0323 - Gefangen am Todesfelsen
sank nach unten. Er schlug auf den Boden, wo seine Hand abbrach.
Ich schaute nicht mehr hin, denn ich wußte, wie es aussah, wenn ein Vampir verendete.
Für mich waren andere Dinge wichtiger. Shao, Suko und auch Susan Perth, die suspendierte Polizistin. Von ihnen hatte ich bisher noch nichts entdeckt, und ich wußte auch nicht, wo ich sie zu suchen hatte.
Lärm und Unruhe lenkten mich ab. Sie waren innerhalb des Besuchersaals aufgebrandet, denn neue Zuschauer wollten das Vampir-Spektakel sehen. Ich mußte von der Bühne weg. Irgend jemand half mir dabei, denn er kam auf die Idee, das Licht einzuschalten.
Auf einmal konnte ich besser sehen.
Ich erkannte die gesamte Größe der Bühne, sah auch die offene Stelle im Vorhang und schlüpfte hindurch. Dieses Theater bestand nicht allein aus der Bühne. Es besaß Garderoben, Nebenräume, auch Gänge. All dies wollte durchsucht werden, und ich nahm mir vor, es zu tun.
Irgendwo mußten die drei stecken, falls man sie nicht umgebracht hatte.
Der Gedanke daran trieb mir das Blut in den Schädel.
Überall leuchteten kleine Glühbirnen, die man kurzerhand in Fassungen geschraubt hatte, die in den Wänden steckten. Alles sehr primitiv. Auf Sicherheit hatte man bei diesem Bau so gut wie keinen Wert gelegt.
Eine große Tür fiel mir auf. Verschlossen war sie nicht. Ich erreichte einen dunklen Raum, fand zum Glück einen Lichtschalter und drehte ihn um.
Puppen!
Nur Puppen! Ich schüttelte den Kopf, denn nun sah ich etwas, was dieses Vampir-Theater in einem völlig anderen Licht erscheinen ließ.
Hier lagen die wahren Akteure, und sie waren ebenso geschminkt, wie die echten Vampire. Nur bestanden sie aus angemaltem Holz und besaßen an ihren Füßen lange Stangen, die von den Puppenspielern gehalten werden konnten. Diese Männer und Frauen waren Künstler, wenn es darum ging, mit den Figuren perfekt umzugehen.
Ich sah die Menschen.
Sie lagen dort wie hingeworfen. Im ersten Moment überkam mich eine schreckliche Angst, hier sechs Tote zu finden. Ich trat näher und untersuchte die Bewegungslosen.
Nein, sie waren nicht tot! Nur in eine tiefe Bewußtlosigkeit gefallen.
Da mir bei meinem Eintritt schon ein seltsamer Geruch aufgefallen war, tippte ich auf Gas.
Demnach war von den Gegnern alles für unser Kommen vorbereitet worden.
Ich konnte momentan nicht weitersuchen, sondern mußte nachdenken.
Irgend etwas hatte ich übersehen. Nichts Optisches, sondern eine Folgerung, einen Gedanken.
Ja, das war es!
Ich schlug gegen meine Stirn. Der Anblick der Puppen hatte mich darauf gebracht.
Wenn die Spieler die Figuren einsetzten, agierten diese auf einer Bühne. Die Künstler selbst befanden sich unterhalb der Bühne.
Deshalb mußte es hier einfach einen Hohlraum oder etwas Ähnliches geben.
Der sollte bestimmt zu finden sein!
Ich suchte verzweifelt. Man hatte auf die Hilfe der Technik nicht verzichtet. Wahrscheinlich ließ sich der Bühnenboden durch irgendeine Mechanik verändern. Sie wollte ich finden.
Ich suchte in den anderen Räumen nach und erreichte tatsächlich eine kleine Kammer, in der das untergebracht war, was ich so verzweifelt suchte.
Sicherungskästen, ein kleiner, aber leistungsstarker Generator und eine Schalttafel, bei der besonders der hervorstehende und schräg nach oben weisende Hebel auffiel.
Ich betätigte ihn.
Er hakte ein wenig, dann mußte er sich meiner Kraft beugen und sank nach unten.
Zunächst einmal geschah nichts. Bis ich ein Knacken und Summen hörte. Die Bühne und das Theater begannen zu zittern, und im nächsten Augenblick vernahm ich einen dumpfen Schlag und auch einen gellenden Schrei.
Ich eilte aus dem Raum.
Abrupt blieb ich stehen. Vor mir gähnte ein Abgrund. Aus ihm war der Schrei geklungen.
Es gab für mich nicht den geringsten Zweifel, wo mich mein nächster Weg hinführen würde.
In die Tiefe, zu meinen Freunden und vielleicht auch zu diesem verfluchten Fratzengesicht, das meiner Ansicht nach unseren gemeinsamen Freund Mandra Korab in seinen Klauen hielt…
***
Piau-Tu, der dicke Chinese mit den Stummelfingern, hatte Suko den Stab entwendet und war bereit, das alles entscheidende Wort zu rufen.
Er hatte die Information von seinem Herrn und Meister bekommen, dem Fratzengesicht, und dieser Dämon schaute ihm auch zu, wie Piau-Tu die Entscheidung herbeiführte.
Das Gesicht selbst wurde von einem bläulich roten Nebel umwallt, war in der Mitte jedoch klar zu sehen, denn beide Hälften wandten dem Betrachter das Profil
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