0330 - Der Seelenwächter
las, lächelte und dachte sich so sein Teil.
Es gab Situationen, die niemanden etwas angingen. Denn Corinna hatte ihm nicht nur das Lächeln geschenkt, das sie jetzt freigiebig an Dave Connors und die anwesende Presse spendete.
Auf Merlins Burg hatte es der große Magier von Avalon gefügt, daß ihre Seelen zurück in ihre Körper eindringen konnten, die Nicole Duval bis dahin – so gut es ging – gepflegt hatte.
Einige Stunden der Erholung auf Caermarddhynn hatte Michael Ullich genutzt, Corinna einige gewisse Räumlichkeiten zu zeigen. Schlafgemächer, in denen sich selbst der Märchenkönig Ludwig von Bayern wohl gefühlt hätte. Corinna erlebte in Michaels Armen Stunden, die sie niemals vergessen würde.
Jetzt war Michael Ullich wieder mit Carsten Möbius in Frankfurt. Grinsend verfolgten sie die Oscar-Verleihung über Satellitenprogramm.
Sie kannten die Falle, die Professor Zamorra für den Teufel aufgebaut hatte, nur zu genau…
***
»… nach allem, was ich gehört habe, soll der Film ein unwahrscheinlicher Kassenmagnet sein!« plauderte Uromis, der die Angelegenheit des Films an andere Dämonen delegiert hatte. »Eigentlich hätte ich ihn mir ja ansehen sollen – aber als Kanzler des mächtigen Astaroth hat man zu viel zu tun. Auch diese ganze Zeremonie dauert mir viel zu lange. Ich bin eigentlich nur hergekommen, die Seele zu kassieren. Ein so erfolgreicher Film, das gebietet jedes Gesetz der Logik, muß einen Oscar für die Regie bekommen!«
»Es ist sicher nicht im Vertrag aufgenommen, daß Mondega auch selbst Regie führen muß?« fragte Zamorra beiläufig und nur sein Gesicht zeigte Anspannung.
»Na, wer soll es denn sonst tun?« lachte Uromis. »Denkst du etwa, Mondega ist ein Narr, der für andere Leute ein Risiko eingeht. Na, was soll’s. Der Film ist erfolgreich und er ist einige Tage reich gewesen. Soll er dran denken, wenn er in der Hölle ist!«
Uromis wurde unterbrochen. Denn der Ansager verkündete, daß nun der Oscar für die beste Regieleistung vergeben werde.
Der vierte Film, der zur Auswahl kam, war »Das Schwert der Macht«.
Auf einer großen Leinwand waren Szenenausschnitte vom Kampf gegen Astaroths Höllendrachen zu sehen.
»Regie – Steven Spielberg« – war plötzlich in großen Lettern zu lesen.
Wenn jemals ein Teufel belämmert gucken konnte, dann war es jetzt Uromis.
»Was soll der Blödsinn? Was bedeutet das?« krächzte er. »Was geht mich dieser Spielberg an?«
»Abwarten!« lächelte Zamorra. »Wenn der Film den Oscar für die Regie bekommt, kannst du Mondega mitnehmen. Wenn nicht – dann ist der Pakt auch erfüllt und beendet. Aber dann hat die Hölle verloren!«
Gebannt mit weit aufgerissenem Mund blickte Uromis auf den Ansager, der einen versiegelten Umschlag öffnete, auf dem der Gewinner aufgeschrieben war. Er tat es betont langsam, um die Stimmung zu steigern.
»Der Gewinner ist… Monty Ryker für den Film ›Draculord‹!« wurde die Entscheidung der Jury verkündet. Ein Film über einen Schriftsteller, der sich zeitweilig in einen Vampir verwandelt und so seine eigenen Gruselerlebnisse zu Stories verarbeitet. Alles sehr avantgardistisch verarbeitet – aber nur in Insiderkreisen bekannt.
Uromis stieß einen Wutschrei aus. Carlos Mondega stieß erleichtert die Luft aus. Professor Zamorra sah, wie Monty Ryker in weißem Lederanzug mit weißem Stetson unter dem frenetischen Beifall nach vorn ging und die Ehrung entgegennahm.
Mit steinernem Gesicht beobachtete Steven Spielberg das Geschehen.
Dann drehte er sich zu Carlos Mondega, Professor Zamorra und Nicole um und lächelte. Verschwörerisch kniff er ein Auge zu.
Dann wandte er sich an Uromis, dessen Gesicht wutverzerrt war.
»Sie haben sicher nichts dagegen, daß ich die Regie übernommen habe. Mein Freund Carlos war etwas überfordert mit dieser Produktion. Aber Sie wissen ja sicher, wie das ist. Ich schaffe zwar die größten Erfolge der Filmgeschichte, doch deshalb ignoriert mich die Jury grundsätzlich mit dem Oscar für die Regie. Ich kann machen, was ich will. So wie diesmal auch. Trösten sie sich also, Mister Uromis. Man muß eben verlieren können!« Damit wandte sich Spielberg um, erhob sich und drückte dem wieder von der Bühne herabkommenden Monty Ryker die Hand.
»Das war unfair, niederträchtig, hinterhältig und gemein!« zeterte der Teufel. »Verrat auf der ganzen Linie. Und das Schlimmste ist, daß Mondega jetzt auch noch frei ist. Der Höllenpakt ist erloschen!«
»Das
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