0330 - Der Seelenwächter
mich um sie zu kümmern. Wie lange Zamorra fort ist und es dauert, bis sie zurückkommen. Hier findest du alles, was du benötigst, um die Körper zu erhalten. Doch jetzt, da alles geklärt ist, erlaubt, daß ich mich zurückziehe!« Merlin verschwand, kaum daß er die Worte ausgesprochen hatte.
Zamorra zuckte die Achseln. In manchen Dingen war Merlin nicht zu begreifen. Doch es mußte Gründe geben, warum er sich so abrupt zurückzog. Gründe, über die er erst redete, wenn die Zeit reif war. Wer vermochte es, den uralten, weisen Magier von Avalon zu begreifen?
***
»Wann brechen wir auf?« fragte Professor Zamorra Sid Amos.
»Sofort, wenn du willst. Ihr müßt mit nach draußen kommen. Denn von hier kann ich keinen Weg hinab schaffen. Draußen aber genügt es, auf den Boden zu stampfen um dorthin zu sinken, wo der Schlüssel zu finden ist!«
»Das Amulett?« fragte Zamorra.
»Es mag nützlich sein. Und wenn ich es nicht direkt berühre, wird es mir auch nicht schaden!« gab Sid Amos zurück. »Die Scheol ist auch für mich Neuland. Ich habe einiges gehört – aber das ist nicht genug. Bei einer Expedition in die Wüste empfiehlt man, Wasser mitzunehmen und bei einem Trip zum Nordpol sollte man sich warm anziehen. Das kann man voraussehen. Was uns in der Scheol erwartet, weiß ich nicht. Frag mich also nicht, welche Ausrüstung wir mitnehmen müssen. Mir ist zwar viel bewußt – aber ich weiß nicht alles!«
Zamorra nickte. Er ging zu Nicole, die vergeblich Carsten Möbius zu beschwatzen suchte, an ihrer Stelle hier zu bleiben. Der Junge mit dem derzeit halblangen, braunen Haar, dem sanften Gesicht und den melancholischen braunen Augen war nicht davon abzubringen, seinen Freund selbst zu befreien.
»Komm wieder!« flüsterte Nicole Duval als sie Zamorra umarmte. Er küßte sie an Stelle einer Antwort. Denn es gab keine. Der Ausgang dieser Expedition völlig ungewiß – wenn es Asmodis schon als Problem darstellte, in die Scheol hineinzukommen – wieviel gefährlicher mußte es sein, sie wieder zu verlassen. Aurelian hatte es damals mit dem Zauber des Heptagramms, des siebenzackigen Sterns, geschafft. Doch dieser Zauber war Zamorra so unbekannt wie der geheime Orden der Väter der Reinen Gewalt, dem Pater Aurelian vorstand.
Von Aurelian wußte Zamorra nur, daß er sich zurückgezogen hatte und für niemanden anzusprechen war. Die letzte Botschaft von ihm ließ erkennen, daß er einem schrecklichen Geheimnis auf der Spur war, über das er vorerst noch nicht reden wollte. Er deutete nur an, daß sich der Urgrund rege und die Zeit nahe war, da Rhl-ye, die Leichenstadt der Namenlosen Alten, aus den Fluten des Ozeans zurück an die Oberfläche steigt, um mit seinem widerwärtigen Aussehen das Licht des Tages zu beleidigen.
Professor Zamorra bedauerte, gerade jetzt seinen Freund Aurelian nicht zu erreichen. Mit ihm hätte er sich sicherer gefühlt als mit Carsten Möbius an seiner Seite. Der Junge wußte zwar recht gut, mit scharfem logischen Denken sich in jede Situation zu finden und verstand auch, sich seiner Haut zu wehren. Aber gegen ungewisse Kräfte aus der Welt des Unheimlichen, vor denen selbst Asmodis zurückbebte, hatte er nicht den Hauch einer Chance.
»Ich komme zurück!« gab er Nicole mit fester Stimme zur Antwort.
Dann löste er sich aus ihrer Umarmung und ging hinter Sid Amos und Carsten Möbius her, die bereits den Raum verließen…
***
»Das soll der Schlüssel sein?« fragte Leonardo de Montagne zweifelnd als Phenex aus dem Nichts ein seltsames Gebilde entstehen ließ.
»Es erinnert mich an ein Faustrohr oder eine Muskete aus der Welt, der ich eigentlich entstamme!« setzte Magnus Friedensreich Eysenbeiß hinzu. »Und in den heutigen Tagen würde man von einem Lasergewehr reden!«
»Unzweifelhaft eine Waffe. Aber eine unehrenhafte. Man kann sie auf weite Strecken und mit großer Heimtücke wirken lassen. Ich ziehen ein Schwert vor!« knurrte Wang Lee Chan.
»Mit einem Schwert oder einer Waffe dieser Art wird es dir kaum gelingen, den Wächter des Tores zu beseitigen. Nur mit einem Schuß dieser Waffe kann man ihn für einen kurzen Augenblick lähmen. Dann muß es euch gelingen, vor die Mütter zu treten und die sieben Siegel zu zeichnen, die ich euch weisen werde. Gelingt es euch, dann wird der Wächter ablassen, euch zu verfolgen. Versagt ihr, dann wird er euch jagen und auf eurer Fährte bleiben!«
»Wir können ihn aber wieder mit einem Schuß aus dem ›Schlüssel‹
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