033 - In den Krallen der Tigerfrauen
Schwert der Amazone paßte nicht zu ihm, aber er hielt es immer noch in seiner Hand.
»Sie kam soeben zu sich und ergriff sogleich die Flucht.«
»Welche Richtung?« wollte ich wissen.
Pater Severin zeigte es mir mit dem Schwert. Im selben Moment dröhnte Tigergebrüll durch die Stollen. Ich vermutete, daß nun Thar-pex Kontakt mit einer oder zwei Tigerfrauen bekommen hatte.
»Thar-pex!« stieß der Priester aufgeregt hervor.
Ich nickte hastig. »Kommen Sie, wir müssen ihm helfen!«
Wir schnappten uns unsere Lampen und hetzten durch den Tunnel. Der Lichtschein hüpfte wie verrückt auf und ab. Der Stollen krümmte sich nach rechts, und wenige Sekunden später entdeckten wir zwei Raubtiere, die es irgendwie geschafft hatten, den schnellen Thar-pex zu Fall bringen.
Der Mann aus der Welt des Guten lag auf dem Boden. Schlamm spritzte, wenn er sich bewegte. Soeben erschienen in seinen Händen Dolche mit glühenden Klingen, und als die Tigerfrauen ihn angriffen, stach er damit zu.
Aber er traf sie nicht. Ich hetzte zu ihm. »Bleiben Sie zurück!«
rief ich dem Priester zu. Er hatte sich vorhin wacker geschlagen, aber ich wollte dennoch nicht, daß er sich noch einmal in Gefahr begab.
Eine der beiden Tigerfrauen schnellte herum und wandte sich mir zu. Sie sprang, ich wich aus und schlug mit der magischen Streitaxt zu. Die scharfe Schneide rasierte die Tigerschnauze.
Schwarzes Blut schoß aus einer Wunde. Das Raubtier federte zurück und wischte sich mit der langen Zunge über die Verletzung.
Fauchend und knurrend versuchte die Bestie, mich mit den Pranken zu erwischen.
Doch ich achtete auf einen beruhigenden Sicherheitsabstand, den ich nur dann verringerte, wenn ich das Biest mit der Axt attackierte. Gleich danach sprang ich wieder zurück.
Abermals drehte ich die Streitaxt. Die Spitze sauste auf den großen Tigerschädel herab, doch im allerletzten Moment zuckte der Raubtierkopf zur Seite, und der Hieb ging daneben.
Ich fluchte. Der Tiger schlug mir die Axt beinahe aus den Händen. Das brachte mich auf hundert. Verdammt noch mal, es mußte dem angeschlagenen Scheusal doch beizukommen sein.
Ich sprang nach rechts. Der Prankenhieb des Tigers hatte meine Streitaxt gedreht. Es fiel mir nicht auf. Als ich zuschlug, wies nicht die Spitze nach unten, sondern die rasiermesserscharfe Schneide, und damit trennte ich dem Raubtier den Schädel vom Rumpf.
Auch diesmal setzte sofort die Rückverwandlung ein. Mein Magen drehte sich um, als ich ein geköpftes Mädchen vor mir liegen sah, doch zum Glück löste sich die Amazone Augenblicke später auf.
»Tony!« schrie in diesem Moment Thar-pex.
Ich fuhr herum.
»Agassmea flieht!« schrie der Mann aus der Welt des Guten.
Woher wußte er, daß die fliehende Amazone — sie hatte ihr ursprüngliches Aussehen wieder angenommen — Agassmea war? War er in der Lage gewesen, die drei Mädchen, die sich aufs Haar geglichen hatten, zu unterscheiden?
Er schleuderte dem Mädchen seine Dolche nach, traf sie jedoch nicht. Dann startete Brian Colley alias Thar-pex. Wie ein Blitzstrahl fegte der Mann aus der Welt des Guten hinter Agassmea her.
Doch sie hatte dafür gesorgt, daß er sie trotz seiner enormen Schnelligkeit nicht einholen konnte. In vollem Überschall-Lauf prallte Thar-pex gegen eine unsichtbare Wand und ging zu Boden.
Jetzt wurde die Wand milchig. Was sich dahinter befand, war nicht mehr zu sehen. Doch deswegen war Agassmea noch nicht gerettet. Ich war davon überzeugt, die magische Wand mit meiner Streitaxt zertrümmern zu können.
Thar-pex lag immer noch benommen auf dem Boden. Pater Severin warf das Amazonenschwert weg, begab sich zu ihm und kümmerte sich um ihn, während ich viel Kraft in meinen Schlag legte.
Die Klinge hieb gegen das harte Hindernis. Magie prallte gegen Magie, und jene, die sich in meiner Axt befand, war stärker.
Klirrend und splitternd flog die Wand auseinander, und ich jagte los, doch schon bald mußte ich erkennen, daß es Agassmea geschafft hatte.
Der goldenen Amazone war die Flucht gelungen.
»Kann sein, daß sie sich in eine andere Dimension absetzt«, sagte Thar-pex. »Kann aber auch sein, daß sie aus Trotz hierbleibt. In diesem Fall werden wir wohl bald wieder von ihr hören.«
»Das möge der Herr verhindern«, sagte Pater Severin.
Wir saßen in meinem Wagen und fuhren zu Daryl Crennas Haus. Brian Colley hatte eine weite Reise und einen kräfteraubenden Kampf hinter sich. Bei Pakka-dee würde er Ruhe und Erholung finden und
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