0322 - Ein Gigant erwacht
„Wenn Sie den Verdacht haben, daß fremde Raumschiffe in diesem Raumsektor operieren, müssen Sie uns unterrichten, Doc."
Hastings lächelte und entblößte dabei eine Reihe schadhafter Zähne.
„Machen Sie sich keine Sorgen, Major. Ich bin vollkommen sicher, daß uns keine Gefahr droht.
Warum sollten wir vor einer Eiswolke die Flucht ergreifen?"
In diesem Augenblick beging Reis den entscheidenden Fehler seines Lebens. Er verließ sich auf die Aussage eines verärgerten Wissenschaftlers.
„Wir behalten unsere Position bei", ordnete Daveen Reis an. „Der Alarmzustand wird aufgehoben.
Bei irgendwelchen Zwischenfällen möchte ich aber sofort benachrichtigt werden."
Zur gleichen Sekunde, als Reis diesen Befehl gab, hob der Dolan von der Oberflache des Eisplaneten ab und startete in den Weltraum.
5.
Das Raumschiff der Zeitverbrecher hatte seine Position nur unwesentlich verändert. Auf den Kontrollschirmen von Exekutor Nr. 4 war es deutlich zu erkennen.
Tro Khon kauerte in der engen Kommandozentrale und verfolgte den Start des Retortenwesens. Der Zweitkonditionierte wußte, daß die Umstände für ein Gelingen seines Planes sprachen. Das Gebiet, in dem sich der Dolan jetzt aufhielt, wurde von Impulsen aller Art überschwemmt. Unter diesen Umständen war eine Ortung wenig wahrscheinlich. Trotzdem hatte Tro Khon zusammen mit den sechs Exekutoren alle nur erdenklichen Vorsichtsmaßnahmen getroffen. Der geringste Zwischenfall konnte zu einer Katastrophe führen. Abgesehen davon durfte sich der Zweitkonditionierte keinen weiteren Zeitverlust erlauben.
Exekutor Nr. 6 hatte einen starken Abwehrschirm um den Dolan errichtet, so daß eventuelle Angriffe zurückgeschlagen werden konnten. Soweit wollte es Tro Khon jedoch nicht kommen lassen.
„Flug verlangsamen", befahl er dem zweiten Bewußtseinshüter. „Auf Warteposition gehen."
Der Dolan reagierte sofort auf die entsprechenden Impulse des Exekutors für Flugtechnik. Die hundert Meter durchmessende Gewebekugel schwebte fast bewegungslos im Raum.
Tro Khon trat mit dem vierten Kontrolleur in Verbindung, der außer dem Ortungssystem auch die Funkanlage überwachte.
Es kam darauf an, das gegnerische Schiff abzulenken. Der Schwingungswächter hatte bereits einen festumrissenen Plan.
Exekutor Nr. 4 setzte einen Kurzfunkspruch ab, der von allen perlianschen Schiffen in einem Umkreis von hundert Lichtjahren aufgefangen werden mußte. Tro Khon wußte, daß diese Nachrichtenübermittlung gefährlich war. Wenn die Besatzung des gegnerischen Schiffes den kurzen Funkspruch auffing, konnte der Dolan leicht angepeilt werden. Tro Khon vertraute jedoch auf die Erfahrung von Exekutor Nr. 4, der genau wußte, wie er in der gegenwärtigen Situation zu handeln hatte. Ein gut verschlüsselter Funkruf würde in dem augenblicklich herrschenden Impulschaos überhaupt nicht auffallen. Tro Khon wußte so gut wie nichts über die Mentalität der Zeitverbrecher, aber er war bei seinen Überlegungen von allgemein gültigen psychologischen Gegebenheiten ausgegangen.
Ungeduldig wartete er auf die Ankunft der drei angeforderten perlianschen Raumschiffe. Er mußte damit rechnen, daß sich das feindliche Schiff plötzlich zurückzog. Ein solches Manöver würde zu einer erneuten Verzögerung führen. Die Unsicherheit machte Tro Khon ruhelos. Er mußte sich dazu zwingen, innerhalb der kleinen Zentrale zu bleiben. Immer wieder ertappte er sich dabei, wie er auf den Bildschirm starrte, um das fremde Schiff zu beobachten. Die Befürchtungen des Zweitkonditionierten wuchsen. Er stellte sich vor, wie das Schiff der Zeitverbrecher plötzlich beschleunigen und im Hyperraum verschwinden würde.
Der Symboflex-Partner fühlte die Unruhe des Wächters und sendete einen fragenden Impuls aus.
Tro Khon kümmerte sich jedoch nicht darum. Er betätigte sein Armgerät, um mit den einzelnen Exekutoren in Verbindung zu treten.
„Wo bleiben die perlianschen Schiffe?" erkundigte er sich bei Nummer Vier.
„Sie können noch nicht hier sein", antwortete der für Ortung und Funk verantwortliche Bewußtseinshüter.
Tro Khon stand auf. Der Dolan öffnete eine Seitenwand des Kommandoraums, so daß der Zweitkonditionierte auf den Gang hinausgehen konnte. Tro Khon zog es jedoch vor, an den Kontrollen zu bleiben.
„Sollen wir angreifen?" fragte Exekutor Nr. 6. „Wir sind stark genug, um das fremde Schiff auch ohne einen Kosmonauten besiegen zu können."
„Das weiß ich", gab Tro Khon zurück. „Wir
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