0324 - Im Nichts gestrandet
Gucky, was er zu tun hatte, und vorsichtshalber teilte er ihm auch gleich mit, wie er das Schiff wieder in das normale Universum zurückbringen konnte, denn während des Linearfluges konnte er sich ja nicht verständigen. Gucky war also während dieser Zeit auf sich selbst angewiesen.
„Höchstens zwanzig Sekunden", sagte der Bleep.
Gucky betrachtete die Knöpfe, mit denen der Vorgang kontrolliert wurde. Nach Einstellung der Datenkontrollen und Vorbereitung der Computer blieb nichts weiter übrig, als den Startknopf zu drücken. Die Rückkehr in das Normaluniversum erfolgte automatisch zwanzig Sekunden später.
Die Berechnungen besagten, daß sich dann das Schiff in unmittelbarer Nähe der blauen Sonne befinden mußte.
Und zwar in einer Entfernung von drei Lichtstunden, plus oder minus eine Stunde.
Gucky drückte auf den Knopf. Für zwanzig Sekunden wurden die Schirme schwarz, und als sie nach der programmierten Zeitspanne wieder hell wurden, flammte auf dem Panoramaschirm die blaue Sonne.
Die Instrumente zeigten an, daß sie genau zwei Lichtstunden entfernt waren.
Und sie zeigten an, daß die blaue Sonne einen Planeten besaß.
*
Rogar sah auf, als sich ihm ein weißer Schatten näherte. Er erkannte Ramor, den sechzigjährigen Assistenten des Administraturverwalters. Sie waren schon lange eng befreundet.
„Ramor, du bist ein seltener Gast geworden. Benötigst du meinen Rat? Wurden viele Reisen registriert?"
„Es ist etwas viel Merkwürdigeres geschehen", sagte Ramor, ohne auf Rogars Fragen einzugehen.
„Ein riesiges Gebilde aus fester Materie ist auf unserer Welt gelandet. In dieser Nacht, kurz bevor die Sonne aufging. Es landete auf der großen Lichtung nahe beim Strand. Da steht es nun, ein gewaltiges Gebäude, silbern schimmernd - und schweigsam. Ich wollte dich fragen, ob dir derartiges von deinen Reisen her bekannt ist."
Rogar sann lange vor sich hin.
„Nein, aber vor fünfzigtausend Jahren muß etwas Ähnliches geschehen sein. Materiewesen kamen mit einem Ding, das sie „Raumschiff" nannten. Mit seiner Hilfe überwanden sie den Raum, so wie wir mit Hilfe unseres Geistes die Zeit überwinden. Es bestätigt unsere Feststellung, daß der Raum das Problem der Materie ist die Zeit aber das Problem des Geistes."
Ramor hatte keine Zeit für philosophische Betrachtungen.
„Noch haben die Wesen ihr Schiff nicht verlassen, aber wenn es geschieht, kann es Komplikationen geben. Wir können uns nicht mit ihnen verständigen, aber da wir halbstofflich sind, können sie uns töten. Wir müssen etwas unternehmen."
„Und was, wenn ich fragen darf?"
„Das wollte ich dich fragen."
Rogar stand langsam auf. Ramor empfing den Impuls eines Lächelns.
„Du fragst den Richtigen, Ramor. Ich kann mich an dieses Ereignis erinnern, wenn auch nur vom Hörensagen. Ich selbst berichtete mir davon. Nur mit einigen Sätzen, keine Einzelheiten - wie die Regel es vorschreibt. Du brauchst dich nicht zu fürchten. Jenes Schiff bedeutet keine Gefahr für uns, denn der Insasse benötigt selbst unsere Hilfe."
„Der Insasse? Willst du damit etwa sagen, daß..."
„Ja. In dem riesigen Schiff befindet sich nur ein Materiewesen. Komm Ramor, gehen wir zu dem Schiff."
Es war so, wie Rogar es empfand. Die Erinnerung an das Schiff war nur vage, und er hatte seine Erinnerung aus der Zukunft geholt. Sein anderes Ich hatte ihm davon berichtet, so wie das Unterbewußtsein oft von Dingen Kenntnis hat, die dem klaren Bewußtsein verborgen bleiben. Es gab Materiewesen, so wußte Rogar, deren Unterbewußtsein allein in Vergangenheit oder Zukunft reiste, ohne den Körper dabei mitzunehmen. Auch in diesem Fall blieben die Erfahrungen verschwommen und unterschwellig. Sie waren wie ein Traum und ließen sich niemals vollständig rekonstruieren.
Bedauernswerte Geschöpfe, aber sie standen Ja auch erst am Anfang ihrer Entwicklung.
„Weiß noch jemand von dem Schiff, Ramor?"
„Viele haben seine Ankunft beobachtet und sind zu der Lichtung geeilt, um es zu sehen. Die Ausstiegluken blieben bisher geschlossen. Wahrscheinlich beobachtet man uns vom Innern des Schiffes aus."
Fast alle Brels, denen sie auf ihrem Weg begegneten, waren jünger als fünfzig Jahre. Wenn ein Brel älter war, befand er sich meist auf einer seiner Reisen.
Sie erreichten die Lichtung.
Schweigend und abwartend standen überall die weißen Gestalten im Schatten der Bäume, die die Lichtung umgaben. In der Mitte aber ruhte auf seinen gewaltigen Teleskopbeinen
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