0327a - Dynamit und heiße Dollars
eingelassen und besaß einen Drehgriff, wie das Steuerrad eines Fischdampfers.
Joe kniete vor dem Ungetüm aus Stahl nieder und befühlte mit den Fingerspitzen die unteren Ritzen. Dann drehte er ein paar Mal an dem schwergängigen Rad und presste ein Ohr an die Stahlfüllung. Greg hatte sich indessen der Bürotür zum Nachbarzimmer genähert und knackte das einfache Schloss mit einem Dietrich. Er öffnete die Tür und befand sich im Arbeitszimmer des Direktors. Ein riesiger Teppich bedeckte den Parkettboden.
Schnell ging er zu dem überdimensionalen Ölbild an der Wand und hob es ab. Darunter kam nur die glatte Wand zum Vorschein, doch mehr hatte er auch nicht erwartet. Auf der anderen Seite der Wand befand sich der Tresor, an dem noch immer Joe kniete.
Greg huschte zur Tür zurück und holte ein zusammehgerolltes Maßband aus der Tasche. Vom Türstock aus maß er genau die Entfernung bis zum Tresor und dann dessen Breite. Daraufhin wiederholte er die Prozedur im Büro nebenan und markierte sich die Stelle, wo die Mitte des Tresors an die Wand anstieß. Von dort an ging er eine Handbreit nach rechts und zeichnete einen großen Kreis auf die Wand.
Joe hatte inzwischen eine Bohrmaschine aus der Kiste geholt und steckte sie in die Steckdose. Das schwarze Kabel schlängelte sich quer über den Teppich zu Greg, der vorsichtig drei von den schmalen Sprengstoffpaketen vor sich hinlegte. Dann ergriff er die Maschine. Mit hellem Singen rotierte der Steinbohrer, als er am Rand des markierten Kreises ansetzte. Ein daumengroßes Loch in der Wand entstand. Die Ziegel waren längst nicht so hart wie der Beton im Keller. Ohne große Anstrengung schaffte er es, bis zu der Stahlrückwand vorzudringen. Am veränderten Ton des Bohrers hörte er genau, wann er die Wand durchstoßen hatte.
Joe löste ihn nach einer Viertelstunde ab und schraubte einen doppelten Spezialbohrer ab. Er hatte jetzt die Aufgabe, den Stahl zu durchlöchern, um die Sprengzigarren anbringen zu können. Es dauerte etwas länger, das zähe Material zu durchstoßen, aber schließlich gelang es dennoch.
Die Vorhänge des Zimmers waren zugezogen, die Rollläden herabgelassen. Unbesorgt hatten sie die starke Tischlampe eingeschaltet und den Schirm direkt auf die Arbeitsstelle gerichtet. Joe arbeitete in einer leichten Staubwolke und achtete nicht auf den Putz, der auf den gepflegten Fußboden fiel. Er sah nur die Stellen vor sich, an denen sie die Sprengladungen anzubringen hatten.
Greg hatte die Kiste hereingezogen und packte eine kreisförmige Stahlplatte aus, an der drei kurze Hohlfüße befestigt waren. Das Ding sah aus wie ein umgestülpter Tisch im Kleinformat mit Saugnäpfen. Als Joe endlich fertig war, wischte er sich den Schweiß ab und hob die Sprengpatronen auf. Der Bohrer war so bemessen, dass die Kapseln gerade in die Löcher passten.
Langsam, wie ein Chirurg bei einer schwierigen Operation, schraubte Joe die Patronen in die Löcher, bis nur noch ein Fingerbreit hervorsah. Dann befestigte er die drei Zündschnüre und fädelte die Schnüre durch die Hohlfüße der Stahlplatte. Die drei Zündschnüre wurden straff gezogen und verdrillt.
»Wenn das kein prächtiges Feuerwerk gibt«, grinste Greg und steckte sich eine Zigarette zwischen die Lippen. Joe hatte schon sein Feuerzeug in der Hand, horchte noch einmal kurz ein paar Sekunden und hielt es dann an den Punkt, wo die Zündschnüre zusammenliefen.
»Raus jetzt«, sagte er und huschte schon zur Tür. Greg folgte ihm, und sie gingen in den Kassenraum bis dicht vor den Tresor. Auch Joe gönnte sich jetzt eine Zigarette. Gespannt warteten sie auf die Explosion. Ihre Gesichter hatten durch den Staub eine weißliche Farbe angenommen, die Handschuhe wirkten fleckig wie ein Zebrafell. Greg rollte unaufhörlich die Zigarette zwischen den Fingern, während Joe die Augen zu schmalen Schlitzen zusammenpresste und sich rückwärts an einen Schreibtisch lehnte. Gedämpfter Straßenlärm drang zu ihnen herein. Der große Sekundenanzeiger der Wanduhr sprang unaufhörlich von einem Strich zum anderen.
Sie hatten noch zehn Sekunden vor sich, und Greg zählte leise mit. Die Kippe seiner Zigarette brannte auf dem Boden weiter, seine Augen hingen an der Wanduhr.
Plötzlich hörten sie das Quietschen von Autoreifen.
Wie erstarrte peilten sie zu dem verhangenen Fenster. Mit einem mächtigen Satz stand Joe am Vorhang, zog ihn mit dem Finger einen Spalt zur Seite und sah genau auf das rotierende Blaulicht eines
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