0330 - Der Todesclub
Delaine?«
»Ich?« Er runzelte die Stirn. »Gestern Abend? Ich - es geht so seltsam durcheinander. Ich wollte einen Mann verprügeln. Warum eigentlich? Aber ich weiß genau, dass ich mich geschlagen habe… Warten Sie mal… Ach ja, ich weiß! Er kam einfach in den Klub, sogar ohne anzuklopfen. Und er fragte nach Vicky. Ja, er erkundigte sich nach Vicky, dieser Strolch!«
Anderson warf mir einen raschen Blick zu. Ich blieb im Hintergrund, halb hinter dem Arzt verborgen.
»Es ist doch nichts dabei, wenn sich jemand nach einem Mädchen erkundigt?«, sagte der Lieutenant. »Das kann doch einen ganz harmlosen Grund haben!«
»Nein«, widersprach Delaine leise. »Nein, nicht bei Vicky. Hinter der rennt schon seit ein paar Tagen so ein widerlicher Kerl her und weicht nicht von ihren Fersen.«
»Woher wissen Sie denn das?«
»Vicky hat es uns erzählt.«
»Wann denn?«
»Ich weiß nicht mehr… Irgendwann. Im Klub, das weiß ich. Wir haben sie ausgelacht. Aber am nächsten Tag hat sie es wieder behauptet. Und sie war richtig aufgeregt. Da mussten wir es wohl glauben. Wir dachten, er wollte mit der hartnäckigen Tour bei ihr anbändeln. Und dann kam der Kerl plötzlich ins Büro und hatte die Frechheit, nach Vicky zu fragen. Da beschloss ich, ihn zu verprügeln, damit er Vicky in Ruhe lässt.«
»Sie haben sich geirrt, Mr. Delaine! Der Mann, der nach Vicky fragte, war ein G-man, ein FBI-Beamter!«
»Ein… wirklich? Ein G-man?«
»Ja, Delaine«, nickte ich und trat näher zu ihm, sodass er mich sehen musste. »Ich war der G-man, Mr. Delaine. Und da Sie plötzlich über mich herfielen und mir keine Gelegenheit gaben, den Irrtum aufzuklären, musste ich mich meiner Haut wehren. Es war Pech, dass Sie so unglücklich fielen und sich selbst k. o. schlugen.«
»Ach, das macht doch nichts. Ich kann was vertragen. Aber was will denn das FBI von Vicky? Hat sie was ausgefressen?«
»Sie hatte dasselbe wie Sie, Delaine. Eine chronische Morphiumsucht. Sie war rauschgiftsüchtig. Das wussten Sie doch, nicht wahr?«
Sein Blick schweifte ab und irrte über die Decke.
»Ja«, gestand er. »Ich wusste es. Und die anderen wussten es auch. Wir haben es doch alle genommen, das verfluchte Zeug.«
»Wer sind alle?«
»Alle New Yorker Klubmitglieder. Außer Frank Donham, der liegt ja schon über ein Jahr im Krankenhaus wegen seiner Lungengeschichte. Aber die anderen haben alle mitgemacht. Deswegen ließen wir uns eines der hinteren Zimmer bequem einrichten, damit wir das Zeug dort nehmen konnten und nicht damit nach Hause mussten.«
»Sie fangen an, sich genauer zu erinnern. Nun denken Sie einmal nach, was geschah, bevor ich kam und Sie irrtümlich mit mir eine Schlägerei anfingen!«
»Davor? Da war nichts. Ich saß im Office und stellte die Monatsabrechnung zusammen.«
»Das war doch früh am Morgen! Wann sind Sie denn in den Klub gekommen?«
»O ja, ich erinnere mich. Ich bin um sechs aufgestanden, weil ich bis elf Uhr die Abrechnung fertig haben musste. Um halb zwölf fing meine erste Vorlesung an. Deswegen war ich schon kurz nach halb sieben im Klub.«
»Fiel Ihnen etwas auf, als Sie den Klub betraten?«
»Nein. Nicht das Geringste.«
»War die Tür verschlossen?«
»Sicher.«
»Waren die Fenster zu?«
»Natürlich! Ich hatte sie doch am Abend zusammen mit Toni zugemacht.«
Das Wort Toni löste in uns allen eine zunehmende Spannung aus. Anderson stand auf und ging unruhig auf und ab. Phil nagte an der Unterlippe.
»Ach so«, sagte ich gleichmütig, als ob es nicht von Bedeutung sei. »Sie und Tom hatten die Fenster am Abend vorher zugemacht. Wann war denn das?«
»Als Toni mich zu dem Boxkampf im Madison Square Garden abholte, der um Mitternacht beginnen sollte.«
»Sie waren bei dem Boxkampf?«
»Ja. Es war eine ganze Reihe von Kämpfen. Die Veranstaltung lief bis nach drei Uhr früh.«
»Und Sie waren die ganze Zeit im Madison Square Garden?«
»Ja!«
»Zusammen mit Toni?«
»Ja!«
»Und weder Sie noch dieser Toni hat vorübergehend seinen Platz verlassen?«
»Naja, wir waren in der Pause natürlich draußen am Limonadenstand.«
»Aber Sie haben sich nicht getrennt?«
»Nein, zum Teufel!«
Ich dachte einen Augenblick nach. Wenn er die Wahrheit sagte, schied sowohl dieser mysteriöse Toni als auch er selbst für die Zeit des Mordes aus.
»Als Sie mit Toni zusammen die Fenster zumachten, gab es da ein Fenster, das offenstand?«
»Aber nein! Wir sahen doch nur nach, um sicherzugehen. Aber wegen des
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