0327 - Vampir-Witwen
auf.
»Es wird keine Schwierigkeiten bereiten«, murmelte er, während er sich bückte, und Bill Conolly die nähere Umgebung im Augenschein behielt. Gestört wurden sie nicht.
Es war auch nicht zu ruhig. Wind wühlte sich durch die Bäume und ließ das Blattwerk rauschen. Etwa eine halbe Minute benötigte Suko, um das Schloß zu öffnen.
»Komm!« wisperte er.
Beide Männer verschwanden durch die Tür. Wie Schatten tauchten sie in das Haus ein.
Es war wirklich alt. Durch die Fenster fiel graues Licht. Auch bei dieser Beleuchtung erkannten die Männer, daß das Innere des Hauses einer Renovierung bedurft hätte.
Die Wände waren nicht mehr glatt, sondern uneben. Putz war von ihnen herabgefallen und lag auf dem Boden. Es gab nur wenige Möbel in der Halle. Auf ihnen lag der Staub.
Aber sie sahen Spuren auf dem Boden. Hier waren mehrere Personen gegangen.
Suko und Bill verhielten sich zunächst still. Sie atmeten auch nicht laut, denn sie wollten auf keinen Fall gehört oder schon frühzeitig erwischt werden.
Geräusche drangen nicht an ihre Ohren. Keine Stimmen, nicht das Ticken einer Uhr oder Schritte.
Die Ruhe war unnatürlich.
»Wahrscheinlich sind die nicht da«, sagte der Reporter.
»Möglich.« Suko suchte den Boden ab. Er ging ein paar Schritte, wobei er die Spuren verfolgte, und meinte dann: »Wir haben den Wagen in der Garage gesehen, also müssen sie sich in der Nähe aufhalten.«
»Vorausgesetzt, sie fahren keinen zweiten«, warf Bill ein.
»Stimmt auch wieder.«
Suko entfernte sich noch weiter von seinem Partner. Er stand dicht an der Treppe und zog plötzlich schnaufend und so laut die Luft durch die Nase, daß der Reporter aufmerksam wurde. »Was hast du?«
»Riechst du nichts?«
»Nein.«
»Komm mal her.«
Bill ging auf Zehenspitzen. Neben Suko blieb er stehen, schnüffelte und nickte. »Das riecht nach Feuer oder Rauch.«
»Eben.«
»Und wo kommt es her?«
»Rauch steigt nach oben. Ich nehme an, daß sich die ›Quelle‹ im Keller befindet.«
»Okay, sehen wir nach.«
Bill und Suko fanden sehr schnell die Tür zum Keller. Mochte das Haus auch noch so alt sein, es war auch in den untersten Räumen Licht vorhanden. So konnten sich die beiden Männer im Licht einer trüben Birne orientieren. Je tiefer sie kamen und je mehr Stufen der altersschwachen Steintreppe sie hinter sich ließen, um so schärfer wurde der Geruch. Beide waren sicher, daß es sich um ein Feuer handelte.
Als sie die Treppe hinter sich gelassen hatten, mußte Bill den Kopf einziehen, sonst wäre er mit dem Scheitel gegen eine Decke gestoßen.
Er fühlte, daß er der Lösung des Rätsels nahe war. Hier unten hatte sich etwas Entscheidendes getan, und dieses mußte mit ihrem gemeinsamen Freund, dem Geisterjäger John Sinclair, zusammenhängen.
Mehrere Türen standen zur Auswahl. Es waren Bretterverschläge und Bill wandte sich der zweiten zu. Als er sie öffnete, sah er bereits die Rauchschwaden, die ihm entgegentrieben. Er flüsterte Suko einige Worte zu und der Inspektor war rasch da.
Gemeinsam betraten sie das Verlies.
Nur mühsam unterdrückten sie ein Husten. Beide sahen, daß der Qualm größtenteils nach oben abzog und in einem Luftschacht verschwand. Licht gab es hier nicht. Zum Glück strahlte das allmählich ausbrennende Feuer einen Schein ab, der ausreichte, um auf Taschenlampen verzichten zu können.
Bill ging als erster los, umrundete das Feuer und stand vor dem Andreas-Kreuz. Er sagte noch nichts, schaute nach unten und sah dort die Reste der zersäbelten Stricke.
»Suko!«
Auch der Inspektor wußte Bescheid. Er sprach die Worte aus.
»Hier muß John gefesselt gewesen sein.«
»Ja. Aber wo steckt er jetzt?«
»Die vier Witwen haben ihn weggeschafft.«
»Und wohin?« Suko überlegte laut. »Warte mal, der Wagen steht in der Garage. Wenn wir davon ausgehen, daß es der einzige ist, und die Frauen nicht weggefahren sind, müßten oder könnten sie sich möglicherweise noch in der Nähe aufhalten.«
»Du meinst auf dem Grundstück?«
»Ja.«
»Was sollen wir dann noch hier?« Bill drehte sich um. Er wollte das Verlies verlassen.
Suko ebenfalls. Er schaute dem Reporter nach, und sah über der Tür etwas blitzen.
»Vorsicht Bill!«
Im selben Augenblick löste sich das Beil aus der Sperre und fiel nach unten!
***
Ich schaukelte!
Hätte ich nicht in diesem stockfinsteren Sarg gelegen, hätte ich einen Vergleich mit einem Schiff bei mittlerem Seegang nicht zu scheuen brauchen.
So
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