0329 - Astaroths Höllenbote
Mondega hervor.
»Das ist die Grenze, wo bei euch Menschen der Verstand aufhört und bei uns Dämonen der Witz beginnt!« erklärte Chandras. »Was ist ein Menschenleben wert?«
»Sehr viel!« gab Mondega zurück. »Es ist einzigartig und unbezahlbar!«
»Für euch Menschen vielleicht – jedenfalls hier und heut!« höhnte Mondega. »Ihr zahlt riesige Lösegelder für ein Leben – was in einem anderen Land nur so viel wert ist wie eine Gewehrkugel. Andere Zeiten – andere Worte. Wir Dämonen sehen das alles anders. Dieses Mädchen hatte die Regeln verletzt – ob bewußt oder unbewußt – der Dämon war dadurch im Recht. Hätten wir uns ihm entgegengestellt, dann waren wir ihm und seiner Rache verfallen. Wir hatten nur die Chance, ihm zu geben, was er wollte, um unser Leben zu retten!«
»Die beiden Stuntmen haben gekämpft und das Ungeheuer vertrieben!« stellte der Regisseur fest.
»Und was haben sie davon?« fragte Chandras höhnisch. »Einer von ihnen ist lebensgefährlich verletzt. Ich bin gerade auf dem Weg ins Hospital!«
»Ich habe gehört, daß er stirbt!« sagte Mondega leise. »Was wollen Sie noch dort?«
»Seine Seele!« kicherte der Dämon. »Wenn sein letzter Hauch verweht, dann entweicht seine Seele. Und ich glaube nicht, daß von der Gegenseite große Anstrengungen unternommen werden, diese Seele zu verteidigen. Er ist mir hier nicht gerade wie ein Heiliger erschienen. Sie können mir nicht verweigern, diese Seele zu nehmen, Mondega!« zischte Chandras gefährlich leise.
»Wir werden einen neuen Stuntman brauchen!« Carlos Mondega erkannte, daß er Chandras nicht stoppen konnte. Da er selbst bereits in der Liste derer stand, über denen das Damoklesschwert der ewigen Verdammnis schwebte, betrachtete er es zwar als schlimm, wenn ein Mensch starb – nicht aber, wenn seine Seele zur Hölle fuhr.
»Ich habe bereits vor einer halben Stunde einen engagiert!« erklärte Chandras. »Ein Meister mit dem Schwert. Chinese oder Mongole oder so was. Aber so wie den habe ich noch niemanden mit der Klinge wirbeln sehen. Er hat nur eine Eigenheit, die mir irgendwie komisch vorkommt!«
»Und die wäre?« Mondega wurde neugierig.
»Er verlangt, daß sein Manager ständig in seiner Nähe ist!« knurrte der Dämon. »Na, vielleicht ist es auch einer von der Mafia. So jedenfalls sieht der Typ aus, und ich will verdammt sein, ach, verflucht noch mal, das bin ich ja längst… mich soll der Segen eines Heiligen treffen, wenn wir nicht irgendwann die Seele dieses dubiosen Managers einkassieren werden!«
»Hauptsache, daß die nächsten Aufnahmen so werden wie die Arbeit dieses Tages!« erklärte Mondega. »Sie übertreffen an Dramatik alles, was ich bisher gesehen habe! Dieser Film wird ein Erfolg wie ET oder Star Wars!«
»Das hoffe ich!« Der Dämon grinste böse, »Immerhin sind das die erfolgreichsten Filme der Gegenwart…!«
»… die aber dennoch keinen Oscar für die Regie bekommen haben!« sagte Carlos Mondega zu sich selbst. Aber das hörte Chandras, der Dämon, schon nicht mehr.
***
Carsten Möbius war höflich aber bestimmt von Professor Zamorra nach draußen gewiesen worden. Der Meister des Übersinnlichen brauchte absolute Konzentration für seine Arbeit und Nicole Duval, die ihm assistierte, hielt sich im Hintergrund, auf die Weisungen des Meisters wartend.
Professor Zamorra hatte den kleinen Handkoffer, den er seit einiger Zeit immer bei sich führte, geöffnet. Seit das Amulett, die handtellergroße Silberscheibe, die er jetzt offen auf dem Hemd trug, den Dienst öfters versagte oder nicht so reagierte, wie es Zamorra erwartete, mußte der Parapsychologe mehr und mehr von seinen Kenntnissen der Magie und den Geheimnissen des Unerklärlichen Gebrauch machen. In dem Koffer führte er verschiedene Arten von Kräutern, Tinkturen und Latwergen mit sich, die er bereits in seinem Refugium auf Château Montagne hergestellt hatte, wenn ihm sein abenteuerliches Leben einige Tage Zeit ließ, sich auf seinem eigentlichen Wohnsitz an der Loire auszuruhen. Denn alleine die Herstellung der Tränke und Salben ist unheimlich kompliziert, und nur die geringsten Abweichungen von Menge und Beschaffenheit der Zutaten und der Zubereitung können die Wirkung entweder zunichte machen oder ins Gegenteil verkehren. Wie bei Giften, die in mikrobenhafter Dosierung Heilmittel sind, in einer größeren Menge jedoch absolut tödlich, ist es auch mit den geheimen, auf die Erkenntnisse von Jahrtausenden basierenden
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