0326 - Der heulende Tod
in der Nähe aufsteigen.
Ich riskierte einen Blick rückwärts und erschrak. Calvanio hielt einer der Websterschen Raketen. Die Tiermaske machte sich an dem Gerät hinter ihrem Rücken zu schaffen. Jetzt erkannte ich es. Es war ein Lenk- und Sendegerät für die Todesraketen. Ebenso wie im Ford. Ich erinnerte mich, dass auch ein Sportflugzeug in der Luft über Cartier Forth gewesen war, als Harron Webster ermordet wurde. Von hier aus war die Todesrakete gelenkt worden. Sie würde auch die Polizeimaschine nicht verfehlen.
Ich drückte den Steuerknüppel nach vorn und setzte zum Sturzflug an. Eher würde ich eine Notlandung riskieren als dass der Hubschrauber mit der Rakete runtergeholt wurde.
Aber hier war keine Landemöglichkeit. Kurz vor dem Erdboden fing ich die Maschine ab und zog sie wieder hoch. Gleichzeitig ging in den senkrechten Schleifenflug, in den Looping.
Darauf waren sie nicht gefasst. Calvanio fiel die Rakete ungezündet aus der Hand. Der Sendeapparat rüttelte und klapperte, Röhren zersprangen. Er würde kein Unheil mehr anrichten können.
Am schlimmsten erging es der Maske. Sie hatte sich beim Umwenden zu der Apparatur losgeschnallt und sauste mit dem Schädel gegen das Kabinendach. Wieder in normaler Lage sank sie in den Sitz und gab keinen Pieps mehr von sich.
Dafür knackte und knirschte es in den Tragflächen. Die Hawker war weder ein Jagdflugzeug noch eine Maschine für Kunstflüge. Ich sah förmlich, wie die Nieten auseinander gingen und die Flugzeugteile ihrer Selbstständigkeit überantworteten. Wir mussten hinunter, schnellstens.
»Benzintank leck. Wir müssen landen«, schrie ich Calvanio zu. Ich weiß nicht, ob er mich verstand. Der Wind heulte in der Kabine und machte die Verständigung schwer. Eine Orientierung war jetzt nahezu unmöglich. Wenn ich nur das Benzin hätte ablassen können. Aber wenn es in der Nähe der Motoren gelangte, hätte es ein Feuer gegeben.
Ich drosselte die Motoren und zog in einem so stumpfen Winkel nach unten wie ich ihn der strapazierten Maschine gerade noch Zutrauen konnte. Als Landemarke nahm ich mir die in einiger Entfernung liegende Villa von Webster. Ich kannte die Größe des Websterschen Besitzes und hoffte, nicht gerade in einen der Swimmingpools zu geraten.
Rumpelnd setzte die Hawker auf. Ich stellte die Beine hoch und presste mich mit aller Kraft in den Sitz. Den Steuerknüppel hielt ich wie einen angreifenden Stier bei den Hörnern, damit er mir nicht in die Brust gerammt wurde. Und dann schloss ich ergeben die Augen.
Die Ohren ließen sich leider nicht verschließen. Die Hawker schrie wie ein lebendiger Vogel und ließ Federn. Die Tragflächen knickten ein, splitterten und hemmten den Auslauf. Ich wurde durchgeschüttelt. Dann stand der Rest von dem, was von der Maschine noch übrig geblieben war.
Ich schnallte mich ab und arbeitete mich aus der verbeulten Kabine. Calvanio rührte sich nicht. Die Gestalt, deren Maske gar nicht mehr komisch, sondern ramponiert war, atmete schwach. Ich zog sie aus der Maschine und schleppte sie hinter mir her. Dreihundert Yards weit. Dann war ich am Ende meiner Kraft. Ich fand aber noch so viel Energie, dem Mitgeschleppten die Gummimaske abzureißen.
Das Gesicht eines etwa vierzigjährige Mannes starrte mich an. Es war mir unbekannt.
***
Dr. Burton hatte genügend Stoff für neuen Spott. Aber er tat es nicht. Ich kam in mein altes Bett in seiner Klinik und war fest entschlossen, nicht länger als bis zum Morgen darin zu bleiben.
Phil besuchte mich. Er war noch im Hudson geschwommen, während mich Messer-Brown schon abholte.
»Wir wissen jetzt immerhin schon, wie die Raketen gelenkt werden«, sagte ich. »Entweder aus dem Flugzeug oder aus dem Ford. Der Ford ist noch intakt. Wir wollen ihn stehen lassen und nichts am Hangar berühren. Vielleicht holt sich ihn die andere Maske. Die müssen wir noch haben.«
»Der Erkennungsdienst arbeitet auf Hochtouren. Calvanio ist nur in New York ein Unbekannter. Er wird in drei Städten als Mörder gesucht. Aber der zweite Mann ist unbekannt. Prints liegen von ihm nicht vor. Das steht bereits fest. Auch sonst keine Anhaltspunkte. Er kann nichts mehr aussagen, selbst wenn er wollte.«
»Er ist tot?«
Phil nickte. »Er starb bei der Einlieferung.«
»Wir müssen unbedingt noch mal zur Villa von Harron Webster. Da muss doch was dahinter stecken, dass sie bombardiert wurde. Setz Cattingham noch mal an.«
Phil drückte mich in die Kissen zurück. »Ist alles schon
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