0323 - Gefangen am Todesfelsen
geschafft.
Allmählich wurde ich sauer. Je mehr Zeit verstrich, um so stärker dachte ich auch an meine Freunde, die irgendwo in diesem verdammten Theater gefangen waren. Es wäre mir wohler gewesen, wenn ich sie in den Särgen gefunden hätte.
Tief atmete ich ein. Allmählich nur beruhigten sich meine angespannten Nerven. Ich war sicher, daß mir der Vampir vor die Mündung laufen würde. Zunächst einmal huschte ich in den Mittelteil der Bühne zurück und zog den Dolch aus dem Körper des weiblichen Blutsaugers.
Die Waffe lag im Staub.
Der Vampir hatte sich, den alten Gesetzen gehorchend, kurzerhand aufgelöst.
Nur mehr Staub lag auf den Brettern. Staub, der wie mit Puderzucker übergossen wirkte, denn auch der Schminkpuder war aus dem zerfallenden Gesicht gerieselt.
Das waren zwei Gegner gewesen.
Ich konnte nur mehr raten, wie viele noch irgendwo lauerten!
Denn ich mußte auch den Einbeinigen mit hinzuzählen. Neben einem Sarg blieb ich in geduckter Stellung. Da die Tür des Zuschauerraums weiterhin offenstand, vernahm ich auch die von draußen hereinklingenden Geräusche. Unter anderem ein mir bekanntes Rattern.
Verdammt, da fuhr schon der nächste Zug ein!
Das konnte heiter werden. Wenn nicht schnell etwas geschah, befand ich mich auf der Verliererstraße. In meinem Rücken spürte ich den Vorhang. Eine hervorstehende Falte wischte über den Nacken und erzeugte auf meinem Körper eine Gänsehaut.
Die Falte hatte sich nicht von allein bewegt!
Hinter dem Vorhang konnte jede Gefahr lauern. Ich hatte den Gedanken kaum beendet, als diese Gefahr schon zuschlug. Und das im wahrsten Sinne des Wortes. Der Hieb, der mich am Hinterkopf, im Nacken und gleichzeitig noch am Rücken traf, mußte mit einem sehr großen Gegenstand geführt worden sein. Hätte er sich auf einen Punkt konzentriert, auf den Kopf, zum Beispiel, wäre alles viel schlimmer gewesen. So fiel ich zwar in die Bühnenmitte hinein, wurde aber nicht bewußtlos und konnte mich über die rechte Schulter abrollen.
Dort wo sich die Falte bewegt hatte, wurde der Vorhang geteilt.
Das einbeinige Monstrum erschien. Es hatte sich bewaffnet, und ich konnte die lange Eisenstange sehen, mit der es zugeschlagen hatte.
Im Zucken der Blitze leuchtete das Metall auf.
Das halbe Monstrum stieß einen gellenden Ruf aus. Er schien dem Vampir zu gelten, denn über meinem Körper huschte ein Schatten hinweg. Ich spürte die Gefahr und schoß.
Zweimal drückte ich ab, denn ich wollte sichergehen, den anderen auch zu treffen.
Ob dies geschah, konnte ich nicht sagen. Der Blutsauger jedenfalls huschte weiter, und ich mußte mich um meinen speziellen Freund kümmern, der dem Vampir die Arbeit nicht allein überlassen wollte, denn er attackierte mich mit der verfluchten Stange.
Hoch über seinen Kopf schwang er sie, drosch sie nach unten, war aber durch sein Handicap nicht so schnell, so daß ich dem Treffer mit einer schnellen Drehung entgehen konnte.
Neben mir wuchtete die Stangenkante auf ein Brett, zeichnete dort einen Riß und ließ sogar Splitter fliegen.
Zu einem zweiten Schlag ließ ich den anderen nicht kommen. Da befand sich bereits der Dolch auf der Reise.
Obwohl von dem Monstrum nur mehr die Hälfte zu erkennen war, traf ich es voll. Ich hörte es seltsam laut schreien, und es verschwand vor mir in der Dunkelheit.
Das war’s!
Gleichzeitig vernahm ich ein Reißen und auch den Fall. Hinter mir war beides aufgeklungen. Blitzschnell drehte ich mich auf der Stelle.
Gerade in dem Augenblick leuchtete ein Blitz, und ich sah, was geschehen war. Der von mir verfolgte Vampir hatte sich im Vorhang verfangen. Er wollte sich auch noch festkrallen, dies war ihm nicht mehr gelungen. Sein Gewicht hatte den Vorhang aus der Halterung gerissen, und er war mit ihm zusammen zu Boden gefallen, wobei er sich bei dieser Reise von oben nach unten in den Stoff eingewickelt hatte.
Ich winkelte den Arm an und wischte mit dem Handgelenk den Schweiß aus der Stirn. Dann nahm ich den Dolch an mich. Er hatte das halbe Monstrum vernichtet.
Ich wollte auch nach dem Vampir schauen, bückte mich und wickelte den Stoff auseinander.
Ich sah den Blutsauger verfaulen. Es war ein schrecklicher Anblick. Er versuchte mit allem, was er an Kräften noch besaß, gegen die Auflösung anzukämpfen. Dabei hielt er den rechten Arm erhoben, so daß dieser mir den Blick auf sein Gesicht nahm. Die Finger krümmten sich, weil er nach mir greifen wollte, doch er war einfach zu schwach. Sein Arm
Weitere Kostenlose Bücher