!«
»Aber ich kann doch Frederic nicht einfach im Stich lassen, Nils!«, wandte sie ein. Es klang nicht sehr überzeugend.
»Kannst du ihm durch deine Anwesenheit denn helfen?«, zerstreute er ihre Bedenken. »Hat er an dich gedacht, als er sich in diese Geschichte eingelassen hat?«
»Ich kann es einfach immer noch nicht glauben, Nils, wenn auch die Tatsachen gegen ihn sprechen. Und außerdem«, fügte sie mit leiser Stimme nach einer kleinen Pause hinzu, »wenn ich allein irgendwo in der Fremde leben soll, das halte ich auch nicht aus.«
Holmson trat dicht an die junge Frau heran. Er legte ihr beide Hände auf die Schulter und blickte ihr ernst in die Augen. »Mary«, sagte er rau, »ich werde dich nicht im Stich lassen. Ich werde dich begleiten und dich beschützen.«
Sanft streifte Mary Rasmussen die Hände von ihrer Schulter. »Ich danke dir, Nils«, sagte sie. »Du bist immer noch der treue alte Nils. Wie damals in Oslo.« Sie drehte sich um und fragte in das Zimmer hinein: »Aber könntest du hier nicht besser Frederic helfen, dafür sorgen, dass er glimpflich davonkommt, wenn er es tatsächlich getan hat. Du, Nils, ich kann es wirklich nicht glauben, es passt doch gar nicht zu ihm.«
Den letzten Einwand überging Holmson geflissentlich. Er ging nur auf die ersten Worte der Frau ein, »Mary, viel kann ich ihm doch nicht helfen. Den besten Anwalt habe ich genommen. Mit dem bleibe ich natürlich auch in Verbindung, wenn wir irgendwo in Kalifornien oder vielleicht auch in Südamerika sind. Von dort aus kann ich genauso gut Frederic helfen. Pass auf, Mary, wir müssen…«
Das Geräusch des Summers an der Wohnungstür unterbrach ihn. Er hielt mitten im Satz inne. Die junge Frau aber zuckte zusammen, wie von einem Peitschenschlag getroffen. Keiner der beiden rührte sich, beide wagten kaum zu atmen. Es war still in dem Zimmer.
Da kam das Summen wieder. Diesmal dauerte das Geräusch länger. Zwingender.
»Um Gottes willen, wer kann das sein?«, flüsterte Mary Rasmussen leise.
Holmson gab sich einen Ruck und sagte: »Ängstige dich nicht! Ich werde na'chsehen. Wenn das wieder einer von diesen Reportern ist, dann werde ich ihn hinauswerfen.«
Er ging zur Tür. Wieder ertönte das Summen. Dieses Mal hörte es nicht mehr auf, bis er die Wohnungstür erreicht und geöffnet hatte.
***
»Mach die Tür zu, du Esel!«, brüllte Bill Williams und übertönte mit seiner schneidenden Stimme den Lärm- der Maschine.
Hank Norman schloss gehorsam die Tür und trat neugierig näher. »Was ist denn hier los?«, fragte er erstaunt.
»Halt den Mund, und mach dich an die Arbeit«, fuhr Bill Williams ihn an.
Doch dann ließ er sich gnädig zu einer Antwort auf Normans Frage herab. »Tagelang rumlungern und meckern, das kannst du. Aber wenn Arbeit da ist, dann glänzt du durch Abwesenheit. Jetzt habe ich endlich die neuen Platten besorgt und da kann ich auch noch deine Arbeit mitmachen. Los, scher dich an deinen Platz und mach gefälligst weiter.«
Norman trat an die Druckerpresse und tauschte mit seinem Boss den Platz. Als er in die Kiste schaute, wurde sein Grinsen noch breiter.
»Mensch, Boss, so große Blüten haben wir ja noch nie gehabt!«, staunte er und schwenkte triumphierend eine 100-Dollar-Note in der Hand.
»Du merkst aber auch alles, Norman«, höhnte Williams. »Ich wusste gar nicht, dass du ’nen Zehner von ’nem Hunderter unterscheiden kannst. Los mach schon. Bring die Scheinchen zum Trocknen weg. Oder willst du die Dinger einzeln solange in der Luft schwenken, bis sie trocken sind?«
Bill Williams gab seinem Vormann Al Bannington mit den Augen einen Wink und ging zur Tür. Er verließ den Raum. Al Bannington folgte ihm, nachdem er die anderen Gangster noch einmal zur Eile angetrieben hatte.
Williams stieg die Treppe hinauf und verließ das Kellergeschoss. Er wartete, bis Bannington hinter ihm die schwere Eisentür passiert hatte. Dann schloss er sie und legte den schweren Hebel vor, sodass sie von innen nicht geöffnet werden konnte.
»Sicher ist sicher«, murmelte er. »Wir wollen die Kerle nicht in Versuchung führen. So viel Geld haben sie schließlieh noch nicht in den Fingern gehabt und wer weiß, was die noch anstellen.«
Ohne auf die Antwort seines Vormanns zu warten, ging er den schmalen Gang hinauf zu dem kleinen Raum in dem sein Büro war. Nur wenige Leute wussten, dass in einem Anbau des Tropical diese Räume existierten, und von dem Kellergeschoss wusste
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