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0323 - Herrin der Vampirburg

0323 - Herrin der Vampirburg

Titel: 0323 - Herrin der Vampirburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Michael
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dabei. »Bei Tageslicht ruhen die Gespenster«, spöttelte sie. »Ich glaube inzwischen schon nicht mehr an meine Vampirin. Das war irgend etwas anderes, das uns diesen Vampirismus vorgegaukelt hat. Wer immer sich da in der Burg versteckt hat, will aus dem Aberglauben der Leute in Eddieston Kapital schlagen. Bloß sind ja nicht alle so geistergläubig wie du oder Diane.«
    »Ich weiß, woran ich zu glauben habe«, murmelte John.
    »Wir sollten einen dicken Knüppel mitnehmen«, riet Patty. »Und wenn du hast, eine Pistole.«
    »Woher sollte ich eine Pistole haben? Bin ich James Bond?«
    Aber die Idee mit dem Knüppel fand er gut. Seine eigene nahm er auch gleich in Angriff und beschaffte sich aus der Kirche ein Fläschchen voll Weihwasser. Das sollte bekanntlich auch gegen Vampire und andere finstere Kreaturen wirken. Andererseits zeigten sich Vampire doch nicht am hellen Tag. John war sicher, daß sie in den Tiefen der Burg einen Eichensarg finden würden, in dem die Vampirin tagsüber ruhte. Auch daher kam ihm der Knüppel wie gerufen, der ließ sich mit einem scharfen Messer anspitzen, und einen Hammer hatte er beim Bordwerkzeug ständig im Wagen liegen. Konnte ja mal sein, daß der Anlasser streikte und mit einem kernigen Hammerschlag wieder zur Aktivität gezwungen werden mußte.
    John dachte schon ziemlich professionell. Er fragte sich nur, ob sein anfägnlicher Mut und Tatendrang in der Burgruine selbst anhalten würde. Immerhin war ihm das Bauwerk ziemlich unheimlich geworden, und in den Kellergewölben würde es auch jetzt finster sein.
    Aber vielleicht gab’s ja elektrischen Strom in der Ruine. Vielleicht war er noch nicht abgeschaltet worden.
    Sie fuhren los. Der klapperige Rostbomber, den John spottbillig erworben hatte und der allen Fährnissen zum Trotz immer noch fuhr und nicht kleinzukriegen war, trug sie zur Ruine hinauf. Sie parkten draußen vor der Zugbrücke und gingen zu Fuß weiter. Ein paarmal riefen sie nach Diane, aber die meldete sich auch jetzt nicht.
    Das war vor einer Viertelstunde gewesen. -Jetzt befanden sie sich bereits im Gebäude. Überall lag Staub, der dort aufgewirbelt war, wo Patty auf und vor der Treppe angegriffen worden war. Überall gab es Fußspuren. Aber sie waren beide nicht erfahren genug im Fährtenlesen, als daß sie weitergehende Schlüsse daraus hätten ziehen können.
    »Aber Vampire hinterlassen keine Fußspuren«, behauptete Patty. »Oder hast du jemals in einem Vampirfilm welche gesehen?«
    »Vampire? Massenhaft«, sagte John. »Aber die Filme sind Quatsch. Die Wirklichkeit sieht anders aus.«
    In der Halle herrschte Dämmerlicht. John suchte den Lichtschalter, fand ihn, und die Lampen flammten auf. Der Strom war also aus unerfindlichen Gründen wirklich nicht abgeschaltet worden; offenbar vermutete im Elektrizitätswerk niemand, daß hier noch ein Verbraucher auftauchen würde, oder man würde den Verbrauch dem eventuellen späteren Neubesitzer der Burg anlasten. Wie dem auch sei - es gab Licht, und das ließ Johns Zuversicht ansteigen.
    »Laß uns in den Keller gehen«, sagte John, »Wozu? Die glühenden Augen waren da oben. Von da sind die Vampirfrau und diese Fledermaus gekommen«, sagte Patty und deutete die Treppe hinauf zur Galerie.
    »Ich dachte, du schaust dir Filme an«, sagte John. »Dann müßtest du wissen, daß Geheimnisse und Vampirsärge immer in den Kellergewölben zu finden sind.«
    »Du bist unlogisch. Warum richtest du dich jetzt plötzlich nach Filmen? Ich will nach oben, mich dort Umsehen.«
    »Ich hindere dich nicht«, sagte John. Er suchte nach dem Kellereingang. Unter der großen Treppe fand er hinter einem Vorhang eine Tür, die sich öffnen ließ. Er sah auch die Spuren im Staub. Ein wenig seltsam war ihm schon zumute, als er sich mit der Vorstellung vertraut machte, daß dort unten tatsächlich jemand sein mußte -oder gewesen war.
    Er kämpfte mit sich.
    Am liebsten hätte er sich umgedreht und wäre ins Dorf zurückgefahren. Am liebsten hätte er nun doch die Polizei informiert, daß ein Unbekannter sich in der Burgruine aufhielt. Sollte sich doch die Polizei mit Vampiren und Fledermäusen und Vampirfledermäusen herumschlagen! Aber… Diane war verschwunden, vielleicht war sie ein Vampiropfer geworden und befand sich im Keller. Und dazu kam… Patty war hier. Vom Mut eines Mädchen wollte John sich nun zu allerletzt beschämen lassen, obgleich ihm die Knie schon ein wenig zitterten.
    Es ist idiotisch, was ich tue, sagte er sich.

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