0329 - Erpresser kennen keine Gnade
Sie redete auf den Jungen ein. Sie standen jetzt vielleicht noch einen Steinwurf weit von mir entfernt.
Ich sprang wie elektrisiert auf. Denn der Junge hatte das Paket mitgenommen!
Wenn wir jetzt einen Fehler machten, waren das Kind und die Frau gefährdet. Ich sah noch, wie Phil ebenfalls in die Hecke eindrang. Dann ging ich rasch über den Weg Vor mir spielten ein paar Kinder mit einem Ball. Wie unbeabsichtigt stieß ich ihn mit dem Fuß an, als ich dran vorbeikam. Er flog in hohem Bogen in die Hecke.
»Wartet, ich hole ihn zurück«, rief ich den Kindern zu und rannte hinter dem Ball her Ich drang ein Stück in die dichten Büsche ein und warf den Ball den Kindern zu. Dann schlängelte ich mich weiter.
In den dichten Büschen konnte mich so leicht niemand entdecken. Dann lag ein großes Rasenstück vor mir. Dahinter waren Häuschen mit Toiletten und Waschräumen.
Daneben lag der dichtbevölkerte Spielplatz.
Wir durften den Erpresser nicht merken lassen, daß wir ihn verfolgten.
Jetzt sah ich den Jungen über das kleine Rasenstück laufen. Das braune Paket hatte er fest an seinen schmächtigen Körper gepreßt. Ich sprang wieder in die Büsche zurück. Ohne auf die Zweige und Dornen zu achten, die meine Hände zerkratzten, rannte ich durch die Büsche.
Nach einem kurzen Stück war ich so weit, daß die Gebäude mir Deckung gaben, und dann erst rannte ich über den Rasen Ein Stück entfernt trat fast im gleichen Augenblick Phil aus den Büschen und rannte mit mir auf die Gebäude zu. Der Schuß peitschte auf, als wir die Hälfte der Strecke geschafft hatten.
Dann zerriß noch ein zweiter Schuß die Stille.
Noch nie bin ich so schnell gelaufen wie jetzt.
Und dann sahen wir den Jungen. Er lag zwischen den beiden Gebäuden lang ausgestreckt auf dem Boden.
Sein Gesicht war fest ins Gras gedrückt, und seine Hände hatten sich in den Halmen verkrampft.
Ein Schuß hatte ihn ins Bein getroffen. Während ich mich um den Kleinen, der das Bewußtsein verloren hatte, bemühte, näherten sich hastige Schritte. Fred Nagara und sein Begleiter kamen.
Fassungslos starrten sie auf den Jungen.
Ich sprang auf.
»Fred, du kümmerst dich um den Jungen und die Mutter. Alle anderen kämmen hier das Gebiet durch. Einer rennt zu den Wagen und fordert von Wilder mehr Leute an. Wir müssen alle Ausgänge besetzen.«
Gegen Abend mußten wir die Aktion abbrechen. Ohne Erfolg. Aber wir hatten alles getan, was in unserer Macht stand.
Wir hatten Hunderte von Menschen untersucht, die einen Gegenstand bei sich trugen. Eine Unmenge von Kinderwagen hatten wir von den erstaunten Müttern auspacken lassen, denn auch so hätte das Paket aus dem Park geschmuggelt werden können. Sämtliche Ausgänge waren besetzt worden, und jede Person, die verdächtig schien, wurde angehalten. Jeden Fußbreit Boden in der Umgebung des Tatortes hatten wir von unseren Spezialisten untersuchen lassen. Aber wir hatten nur zwei leere Patronenhülsen gefunden. Sonst nichts.
Von dem Täter fehlte jede Spur. Auch das Paket war nirgends aufgetaucht.
Ich hatte all die Leute gefragt, die in der Nähe des Tatortes gewesen waren. Aber nicht einer hatte etwas Verdächtiges bemerkt.
Mr. High kam kurz vor Schluß der Aktion an den Tatort. Als ich ihm Bericht erstattete, legte er mir die Hand auf die Schulter und sagte:
»Sie haben keine Schuld an dem Schicksal des Jungen, Jerry. Ich weiß, daß Sie alles getan haben, was Sie konnten. Aber jetzt hat es keinen Zweck mehr, hier alles auf den Kopf zu stellen. Was haben Sie ermittelt?«
»Auf den Jungen wurde aus kurzer Entfernung mit einem 38er Colt geschossen. Die Kugel traf ihn ins Bein. Leider hat der Boy von dem Schützen so gut wie nichts gesehen. Jedenfalls kann er ihn nicht beschreiben. Der Junge hatte das Paket schon übergeben und war auf dem Rückweg. Der Erpresser wollte sicherlich den Zeugen aus der Welt schaffen und schoß, als der Junge ein paar Schritte gelaufen war. Zum Glück’ traf er ihn nur ins Bein.«
»Wissen Sie, was für eine Waffe Edwards trägt?«
Ich nickte, denn ich hatte noch den Krach im Ohr, den sein Schießeisen hinter der Kneipe verursacht hatte.
»38er Colt Aber in New York gibt es ‘ne ganze Menge 38er Colts. Daß Edwards einen hat und daß die Kugel, die im Bein des Jungen steckte, aus der gleichen Waffe stammen, beweist noch nichts.«
»Sie haben recht, Jerry«, sagte Mr. High nachdenklich, »aber auf jeden Fall müssen wir die Suche nach ihm verstärken.«
Dann fiel sein
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