0327 - Vampir-Witwen
Sauerstoff immer weniger wurde. Ich nahm nichts mehr bewußt wahr, denn die ersten Schatten der Ohnmacht drangen auf mich zu.
Die Panik kam.
Sie war wie ein Alp, der sich auf meiner Brust festgesetzt hatte, und sie löste sich in einem gewaltigen, irren Schrei auf, der aus meiner Kehle drang…
***
Bill Conolly hatte die Frage gestellt, sich halb gedreht und schaute die vier Witwen der Reihe nach an. Sie standen da wie steinerne Figuren, ein wenig versetzt zu Bill, und im Halbkreis.
»Wer?« schrie der Reporter.
»Geht es Sie etwas an?« Violetta Valeri stellte die Frage.
»Ja, es geht mich etwas an!«
»Ich würde euch raten, zu reden.« Suko mischte sich ein. Er hatte sich breitbeinig an einem Ende des Grabes aufgebaut und ließ die Vampir-Witwen nicht aus den Augen. »Wir befinden uns auf der Suche nach einem Freund. Und eine von Ihnen hat einen Killer den Auftrag gegeben, ihn zu töten. Wer ist Violetta Valeri?«
»Das bin ich«, gab die Sprecherin zu.
»Dann raus mit der Sprache, wer liegt im Sarg?«
»Niemand!«
Bill lachte rauh. »Das könnt ihr uns nicht erzählen. Raus mit der Sprache, habt ihr John Sinclair lebendig begraben?«
»Wir kennen ihn nicht!« hielt man Bill entgegen.
Der Reporter stand unter Dampf, ein kleiner Funke genügte, um ihn explodieren zu lassen. »Ich werde nachsehen!« flüsterte er rauh.
»Verdammt, ich springe in die Grube und öffne die verfluchte Totenkiste. Hast du verstanden?«
»Er ist nicht…«
Violetta Valeri kam nicht mehr dazu, den Satz auszusprechen, denn etwas anders geschah.
Ein gedämpft klingender, dennoch grauenvoller Schrei ertönte. Er war nicht nur aus der Grube, sondern auch aus dem Sarg erklungen.
Während der Schrei aufklang, wagte keiner der Anwesenden, sich zu rühren.
Alle waren geschockt.
Bill Conolly reagierte zuerst. »Verdammt, das ist John!« rief er und sprang in die Grube.
Gleichzeitig reagierten auch die Vampir-Witwen. Die Situation eskalierte!
Bill hatte sich einfach fallen lassen. Es war ihm egal, wo er landete.
Zudem befand sich zwischen Sarg und Wand ein geringer Zwischenraum, den er wohl kaum treffen konnte. Mit beiden Füßen hämmerte er auf den Sargdeckel und hörte von außerhalb des Grabs Schreie und auch den ersten Schuß.
Wie gern hätte er Suko beigestanden, aber das konnte er nicht.
John Sinclair war wichtiger.
Das Holz hatte sich bewegt, als Bill aufprallte, es war allerdings nicht zerbrochen.
Jetzt blieb ihm nichts anderes übrig, als sich in die Lücke zu quetschen. Er bückte sich, schaute nach den Verschlüssen und suchte den Kontakt, um sie aufzuhebeln.
Die goldfarben glänzenden Griffe mußte er zur Seite schieben, dann hatte er gefunden, was er suchte, er sah die Schieber, die er drücken mußte. Ihr Klacken war Musik in seinen Ohren.
Zweimal erklang es, dann kletterte Bill über den Sarg, da er an die andere Seite gelangen mußte. Hier tat er das gleiche. Jetzt brauchte er nur mehr den Deckel abzuheben.
Er faßte mit beiden Händen zu, wuchtete ihn hoch und kantete ihn an die Grabwand.
»Johnnn!« Es war ein Aufschrei, der aus seiner Kehle drang, und sein Gesicht verzerrte sich vor Pein, als er die blasse Gestalt sah, die rücklings in der Totenkiste lag.
John Sinclair sah aus wie ein Toter! War er schon tot? Hatte er es nicht mehr geschafft? Waren Bill und Suko vielleicht zu spät gekommen?
Der Reporter wollte es nicht glauben. Er bückte sich, packte John unter und hievte ihn hoch.
Aus dem Mund des Geisterjägers drang ein Stöhnen. Wie im Krampf hielt er sein Kreuz fest, als wäre es der letzte Rettungsanker, den es überhaupt gab.
John schnappte nach Luft, saugte fast singend den Atem ein und verdrehte die Augen. Die Anstrengungen und die Angst standen in seinen Zügen. Sprechen konnte er nicht. Sinclair wollte nur atmen.
»Raus aus dieser Totenkiste!« keuchte Bill. »Verdammt, du mußt raus, John!«
***
Diese Worte hörte auch ich und nahm sie bewußt zum erstenmal wahr, denn zuvor war ich zu erschöpft gewesen und hatte kaum mitbekommen, was geschehen war.
Aber jetzt sah ich meinen Freund. Noch verschwamm sein Gesicht vor meinen Augen. Ich atmete so heftig, daß es schmerzte.
Allein konnte ich mich kaum auf den Beinen halten. Bill lehnte mich gegen die Grabwand, ich bekam das große Zittern und spürte Bills Hände auf meinen schweiß- und tränenfeuchten Wangen.
»Geschafft, Junge! Wir haben es geschafft!« Bill stammelte die Worte.
Er war noch immer außer sich und so mit
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