0330 - Der Seelenwächter
das Uromis rief, bevor er verschwand?« erkundigte er sich erregt.
»Scheol!« wiederholte Professor Zamorra. »Er benutzte mehrfach das Wort Scheol, als er Astaroth um Hilfe rief!«
»Gepriesen sei der Name des Herrn!« fauchte Asmodis. Der ehemalige Teufel konnte sich einfach nicht daran gewöhnen, wie ein Mensch zu fluchen…
***
»Ganz offensichtlich ist dir ein Ort dieses Namens nicht unbekannt, dunkler Bruder!« sagte Merlin und wiegte sein Haupt. »Berichte, was du weißt und wenn ich kann, werde ich dich ergänzen!«
»Was kann denn der Meister des Übersinnlichen mit diesem Begriff anfangen?« fragte Sid Amos höhnisch. Kaum hatte er den ersten Schrecken überwunden, wurde er wieder im Inneren der alte Asmodis. Das Teuflische in ihm würde sicher niemals ganz verschwinden.
»Ich habe meine Datenanlage abgefragt!« Zamorra sah nicht gerade glücklich aus. »Per Telefon mit der richtigen Codierung war das sogar von Los Angeles aus möglich. Aber mein Archiv ist, wie ich mal wieder feststellen mußte, doch sehr lückenhaft. Und Pater Aurelian war in Rom nicht zu erreichen. So weiß ich also nur, daß der Begriff Scheol aus dem Hebräischen kommt und der kabbalistische Name der Vorhölle ist! Alles Weitere entzieht sich meiner Kenntnis!«
»Etwas wenig, wenn man sich ›Meister des Übersinnlichen nennt!« kritisierte Asmodis mit erhobenem Zeigefinger. »Aber dafür hat man ja Freunde, die einem aus der Patsche helfen, wenn das eigene Wissen versagt!«
»Höhne nicht, dunkler Bruder, sondern rede was du weißt!« In Merlins Stimme klang Tadel. »Wir lauschen deiner Worte. Berichte alles, was du über die Scheol weißt – und sagen darfst!«
»Insgeheim hatte ich gehofft, daß Zamorra etwas mehr wußte!« erklärte Sid Amos mit gekränkter Stimme. »Immerhin war er schon einmal dort!«
»Was sagst du da?« Professor Zamorra sprang auf. »Ich wer schon einmal in der Vorhölle? Das erkläre mir mal genauer, Sid Amos!«
»Du erinnerst dich sicher daran, daß Lucifuge Rofocale und ich einst ein ganzes Fährschiff vom Kurs nach England wegzauberten und in eine völlig fremde Welt versetzten!« sagte Sid Amos langsam. Professor Zamorra nickte. Zwar hatten sie dort unten nur die Stimmen der beiden Höllenfürsten vernommen – aber es war dennoch ihr Werk. Hier hatte er zusammen mit Pater Aurelian zum ersten Mal richtig die Pläne der Höllenherrscher durchkreuzt und gemeinsam war es ihnen gelungen, das Fährschiff wieder zurück in die Realwelt zu bringen. [3]
»Es war ein Teil der Scheol. Dir ist es damals so erschienen, wie die griechische Unterwelt. Die Fähre schwamm auf dem Fluß Styx und der Nachen des unheimlichen Fährmannes Charon brachte die Toten heran, die dich und die Leute an deiner Seite angriffen. Du hast ein Gesicht der Vorhölle gesehen!«
»Die Wissenden reden von der Hölle der Heiden!« erläuterte Merlin.
»Die Scheol hat viele Gesichter. Es ist das Fegefeuer, die Welt des ägyptischen Osiris oder das Reich der finsteren Hel, vor der die Wikinger zitterten. Hierher kommen alle Seelen und Geisterwesen, die weder zur Hölle noch zur ewigen Seeligkeit passen. In christlicher Theologie ist die Scheol der Ort, wo sich die Seelen der Gerechten seit dem Sündenfall im Garten Eden aufhielten, bis der Tag der Erlösung kam. Es gibt viele Namen und Begriffe, die von den Menschen dafür gefunden wurden. Und viele Vorstellungen. Doch die Scheol ist noch vielschichtiger, als es sich Menschen erdenken können!«
»Dämonen der Hölle können sie nicht betreten!« setzte Sid Amos nüchtern seine Erklärung fort. »Jedenfalls nicht alleine. Nicht einmal LUZIFER in all seiner Herrlichkeit vermag es. Und doch ist ein Dämon notwendig, der einen Sterblichen begleitet, um Einlaß zu bekommen. Denn der Dämon oder Teufel kann den Schlüssel erhalten – der Sterbliche kann eintreten und wieder hinauskommen. Ich weiß, daß alles sehr kompliziert klingt – und es ist noch wesentlich problematischer. Aber jeder von uns weiß, daß es ohnehin verwirrend ist, sich mit der echten Magie und okkulten Kräften zu beschäftigen!«
»Ich habe vernommen, daß Doktor Faust mit Mephistopheles einmal unten gewesen sein soll!« mischte sich Merlin ein. »Der Kaiser befahl ihnen, die Geister von Paris und Helena empor zu heben und dem Hofstaat zu präsentieren!«
»Das hat doch Goethe im zweiten Teil des ›Faust‹ beschrieben!« entfuhr es Professor Zamorra.
»Sieh an, der Meister des übersinnlichen hat sich
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