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033 - Das vertauschte Gehirn

033 - Das vertauschte Gehirn

Titel: 033 - Das vertauschte Gehirn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter T. Lawrence
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nicht mehr ganz allein gegen ihn kämpfen zu müssen. Ich habe Elisabeth und ganz London hinter mir. Später, wenn der Doc in der Hölle schmort, dann werde ich mich zu erkennen geben. Aber erst muß der Doc sterben. Sonst bin ich, und die gesamte Menschheit ebenfalls, in Gefahr. Ich bin sicher, er wird kommen und blind in meine Falle tappen. Wenn Elisabeth sich bloß nicht verrät.
    Er glaubt, daß ich mich mit Elisabeth treffen will. Auf dem Zentral-Friedhof. Er glaubt, daß ich mit ihr dann den Friedhof verlasse, um zur Polizei zu gehen. Er muß mich einfach suchen.
    Aber er wird mich nicht finden. Erst werde ich ihn vor die Grabkammer locken. Er wird nachsehen wollen, ob ich noch da bin, oder ob es mir gelungen ist, ihm zu entschlüpfen. Dann werde ich schießen. Ganz nah lasse ich ihn herankommen. Ich muß sicher sein, das ich ihn nicht verfehle.
    Ich werfe einen Blick auf eine Uhr, die auf einer Säule an einer Bushaltestelle angebracht ist. Sieben. Noch zwei Stunden, dann wird er sich zu mir auf den Weg machen. Er wird denken, daß Elisabeth bei mir ist, aber da täuscht er sich. Ich werde alleine auf ihn warten, während Elisabeth die Polizei benachrichtigt. Sie werden kurz nach dem Doc da sein, und andere werden sein Haus durchwühlen, während er mich auf dem Gelände sucht.
    Armer Doc. Fast tut er mir leid, aber er hat den Tod verdient. Ich hasse ihn, weil er das Grauen und den Tod über die Menschen bringen will. Nur an mir liegt es, ihn zu vernichten, seine schrecklichen Gedanken nicht real werden zu lassen!
    Gerade will ich die Bahn zum Friedhof nehmen, als auf der anderen Seite eine Frau zu schreien beginnt. Im Nu sind ein paar Passanten um sie herum. Die Frau schluchzt hysterisch und zeigt auf einen Hauseingang, in dem ein kleiner, buckliger Mann steht. Der Mann geht verwirrt auf sie zu, aber ihre Schreie werden noch lauter, noch schriller und angstvoller.
    „Er kommt aus dem Jenseits!“ ruft sie mit sich überschlagender Stimme. „Seht nur seinen Blick!“
    Aber der Ärmste schaut nur betroffen und verständnislos drein. Soweit ist es also schon gekommen. Sie sehen in jedem, der mißgestaltet ist. ein Gespenst. Fluch über den Doc.
    „Haben Sie Feuer?“
    Ich zucke zusammen, starre den Mann an, der mit einer unangezündeten Zigarette neben mir steht und sie sich an die Lippen hält. Vielleicht ist es gut, wenn sie Angst vor dem Doc und seinen Wesen bekommen, denke ich. Bestimmt gibt es noch eine Menge Leute, die alle Geschehnisse der letzten Tage und Stunden als dummes Gefasel abtun. Sie sollen aufwachen aus ihrer Lethargie, die Leute. Sollen sich etwas ausdenken, wenn es mir nicht gelingt, den Doc zu töten.
    „Nein“, sage ich kalt, lächle den Mann an und wünsche mich in die Gruft. Für den Bruchteil einer Sekunde höre ich noch seinen entsetzten Aufschrei, dann ist Stille um mich herum. Ich bin wieder zu Hause.
    Zu Hause, in meinem Totenhaus.

    Sie lag still da und hielt die Augen geschlossen. Friedlich wie ein Engel liegt sie da, dachte der Doc. Für einen Augenblick lang schweiften seine Gedanken in die Vergangenheit zurück. Er sah das Gesicht von Mabel vor sich, wie sie blaß in ihrem Kissen lag mit farblosen Lippen und großen, dunklen Kinderaugen.
    „Doktor“, hatte sie geflüstert. „Wird das Baby leben?“
    Er war noch ein junger Arzt gewesen damals, seit drei Monaten in London, verwirrt von den Eindrücken der Stadt. Er hatte sie gemocht, diese Mabel, die von einem Mann vergewaltigt worden war. Wenn sein Dienst zu Ende war, hatte er noch lange an ihrem Bett gesessen, ihr von Schottland erzählt und von dem kleinen Dorf, wo er aufgewachsen war.
    „Es wird leben“, sagte er damals und strich ihr dabei über die Stirn. „Es ist ein Mädchen und ein verdammt hübsches noch dazu. Ganz die Mutter.“
    Sie hatte nach seinen Händen gegriffen, ihre blassen Wangen dagegen gepreßt. Ganz leise sagte sie: „Es wird in einem Heim aufwachsen, wenn ich tot bin, nicht wahr?“
    „Sie werden nicht sterben, Mabel“, log er, lächelte sie an und verbesserte sich: „Du wirst nicht sterben, Mabel.“
    Sie schwieg, sammelte Kraft.
    „Ja“, flüsterte sie nach einer Weile. „Ich werde leben und mein Baby soll Elisabeth heißen, Doktor. Es soll Elisabeth heißen.“
    Als sie eine Stunde später tot war, schwor er sich, Elisabeth ein Vater zu sein. Und sie hielt ihn bis zur Stunde für ihren eigenen Vater.
    Wie sehr sie doch ihrer Mutter gleicht, überlegte er. Sie war ihm wirklich ans Herz

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