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033 - Lautlose Bedrohung

033 - Lautlose Bedrohung

Titel: 033 - Lautlose Bedrohung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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ihrem Schlepptau befanden sich gigantische Netzballons, in denen eine flirrende Masse um seine Freiheit rang. Bol'gar benötigte einen Moment, um zu realisieren, dass es unzählige kleine und große Fische waren, die dicht aneinander gepresst transportiert wurden.
    Keuchend drückte er sich in den Schatten eines Kugelgebäudes, um nicht entdeckt zu werden. Das konnten unmöglich ihre Verbündeten sein!
    Er wirbelte herum, um seinen Cousin zur Rede zu stellen, doch die Bewegung scheiterte schon im Ansatz. Lorg'da hatte unbemerkt eine dünne Tangschlinge unter seinem Bauchpanzer hervorgezogen und über Bol'gars Kopf geworfen.
    Nun zog er sie blitzschnell zusammen und riss ihn brutal nach hinten über.
    »Schnell, hierher!«, brüllte er den Fischern zu, während er dem Beobachter die Luft abschnürte. »Ich habe einen Spion aus Hykton gefangen!«
    Verzweifelt versuchte Bol'gar unter das würgende Band zu greifen, das tief in seinen Hals einschnitt, aber es gelang einfach nicht. Dann waren auch schon die ersten Fischer heran, die ihn johlend umringten.
    »Da ist dir ja der größte Fang des Tages ins Netz gegangen«, lobten sie Lorg'da, der für seinen zappelnden Cousin nur noch Hohn und Spott übrig hatte. Ehe Bol'gar richtig begriff, was eigentlich vor sich ging, schleppten ihn die Fischer bereits in die Eingangshalle des Hydrosseums. Dort warteten noch weitere Unglückliche, unter anderem die Witwe, die mit Haischädel aneinander geraten war. Ein Netz voller Fische wurde zu ihnen hinein geschafft, dann mussten die Gefangenen in die Mitte des Raumes schwimmen und vor dem Bildnis des Mar'os auf die Knie gehen.
    Bol'gar wollte sich zur Wehr setzen, doch gegen die Übermacht, die ihn an Armen und Beinen hielt, hatte er keine Chance. Zwei kräftige Hydriten packten ihn zusätzlich am Kopf und zwangen seinen Kiefer auseinander. Mit offenem Mund harrte er der Dinge, die da kommen sollten.
    Da tauchte Lorg'da zu ihm herab. In seiner rechten Flosse zappelte ein Zackenbarsch.
    »Niemand soll behaupten, dass in Drytor keine Gastfreundschaft herrscht«, verkündete der verräterische Cousin mit hohntriefender Stimme. »Nimm dieses Tier als kleine Vorspeise vor dem Hauptgericht!«
    »Nein, das darfst du nicht tun!«, flehte Bol'gar. »Das verstößt gegen Ei'dons Gesetze!«
    »Die haben in Drytor keine Gültigkeit mehr«, versetzte Lorg'da kalt, bevor er seinem Cousin den Barsch brutal in den Rachen stopfte.
    Das zappelnde Tier versuchte sich zu befreien, doch es gelang ihm nicht. Bol'gars Peiniger rammten seinen Unterkiefer mit Gewalt in die Höhe und zwangen ihn so, den Fisch zu zerbeißen. Blut breitete sich in seiner Mundhöhle aus und terrorisierte die Geschmacksnerven. Mit Gewalt zwang man ihn dazu, den Fisch zu zerkauen und hinunter zu schlucken. Er schmeckte fürchterlich.
    Aber das würde sich bald ändern Und das war es, was Bol'gar am meisten fürchtete.
    ***
    Hykton, 3 Tage später
    Obwohl er sich schon fast zwei Wochen in der Unterwasserstadt aufhielt, fühlte sich Matthew Drax immer noch wie ein Aussätziger, wenn er zum Hydrosseum tauchte. Die Hydriten, die seinen Weg kreuzten, hatten sich zwar langsam an seinen Anblick gewöhnt, hielten aber weiter deutlich Distanz zu ihm. Sie fürchteten den Kiemenmenschen, der in ihr ureigenstes Territorium eingedrungen war. Dabei spielte es für sie keine Rolle, dass Matt sich nicht freiwillig auf dem Meeresgrund aufhielt und sich die größte Mühe gab, ein friedliches Bild zu vermitteln - bereits seine bloße Anwesenheit empfanden viele Hydriten als pure Provokation. Die Warnungen vor den Oberflächenbewohnern, mit denen sie seit Generationen aufwuchsen, waren tief in ihnen verwurzelt. Nur ihr friedfertiger Charakter verhinderte wohl, dass sie Matt, allen Anweisungen des Wissenschaftsrats zum Trotz, mit Gewalt aus Hykton vertrieben.
    Schlimmer als die ablehnenden Blicke schmerzte den Ex-Commander jedoch, dass fast alle Hydriten einen großen Bogen um ihn schlugen, wenn sie ihm über den Dächern der Stadt begegneten. Nach anfänglichen Bemühungen, mit einzelnen Bewohnern ins Gespräch zu kommen, hatte er sich inzwischen einfach ein dickeres Fell zugelegt. Er konnte nicht für alle Missetaten gerade stehen, die die Menschheit den Hydriten einst angetan hatten - das war mehr als ein einzelner Mann auf seinen Schultern tragen konnte. Er war nun mal kein Heiland, der die Erlösung brachte, sondern nur ein normaler Mensch, der um sein Überleben kämpfte.
    Zielstrebig schwamm er

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