033 - Der Frosch mit der Maske
war ein ganz großer Verbrecher. Ein Amerikaner, wenn ich mich recht erinnere. Aber er ist doch längst tot, nicht wahr?«
Elk kratzte sich nervös das Kinn. »Ich würde für mein Leben gern jemanden treffen, der seinem Begräbnis beigewohnt hat. Jemanden, dem ich auf den Eid glauben könnte!«
»Sie glauben doch nicht, daß Lew Brady ...?«
»Nein!« sagte Elk. »Ich glaube gar nichts über Lew, außer, daß er ein überwundener Boxer ist. Und ich werde mir diesen Wettbewerb der Bärte näher besehen, Herr Broad. Ich danke Ihnen für Ihre Mitteilung.«
Um fünf Uhr kam Balder zu Elk und fragte, ob er nach Hause gehen könne. »Ich habe meiner lieben Frau versprochen ...«, begann er.
»Halten Sie ...«, sagte Elk, »und sehen Sie zu, daß Sie weiterkommen. «
Kaum eine halbe Stunde, nachdem sein Untergebener gegangen war, kam ein amtlicher Brief für Inspektor Elk, und als er dessen Inhalt gelesen hatte, begann sein Antlitz zu leuchten und zu strahlen. Es war ein Brief des Oberintendanten der Polizei und lautete: »Das Polizeipräsidium beauftragt mich, Ihnen mitzuteilen, daß die Beförderung des Polizeischutzmannes J. J. Balder zum Rang eines wirklichen Sergeanten genehmigt wurde. Die Beförderung wird vom 1. Mai v. J. zurückdatiert.«
Elk faltete das Papier zusammen und empfand eine ehrliche Freude. Er läutete Sturm, um Balder hereinzurufen, da entsann er sich, daß er ihn schon nach Hause geschickt hatte. Elk war für diesen Abend frei, und in der Mitfreude seines Herzens beschloß er, ihm die Neuigkeit persönlich zu überbringen.
»Ich möchte gern seine ›liebe Frau‹ kennenlernen«, sagte Elk zu sich selbst, »und auch seine sieben Kinder.«
Er schlug im amtlichen Register nach und fand, daß Balder 93, Leaford Road, Oxbridge wohnte. Das Polizeiauto fuhr Elk nach der Leafordstraße Nummer 93.
Es war ein nettes, kleines Haus, genauso, wie Elk sich das Haus vorgestellt hatte, in dem sein Assistent wohnen würde.
Auf sein Klopfen kam eine ältliche, zum Ausgehen gekleidete Frau heraus, und Elk war überrascht, zu sehen, daß sie Pflegerinnentracht trug.
»Ja, Herr Balder wohnt hier«, sagte sie, anscheinend verwirrt, einen Besucher zu sehen. »Das heißt: er hat zwei Zimmer hier, aber er bleibt sehr selten über Nacht hier. Er kommt gewöhnlich, um sich umzukleiden, und dann geht er meistens gleich wieder fort. Zu seinen Freunden, glaube ich.«
»Wohnt seine Frau hier?«
»Seine Frau?« fragte sie überrascht. »Ich habe gar nicht gewußt, daß er verheiratet ist.«
Elk hatte Balders Papiere mitgebracht, um einige Daten nachzutragen, die für seine spätere Pensionierung wichtig waren. Nun erst bemerkte er, daß unter der angegebenen auch eine zweite Adresse eingetragen stand. Doch war die Tinte so verwischt, daß er die Anschrift nun erst bemerkte.
»Ich scheine mich geirrt zu haben«, sagte Elk. »Da steht die Orchardstraße in Stepney als neue Adresse angegeben.« Aber die Pflegerin lächelte.
»O nein, er hat viele Jahre bei mir gewohnt«, sagte sie. »Er ist dann nach der Orchardstraße gezogen. Aber während des Krieges kam er wieder zu mir, weil die Luftangriffe dort im Osten von London ziemlich gefährlich waren. Trotzdem glaube ich, daß er noch immer ein Zimmer in Stepney hat.«
»Mhm«, sagte Elk nachdenklich. Er stand schon an der Tür, als ihn die Pflegerin nochmals zurückrief.
»Ich weiß nicht, ob ich mit Fremden über seine Geschäfte reden darf, aber wenn Sie dringend mit ihm zu sprechen haben, so glaube ich, daß Sie ihn in Slough finden werden. Ich bin Monatspflegerin«, sagte sie, »und habe sein Auto zweimal in die ›Sieben Giebel‹ in der Sloughstraße fahren sehen. Ich denke, er muß dort einen Freund wohnen haben.«
»Wessen Auto?« fragte der immer mehr verdutzte Elk.
»Seins oder eins seiner Freunde«, sagte die Pflegerin. »Sagen Sie, sind Sie mit ihm gut befreundet?«
»O ja, sehr intim!« sagte Elk vorsichtig.
»Wollen Sie bitte hereinkommen?«
Er folgte ihr in das kleine, saubere, nette Wohnzimmer.
»Um ihnen die Wahrheit zu sagen, ich habe nämlich Herrn Balder gekündigt. Er hat immer so viele Beschwerden gehabt und ist so schwer zufriedenzustellen. Ich bin nicht mehr imstande, es zu leisten. Und er hat mir dabei nicht einmal viel gezahlt. Ich habe sehr wenig für die zwei Zimmer bekommen, und jetzt habe ich Aussicht, sie viel besser zu vermieten. Und dann ist er immer so merkwürdig mit seinen Briefen gewesen. Ich habe seinetwegen diesen
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