0327 - Vampir-Witwen
Gedankensprung später mit Isabell Mori zusammen.
Der mit aller Kraft geführte Tritt traf genau. Er war so wuchtig, daß die Mori zurückgeschleudert wurde.
Eine Filmszene hätte nicht besser sein können. Die Vampir-Witwe wurde zu einer menschlichen Kugel, die auf das Grab zuwirbelte, während Suko wieder den Boden berührte…
***
Die meinte es ernst.
Todernst, sogar!
Auch ich hatte ihre Worte verstanden, war aber zu schwach, um etwas unternehmen zu können.
Bill erlebte die gleiche Situation. Wenn er sich bewegte, würde das Weib schießen.
Zwei Sekunden vergingen.
Ich schaute in das über den Grabrand hinwegblickende Gesicht und bekam mit, wie sich der Mund verzerrte.
Jetzt würde sie schießen.
Da vernahm ich den erstickenden Schrei, hörte klatschende Laute, sah etwas heranwirbeln, und auch die Valeri erschrak.
Sie drehte den Kopf, ihre Züge weiteten sich, mehr konnte sie nicht tun, denn ein anderer Körper wuchtete genau gegen sie. Der Zusammenprall rettete mir das Leben. Bill wahrscheinlich auch.
Plötzlich sahen wir einen Körper über den Grabrand fallen, und er zielte genau in den offenen Sarg.
Mit dem Hinterkopf schlug die Vampirin auf die Kante. Wir hörten den klatschenden Laut, der entstand, doch so etwas brachte ein Wesen wie die Valeri nicht um.
Sie wollte wieder hoch.
Da hatte Bill seine Waffe gezogen. Den Arm hielt er schräg nach unten. Die Beretta bildete die Verlängerung seiner Hand. Er zielte auf das Herz und drückte ab.
Die Kugel traf die Valeri mitten in der Aufwärtsbewegung. Der Schlag warf sie wieder in den Sarg zurück, wo sie in einer grotesken Haltung liegenblieb, denn ein Arm und ein Bein hingen über den Rand nach außen.
Vorbei!
Und wieder fiel ein Schuß.
Nicht Bill hatte geschossen, sondern Suko. Dafür rief mir der Reporter zu den Kopf einzuziehen.
Das tat ich auch.
Die letzte Vampirin fiel über den Grabrand und krachte auf die bereits erledigte Violetta Valeri.
So lagen beide übereinander.
Sie lösten sich nicht auf. Dazu waren sie einfach noch nicht lange genug Blutsauger gewesen. Sie lagen da, waren erlöst, und Blutspritzer bedeckten ihre bleichen Gesichter.
Am Grabrand erschien Suko. »Seid ihr okay?« rief er nach unten.
Bill schaute mich an.
Ich nickte.
»So gut wie!« rief der Reporter.
»Dann kann ja nichts mehr schiefgehen…«
Aus eigener Kraft schaffte ich es nicht, das Grab zu verlassen.
Meine Freunde mußten mir helfen, und als ich außerhalb der Grube stand, zitterten mir die Beine so stark, daß ich fast umgefallen wäre, hätten mich Bill und Suko nicht gestützt.
Das Finale war ohne mich gelaufen. Ich war auch nicht traurig deswegen, sondern unheimlich froh darüber, am Leben zu sein.
»Suko, Bill«, sagte ich. »Ich möchte euch sagen…«
»Wir wissen, was du sagen willst«, unterbrach mich der Reporter.
»Aber wenn du das tust und dich irgendwie bedankst, werfen wir dich wieder zurück und nageln die Kiste zu.«
Zu diesen Worten meines Freundes Bill nickte Suko so ernst, daß ich laut lachen mußte, Meine beiden Freunde stimmten bald mit ein.
Wir waren seit langer Zeit mal wieder richtig froh…
ENDE
[1] Siehe John Sinclair Nr. 304 »Maskenball der Monster«
[2] Siehe John Sinclair Nr. 12 »Lebendig begraben«
[3] Siehe John Sinclair Nr. 304 »Maskenball der Monster«
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