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0325 - Die Loge der Henker

0325 - Die Loge der Henker

Titel: 0325 - Die Loge der Henker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Michael
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sangen.
    Pedro Sanchez erkannte nicht, daß sich auch seine Gesichtszüge zu einer grauenhaften Fratze verzerrt hatten. Das Haupthaar wallte hinab bis auf die Schultern. Kinn und Wangen waren von zotteliger Mähne überzogen. Die Ohren hatten sich verformt und glichen dreieckigen Gebilden.
    Die gelblich glitzernden Augen waren jetzt schräge, schmale Spalte und in seinem Mund bleckte ein elfenbeinfarbiges Wolfsgebiß, das jedem Panther zur Ehre gereicht hätte.
    Pedro Sanchez war zum Werwolf geworden…
    ***
    Escamillo Faria, der Schmuggler, zuckte zusammen, als er das Wolfsgeheul ganz in seiner Nähe aufbranden hörte. Es gelang ihm gerade noch, die Zügel des Leitmulis fester zu ergreifen und das Tier an der Flucht zu hindern. Es hätte die anderen Mulis mitgerissen und wäre unzweifelhaft in eine der vielen Schluchten gestürzt.
    »Ruhig, Sancho. Ganz ruhig, mein Braver!« redete Escamillo dem nervös tänzelnden Muli zu. In den Augen des Tieres flackerte die nackte Angst. Die instinktive Furcht vor dem nahen Raubtier machte alle pferdeartigen Wesen zu einem unkalkulierbaren Risiko. Sie waren bereit, sich beim geringsten Anzeichen der Gefahr loszureißen und in panischer Flucht davonzulaufen.
    Einen Moment war Escamillo in Versuchung, den Tieren die Last abzunehmen, die Schmuggelware zu verstecken und die Mulis freizulassen. Sie würden auf dem schnellsten Weg zu ihren Ställen galoppieren und die Kisten mit der Schmugglerware konnte er auch am Tage holen. Die Grenze war weit genug entfernt.
    Doch den Gedanken verwarf Escamillo. Wenn er das Leittier fest am Zaum hielt und beruhigend auf die Tiere einredete, dann konnte eigentlich nichts schief gehen. Die Wölfe hier in den Bergen waren scheu und feige. Sie heulten zwar den Mond an aber wagten nicht, eine solche Mulikarawane anzugreifen. Zumal wenn noch ein Mensch dabei war.
    Vor Menschen scheute der Wolf zurück. Und wenn nicht – Escamillo hatte einen derben Knotenstock, mit der er aufsässige Mulis zur Räson brachte. Einige gezielte Hiebe damit trieben auch einen Wolf in die Flucht.
    Dennoch hatte Escamillo kein gutes Gefühl in der Magengegend, als er seinen Weg fortsetzte. Er spürte, wie die Augen schleichender Wesen auf ihn lauerten. Die Jäger der Nacht, die er nicht ausmachen konnte.
    Mit beiden Händen hing er im Zaum des Mulis und zerrte Sancho vorwärts. Die Tiere hinter ihm versuchten, die Köpfe hochzuwerfen und sich loszureißen. Wären sie nicht mit festen Lederriemen alle mit dem Kopfgeschirr am Schwanzriemen des vorderen Tieres festgemacht worden, dann hätte niemand ihre Flucht aufgehalten. Sie schnaubten angstvoll und ihre Hufe trommelten nervös auf den felsigen Untergrund des Weges.
    »Ruhig, Compadres!« rief ihnen Escamillo zu. »Ich sage euch, daß die Wölfe uns nicht angreifen. Nicht so lange ich, ein Mensch, bei euch bin und euch beschütze. Ihr habt absolut nichts zu befürchten, Amigos!«
    Die Worte Escamillos enthielten die Wahrheit wenn das Rudel in dieser Nacht nicht einen neuen Führer gehabt hätte.
    Einen Werwolf…
    ***
    Aus dem Mund des Pedro Sanchez, der jetzt zum gräßlichen Wolfsrachen wurde, drang ein hohles, klagendes Heulen zu den Sternen.
    Das Rudel scharte sich um ihn. Mit seinem Ruf gab er ihnen zu verstehen, daß er in dieser Nacht ihr Leitwolf war, der sie zur Beute brachte.
    Die hageren, grauen Körper umschmeichelten seine Beine. Die Wölfe sprangen an ihm empor wie zahme Schäferhunde, und ihre rauhen Zungen leckten seinen Pelz. Mit aufgeregtem Jaulen zeigten sie ihm an, daß sie sehr hungrig waren. Und der Werwolf verstand die klagenden Laute seiner graupelzigen Brüder.
    Er schob die Wölfe, die an ihm emporgesprungen waren, beiseite und stieß einen knurrenden Laut aus, der das Rudel in Jagdbereitschaft brachte.
    Dann lief Sanchez, der Werwolf, in gleichmäßigem Trab über den Weg und schlug die Richtung ein, die zum Paß führte. Mit seiner empfindlichen Nase nahm er Gerüche wahr die er jetzt erkannte, ohne sie vorher bemerkt zu haben. Escamillo und seine Mulis – er spürte ihre Witterung ganz deutlich. Die Tiere für die Wölfe – der Mensch für den Werwolf.
    Wie ein breiter Fächer ausgeschwärmt folgte ihm das graue Rudel.
    In gleichmäßigem Wolfstrab liefen sie mit gesenkten Schädeln und hechelnden Zungen hinter ihm her. Fahl glänzten ihre schlanken Leiber mit den eingefallenen Flanken im Mondlicht.
    Der Lauf strengte den Werwolf nicht an. Mit jedem Schritt, mit jeder Bewegung spürte er die

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