0323 - Gefangen am Todesfelsen
er die Reise nach Hongkong unternommen. Ein Mönch namens Danai hatte gespürt, daß das Fratzengesicht zurückkehren wollte und Mandra vor ihm gewarnt.
In Hongkong war der Inder dann in die Falle des Dämons gelaufen und war nun sein Gefangener, ohne eine Chance auf Rückkehr.
Die anderen Gefangenen konnten die Wand verlassen. Mehr als einmal hatte es Mandra erlebt. Dann wurden aus den Gesichtern Menschen mit Körpern, die sich unter Deck sammelten, bevor sie den unheimlichen Raum verließen und Mandra allein zurückblieb.
Es war alles so unwirklich und nicht begreifbar für ihn. Er hatte sich selbst in einer Magie gefangen, wie er sie noch nie zuvor gekannt hatte.
Furchtbar…
Holz leitet den Schall. Oft genug vernahm Mandra Stimmen an Deck.
Es waren nicht die seiner ehemaligen Mitgefangenen, sondern europäische Laute. Über die Sprache war sich Mandra nicht im klaren.
Sie besaß irgendwie Ähnlichkeit mit dem Deutschen.
Längst hatte die Dschunke Fahrt aufgenommen, und Mandra dachte darüber nach, was über ihm wohl ablief. Holten sich die Vampire jetzt ihre Opfer, oder ließen sie sich Zeit?
Fragen, auf die ihm niemand eine Antwort gab.
Sie kamen auch zurück, schlichen in den Raum wie eine geisterhafte Armee und verschwanden wieder innerhalb der Bordwand.
Ein Phänomen, das sich Mandra nicht erklären konnte.
Und die Dschunke fuhr weiter. Sie behielt ihren Kurs. Mandra merkte, daß es auf dem Deck ruhiger geworden war. Keine trampelnden Schritte mehr, kein unruhiges Laufen oder Hetzen, die Passagiere hatten sich beruhigt.
Oder waren tot!
Mandra erschrak über seine eigenen Gedanken. Er wollte es einfach nicht glauben, aber er mußte sich eingestehen, daß Dämonen oder deren Diener auf menschliches Leben keine Rücksicht nahmen.
Und so wartete er.
Manchmal hörte er das Flüstern seiner »Mitgefangenen«. Sie unterhielten sich in hohen, singenden Tönen und in einem Dialekt, den der Inder nicht verstand.
Immer wenn er den Blick hob und vor die ihm gegenüberliegende Seite der Bordinnenwand schaute, sah er ein verzerrtes Vampirgesicht, dessen Augen ihn anfunkelten.
Zu Beginn hatte Mandra der Anblick erschreckt und auch angewidert.
Inzwischen hatte er sich daran gewöhnt.
Jede Reise hat einmal ein Ende. Auch diese würde nicht ewig währen.
Wobei sich Mandra die Frage stellte, was das Ziel der Fahrt war und was ihn dort erwartete. Wahrscheinlich der Tod…
***
Der Blutsauger war tatsächlich echt!
Ich konnte es im ersten Augenblick nicht fassen, doch mir blieb keine Zeit, länger darüber nachzudenken. Wenn ich nicht in seine Klauen geraten wollte, mußte es mir gelingen, ihn auszuschalten.
Und dies so schnell wie möglich.
Zwar hielt ich noch meine Beretta, konnte sie aber nicht einsetzen, denn der andere nagelte meinen rechten Arm auf ziemlich schmerzhafte Weise auf dem Sargdeckel fest. Um den Vampir treffen zu können, mußte ich die Hand so anwinkeln, daß die Mündung auf den Vampir zeigte, was ich leider nicht konnte.
Hätte ich dennoch abzudrücken versucht, wäre die Kugel wahrscheinlich irgendwohin geflogen. Unter Umständen in den Zuschauerraum, wo die Gefahr bestand, daß sie einen Unschuldigen traf.
Vampire verspüren keine Schmerzen, das wußte ich. Trotzdem rammte ich mein Knie hoch.
Ich traf hart, kein Schrei erklang, aber der Körper vor mir wurde in die Höhe gewuchtet, und der Griff um meinen Armen lockerte sich ein wenig.
Kaum hatte ich das gespürt, als ich mich ruckartig bewegte, um der Klammer vollends zu entkommen.
Es gelang mir.
Der Vampir war überrascht. Ich zielte schon auf ihn, als der weibliche Blutsauger angriff.
Der Schlag gegen meinen rechten Arm war nicht von schlechten Eltern, Die Hand mit der Waffe fiel nach unten, ich horte das Lachen und gleichzeitig einen brausenden Beifall und Füßetrampeln aus dem Zuschauerraum. Die Menschen glaubten daran, daß dieses Spektakel zur Schau gehörte und nicht echt war.
Sollten sie…
Silberkugeln, Eichenpflock, Kreuz! Waffen, die Vampire vernichteten.
Einen Pflock trug ich nicht bei mir, auch nicht die Eichenbolzen verschießende Pistole, aber mein Kreuz hatte ich nicht in London zurückgelassen.
Es mußte mir helfen!
Möglicherweise auch Mandras Dolch. An ihn kam ich besser heran als an mein Kreuz. Bevor beide Blutsauger nachsetzen konnten, war ich zur Seite gewichen und erreichte den offenen Sarg, in dem die Frau gelegen hatte. Der Deckel lag neben dem Unterteil.
Mit der linken Hand kantete ich ihn
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