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033 - Die Frau aus Grab Nr. 13

033 - Die Frau aus Grab Nr. 13

Titel: 033 - Die Frau aus Grab Nr. 13 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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attackieren wollten, sie konnten ihre Absichten nicht mehr in die Tat umsetzen. Die knöchernen Arme der Wiedergängerin faßten nach ihren Kehlen, daß sie zur Bewegungslosigkeit erstarrten. Die Untote zog sie an sich – und dann hörte der Dämonenkiller ein durch Mark und Bein gehendes Schlürfen und Schmatzen.
    Diese Geräusche riefen ihn in die Gegenwart zurück. Er überwand seinen Ekel, zückte den sichelförmigen Opferdolch und stürzte aus seinem Versteck.
    Er hatte gehofft, daß er die Untote während ihres schaurigen Mahles überraschen und sie köpfen könnte, bevor sie seiner gewahr wurde. Doch er hatte erst einen Schritt getan, da ließ Agnes Houlkmann von ihren Opfern ab und schleuderte sie dem Dämonenkiller entgegen.
    Die Untote verschwand in der Nacht, ohne im Schnee Fußspuren zu hinterlassen. Obwohl Dorian sofort die Verfolgung aufnahm, konnte er sie nicht finden. Es war, als hätte sie sich in Nichts aufgelöst – oder als wäre sie vom Erdboden, dem sie mit Hilfe der Mächte der Finsternis gerade erst entronnen war, verschluckt worden.

    Es dämmerte bereits, als der grellbunte Kleinwagen mit dem deutschen Kennzeichen die Ortstafel von Striga passierte.
    »Hier bin ich geboren«, sagte Dieter zu seiner Frau auf dem Beifahrersitz. »Das ist mein Heimatdorf. Ein kleines verträumtes Nest. Du wirst es romantisch finden. Ich bin sicher, daß es dir hier gefällt, Elke.«
    »Du weißt ganz genau, daß ich nicht herfahren wollte«, sagte sie und preßte die Hände noch fester gegen ihren Körper. Sie fror, obwohl die Heizung eingeschaltet war und sie eine Felljacke trug. Mißtrauisch spähte sie durchs Seitenfenster auf die verschneite Landschaft hinaus. »Es ist schon spät. Und wenn wir kein Zimmer mehr bekommen?« Sie drehte sich abrupt zu ihm herum, drückte seine Hand, die den Schaltknüppel umfaßte, und sagte beschwörend: »Laß uns umkehren, Dieter! Suchen wir uns in der nächsten größeren Stadt ein Zimmer und fahren wir am nächsten Tag nach Wien weiter. Was sollen wir hier überhaupt?«
    Dieter kannte seine junge Frau nun schon gut genug, um ihre Schrullen nicht ernst zu nehmen. Wenn er nicht genötigt gewesen wäre, die Schneeketten anzulegen, wären sie noch vor Einbruch der Dunkelheit in Striga gewesen; und dann hätte sich auch Elke anders verhalten.
    »Wir brauchen uns kein Zimmer zu suchen. Wir können in meinem Elternhaus übernachten. Das ist einfacher – und kostet vor allem nichts.«
    Sie zuckte zusammen. »Du willst in diesem Haus …«
    »Was hast du denn dagegen?«
    »Nun – immerhin steht es schon seit etlichen Jahren leer. Wer weiß, in welchem Zustand es sich befindet. Und überhaupt – ich würde dort vor Angst sterben.«
    Er lachte, als hätte sie einen Witz gemacht. »Tu nicht so, als seist du ein Angsthase. In Wirklichkeit gibt es doch gar nichts, wovor du dich fürchtest.«
    »Doch, Dieter«, sagte sie ernst. »Ich habe dir von meinem Traum erzählt. Ich habe Angst, er könnte Wirklichkeit werden.«
    Er lachte wieder, diesmal klang es jedoch gekünstelter. »Ich hätte dich nie zu Madame Aquillon gehen lassen dürfen.«
    »Sie hat mir geholfen, mein Leben zu meistern«, behauptete Elke.
    In der Tat, das konnte er bis zu einem gewissen Teil nicht ableugnen. Als er sie kennengelernt hatte, war Elke ein blasses, verschüchtertes Mädchen gewesen, ein Mauerblümchen, wie man so schön sagte. Einer ihrer Freunde hatte ihm geraten, sie zu einem transzendentalen Training zu schicken. Das hatte ihr zu einer gewissen Selbstsicherheit und zu einer eigenen Persönlichkeit verholten. Aber durch diese sogenannte »Erkenntnis der letzten Wirklichkeiten« begann sie zu spinnen. Sie fühlte sich als Medium, sah in allen möglichen nebensächlichen Dingen Omen für die Zukunft und begann, ihre eigenen Träume zu deuten und – was noch viel schlimmer war – ihr Leben nach diesen Traumdeutungen zu gestalten.
    Nun war sie auf eine gewisse Art und Weise noch verängstigter als früher geworden. Sie fürchtete sich zwar nicht mehr vor den realen Dingen des Lebens, dafür jagten ihr die irrealen, metaphysischen Schaurigkeiten, die es nur in ihrer Einbildung gab, Schrecken ein. Dieter hatte manchmal sogar das Gefühl, daß sie sich an ihrer eigenen hysterischen Angst weidete.
    Nichtsdestotrotz liebte er sie wie am ersten Tag vor zwei Jahren, als sie sich in einem Tanzlokal in Schwabing, in dem er mit seiner Band gespielt hatte, kennenlernten. Sie war damals achtzehn gewesen, hatte

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