0326 - Dämonen-Paradies
Ort zum anderen düsen, Menschen kennen- und liebenlernen, Parties feiern und ihr Dasein genießen.
Bis die Zeit vorbei war und Conrad erschien.
Er kam jedesmal wie ein düsterer Todesbote, um sie abzuholen. Zuerst hatten die anderen gespottet, als sie ihn sahen, denn Conrad stammte aus einer anderen Welt. Er war ein Relikt der Vergangenheit, und er besaß Macht über Maxi. Keinem Mann gehorchte sie so widerspruchslos wie Conrad, ihrem angeblichen Cousin.
Sie stand in der Halle, starrte auf den Tisch und fühlte, daß ihr kalter Schweiß den Rücken hinabrann. Es war ein unheimliches Gefühl, das ihre Adern durchströmte.
Maxi schüttelte den Kopf. Laß dich nicht verrückt machen! dachte sie.
Es dauert nicht mehr lange. Noch gut eine Woche, dann kannst du von hier verschwinden. Sie dachte an Nizza, an Monaco, an Cannes und an Kalifornien.
Überall schien die Sonne, nur nicht auf diesem Schloß. Auch an hellen Tagen hatte sie das Gefühl, in einer gewaltigen Gruft gefangen zu sein.
Dabei trug sie selbst die Schuld daran. Hatte sie nicht, weil ihr das Leben nicht genug bieten konnte, selbst den Kontakt zu den Mächten im Jenseits gesucht? Wollte sie nicht herausfinden, was an den alten Geschichten und den Chroniken stimmte, die über das Schloß geschrieben worden waren?
Wenn sie ehrlich gegen sich selbst war, mußte sie sich das alles eingestehen. Sie hatte auf gewisse Art und Weise mit dem Feuer gespielt. Nun schaffte sie es nicht mehr, die Flammen zu löschen. Sie waren da und würden, wenn sie nicht achtgab, sie auch verbrennen.
Für einen Moment schloß sie die Augen. Nicht Dunkelheit »sah« sie.
Es waren seltsame Gebilde, geisterhafte Gestalten, grell und farbig, die vor ihren geschlossenen Augen tanzten. Wesen, die nicht existent waren und von ihrem Unterbewußtsein produziert wurden.
Ein leises Räuspern ließ sie zusammenfahren. Hastig riß sie die Augen auf, ein kicksender Laut verließ ihre Kehle, und sie sah Conrad vor sich stehen. Gehört hatte sie ihn nicht. Manchmal bewegte er sich absolut lautlos.
Wieder trug er seinen dunklen Anzug. Das weiße Hemd wurde von einer Weste so sehr verdeckt, daß sie nur den Stehkragen sah, der den Hals umschloß.
»Mylady!« Conrad verbeugte sich leicht. Auf seinen ausgestreckten Händen hielt er ein Tablett. Es war ziemlich groß und mußte auch eine gewisse Größe haben, damit die alte Axt ihren Platz darauf finden konnte.
»Sie haben mich erschreckt, Conrad!«
»Das tut mir leid, Mylady, aber ich wollte Ihnen nur die Mordwaffe präsentieren.«
Maxi Mandix war durcheinander. »Welche Mordwaffe?«
Conrad gestattete sich ein schmales Lächeln. »Die für morgen. Sie wissen doch, der Besuch. Das Mörder-Weekend. Es muß ja ein Opfer geben. Diese Axt ist die Mordwaffe, mit der er umgebracht wird.«
Maxi zog die Augenbrauen zusammen. »Wen meinen Sie damit, Conrad?«
»John Sinclair natürlich!«
Maxi Mandix hatte das Gefühl, in den Erdboden versinken zu müssen.
Plötzlich wurde ihr schwindlig. Sie trat einen Schritt zur Seite und blieb breitbeinig stehen, um so einen besseren Halt zu haben. Hatte sie richtig verstanden? John Sinclair? Das konnte nicht sein. Niemand außer ihr wußte, daß er kommen sollte. Falls er überhaupt kam, denn er hatte ihr keine Nachricht zukommen lassen.
»Ist Ihnen nicht gut, Mylady?« Sehr deutlich hörte Maxi die falsche Freundlichkeit aus der Stimme des angeblichen Cousins heraus.
»Nein, nein, es geht schon, wissen Sie.«
»Ich meinte ja nur.«
Maxi Mandix atmete tief ein. Sie hatte den ersten Schock überwunden, und sie wollte nachfragen. Wieso kam Conrad ausgerechnet auf John Sinclair? Er konnte einfach nichts wissen.
Sie schaute auf die Axt. Es war tatsächlich eine alte Waffe, und an ihr klebte Blut. Dies nur im übertragenen Sinne, denn zu sehen war nichts.
Maxi wußte genau, daß einer ihrer Vorfahren die Axt genutzt hatte. Er hatte grausam gewütet, war ein Mörder und Amokläufer gewesen, und diese Waffe sollte nun eingesetzt werden.
»Nun, Mylady?« fragte Conrad.
Sie schüttelte den Kopf. »Wie können Sie so etwas nur sagen.« flüsterte Maxi. »Es gibt keinen Mord. Wenigstens keinen echten. Die Menschen, die morgen in dieses Schloß kommen, wollen einen Nervenkitzel erleben, aber kein Verbrechen.«
»Schließt das eine das andere aus?« fragte Conrad.
»Ja.«
»Wir werden sehen. Ich wollte nur, daß Sie sich die Mordwaffe genau anschauen, bevor…«
»Bevor was?«
»Bevor sie im Kopf des John
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