0323 - Herrin der Vampirburg
sich nämlich«, verkündete Teri verschwörerisch, »um einen ausgwachsenen sibirischen Wolf…«
Der Wirt lachte verhalten. »Natürlich«, sagte er. »Als-Krokodil verkleidet, nicht wahr? Mistreß Bellford, hätten Sie die Güte, in Ihr Zimmer zurückzukehren und Ruhe zu halten? Sie haben wahrscheinlich schlecht geträumt, und…«
»Aber das Ei!« protestierte sie.
Der Wirt seufzte.
»All right«, sagte er. »Ich kann Ihnen nicht zumuten, ein Ei auszubrüten. Also siedeln Sie in Gottes Namen in ein anderes Zimmer um. Drüben, das am Ende, ist frei und das Bett frisch bezogen. Nehmen Sie damit vorlieb, ich bringe Ihnen den Schlüssel. Um das Ei an sich kümmern wir uns nach dem Frühstück, ja? Und ich hoffe, daß fortan Ruhe herrscht!«
Er nickte Gryf und Teri und dem anderen Gast zu. »Verzeihen Sie bitte, Lady und Gentlemen, dieses Durcheinander. Ich darf Ihnen versichern, daß es normalerweise in diesem Haus sehr ruhig zugeht.«
Er wandte sich ab, nachdem er noch einen hungrigen Blick auf Teris lange Beine geworfen hatte, und stampfte die Treppe wieder hinunter. Teri und Gryf kehrten ins Zimmer zurück und schlossen die Tür.
Der Geist des alten McThruberry, der jünger gestorben war, als sein Aussehen vermuten ließ, lächelte still vor sich hin.
Fenrir, der Wolf, grinste immer noch.
***
Das Geheimnis, wie das Hühnerei aus dem Kühlschrank in Gladis Beilfords Bett gekommen war, wurde nie öffentlich enträtselt, und Gryf schwieg sich eisern aus.
Er beschloß, sich nach dem Frühstück die Burg näher anzusehen. Teri beförderte den Wolf per zeitlosen Sprung aus dem Zimmer an den Ortsrand, so wie sie ihn auch am Nachmittag eingeschmuggelt hatte, und fand sich dann wieder bei Gryf ein. McThruberry, der Geist, mußte Zurückbleiben. Er war durch Gryfs Zauber jetzt an den Fixpunkt Gasthaus gebunden, aber Gryf und Teri machten sich über den Geist keine Gedanken. Sie würden auch ohne ihn in der Burgruine zurechtkommen.
Im Hinterhof stand der Wagen, den Teri zuweilen benutzte; ein betagter gelber Opel Diplomat, der schon ganz Europa gesehen hatte und in England durch das links befindliche Lenkrad eigentlich unpraktisch war - aber Teri dachte unkonventionell und kontinental und störte sich nicht daran, daß sie in England praktisch an der falschen Fahrzeugseite saß. Mit dem großen Wagen fuhren sie zur Ruine hinaus. Die Serpentinenstraße führte am bewaldeten Berghang hinauf.
Bei Tageslicht sah die Burg ganz manierlich aus am Abend, vom Zimmer des Gasthauses her betrachtet, war sie ein finsterer schwarzer Koloß am Berg gewesen. Teri lenkte die Limousine bis dicht vor die Zugbrücke,, wo es einen größeren, mit Schotter befestigten Platz gab, wo sie wenden und parken konnte. Über die Bohlen der Zugbrücke zu fahren getraute sie sich nicht. Was Menschen trug, mußte nicht unbedingt auch einen fast zwei Tonnen schweren Wagen aushalten. Und es gab noch einen weiteren Grund für sie, nicht in den Burghof hinein zu fahren.
Hier draußen parkte schon ein anderer Wagen, der viel leichter war und trotzdem nicht über die Brücke gelenkt worden war; ein etwas angerosteter Volkswagen, schlecht gepflegt und verschmutzt, aber offensichtlich fahrbereit.
Und leer.
Die Burgruine hatte bereits Besuch bekommen…
***
Am Morgen sah auch für Patty Glandeen und John Clandis alles etwas anders aus. Pattys Nerven hatten sich weitgehend beruhigt, allmählich fand sie wieder zu sich selbst zurück.
Die Sorge um Diane blieb.
John rief bei Diane daheim an, aber das Mädchen hatte sich dort auch nicht wieder blicken lassen. Der Anruf zog natürlich neugierige Rückfragen nach sich, aber John legte den Telefonhörer wieder kommentarlos auf.
»Sollen wir die Polizei informieren?« fragte Patty etwas hilflos.
»Glaubst du im Ernst, daß uns jemand diese Geschichte abkaufen wird? Eine Vampirin, eine große Fledermaus… nein, meine Liebe. Selbst wenn die Beamten es uns glauben wollen - sie dürfen es nicht. Was glaubst du, was los ist, wenn in den Akten etwas von Vampiren steht? Sicher, da gibt es in London, bei Scotland Yard, so einen Geisterjäger…«
Patty horchte auf. »Woher willst du das denn wissen?«
»Man hört so allerlei«, sagte John. »Aber ich bezweifle, ob Scotland Yard den Mann hierher schickt, bloß weil Diane untergetaucht ist. Eine Vermißtenmeldung wird erst nach mindestens vierundzwanzig Stunden entgegengenommen, und… nein. Ich glaube, wir sehen uns die Burgruine mal an.«
Patty war sofort
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