0330 - Der Seelenwächter
wenn er seinen Plan genauer durchgedacht hätte.
Wieder erkannte der Parapsychologe mit dem französischen Paß die Gefahr, die in der Ausübung magischer Künste lag. Wenn man sich nicht hundertprozentig absicherte und alle, auch die kleinsten Details berücksichtigte, dann konnte der Versuch, die Mächte des Übersinnlichen anzurufen, in einem Fiasko enden.
Für einen Schwarzmagier hingen Rituale in jeder Form mit der Beschwörung von Höllengeistern und Dämonen zusammen. Da bedeutete ein geringer Fehler, daß die Teufel das Recht hatten, ihn zu töten und seine Seele hinabzuzerren. Daher heißt es in den Kreisen der Eingeweihten, daß es keine guten und keine schlechten Magier gibt, was die Schwarze Kunst anbetrifft. Man ist entweder ein Zauberer – oder man ist tot und die Seele im Höllenfeuer.
Die Weiße Magie, deren sich Professor Zamorra bediente, hatte nichts mit Beschwörungen von Dämonenwesen zu tun. Die Weiße Magie hatte zum Kampf gegen die Schwarzblütigen nur einige Bannsprüche, vor denen Dämonen zeitweilig zurückwichen. Deshalb konnten sich auch die Teufel nicht einschalten, wenn etwas schief ging wie in diesem Fall. Aber wieder einmal erkannte Professor Zamorra, daß auch die Ausübung der Weißen Magie nicht ohne Tücken war.
Wie ein tödliches Gift, richtig dosiert, schnelle Heilung bringen kann, so wirkt es, wenn auch nur ein Hauch davon zuviel ist, verderbenbringend.
Mit der Weißen Magie ist es ähnlich.
Professor Zamorra seufzte, wenn er an vergangene Zeiten dachte. Da wirkte das Amulett universell und vernichtete Dämonen und Höllenwesen sogar auf große Entfernungen, wenn Professor Zamorra es darauf ansetzte. Jetzt, wo Merlins Stern eine sehr unsichere Waffe gegen die dunklen Mächte geworden war, mußte sich Professor Zamorra wieder mehr und mehr auf sein Wissen und die Kombinationsgabe seines Geistes verlassen. Einige Male hatte es vorzüglich geklappt. Und diesmal war es zum Mindesten teilweise daneben gegangen.
»Hoffentlich hat Merlin eine Ahnung davon, was unseren Freunden fehlt!« seufzte Professor Zamorra. Und er sprach Nicole Duval und Carsten Möbius damit voll aus der Seele…
***
Für Professor Zamorra schien die Zeit endlos zu sein, bis sie Merlins Burg erreichten. Der Hausherr war bestürzt, als ihm Zamorra den Grund ihres Besuches mitteilte.
Jetzt saßen sie in einem der unzähligen Räume von Caermarddhynn, der für die Augen der normalen Menschen unsichtbaren Burg des uralten Magiers von Avalon. Merlin war nicht alleine. Zwar befanden sich Gryf und Teri Rheken, das Druidenpärchen derzeit nicht in der Burg – aber dafür eine andere Gestalt, die Zamorra und Nicole nur zu gut kannten.
Auch wenn er die Gestalt eines hochgewachsenen, hageren Mannes in korrektem Anzug angenommen hatte und jetzt den Namen Sid Amos benutzte. Auch wenn sein schmales Gesicht und die glatten schwarzen Haare sowie die stechend blickenden Augen ihm einen Hauch des Aristokratischen verliehen. Mensch oder Dämon – er blieb immer Asmodis, der einstige Fürst der Finsternis. Er war auch der Grund, warum es Gryf und Teri vorzogen, Merlins Nähe zu meiden. Die beiden Druiden fürchteten einen negativen Einfluß des ehemaligen Höllensohnes auf den uralten Magier. Asmodis war undurchschaubar. Niemand konnte erkennen, ob er sich gänzlich von der Hölle abgewandt hatte oder ob er bewußt oder unbewußt immer noch dafür sorgte, daß LUZIFERS Pläne verwirklicht wurden.
Professor Zamorra war im Zwiespalt. Auch als Gegner war Asmodis immer fair gewesen. Dieser Teufel hatte seinen Anstand und eine Ritterlichkeit an den Tag gelegt, die nicht in das Konzept passen wollte, das man landläufig von einem Machtdämonen hat. Und jetzt schien er sich vollständig wandeln zu wollen. Professor Zamorra hatte im Auftrage Merlins einige Male mit ihm erfolgreich zusammengearbeitet. Asmodis durfte zwar handeln wie ein Teufel und die Magie, die er benutzte, war die schwärzeste Form – aber er stand der Sache, die Zamorra im Auftrage Merlins vertrat, immer loyal gegenüber. Gemeinsam hatten sie einen gefährlichen Zugriff der MÄCHTIGEN abgewehrt, denen es fast gelungen war, durch verschiedene »Tore« ins Universum dieser Welt einzudringen. [2]
Jetzt lauschte Asmodis – Sid Amos interessiert den Ausführungen, die Professor Zamorra machte.
Und plötzlich zuckte er zusammen wie ein Mensch, der mit einem glühenden Eisen berührt wird. Ein häßlicher Krächzlaut kam aus seinem Mund.
»Wie war dasWort,
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