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0330 - Der Todesclub

0330 - Der Todesclub

Titel: 0330 - Der Todesclub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Todesclub
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Augenbrauen zogen sich zusammen. Zum ersten Mal sah ich auf dieser makellosen Stirn Falten.
    »Betrifft es Berny, weil Sie sich so angelegentlich nach ihm erkundigt haben?«
    »Zum Teil«, bestätigte ich und war froh, dass ich mit einem nicht so furchtbaren Ereignis beginnen konnte. »Bernard Cranzler stand heute früh in der Halle des New Yorker FBI-Gebäudes, als mein Kollege und ich zum Dienst erschienen. Cranzler brach fast zusammen und presste eine Hand auf den Magen. Wir nahmen zunächst an, er leide unter starken Magenschmerzen oder etwas Ähnlichem. Als er in unserem Office auf einem Stuhl saß, konnte er nur wenige Worte sprechen. Ein Satz besagte, wir sollten uns um sein Mädchen kümmern. Dann konnte er nur noch zwei Wörter über die Lippen bringen. Sie lauteten: Kappa Eight. Mehr sagte er nicht.«
    »Das ist der Studentenklub, in dem Vicky Mitglied ist!«
    »Ich weiß. Ist sie oft dort?«
    »Fast täglich. Wenn es abends zu spät wird, schläft sie sogar da.«
    »Das dulden Sie?«
    Ihre Haltung wurde steif.
    »Mr. Cotton! Vicky ist dreiundzwanzig Jahre alt. Sie hat immer gelernt, dass sie verantworten muss, was sie tut. Und ich habe volles Vertrauen zu ihr.«
    »Entschuldigen Sie, so war es nicht gemeint. Ich wollte eher sagen, ob Sie sich denn keine Sorgen machten, wenn Ihre Tochter ausblieb.«
    »Selbstverständlich macht man sich Sorgen. Aber ich kann mich Vicky doch nicht pausenlos aufdrängen, als ob sie noch ein kleines Kind wäre, bei dem man noch jeden Schritt überwachen muss.«
    »Ich verstehe Ihre Einstellung.«
    »Kommen Sie zurück zu dem, was Sie von Berny sagen wollten! Wieso konnte er eigentlich nicht sprechen? Und warum ist er überhaupt in der Stadt? Sind denn in Harvard schon Semesterferien?«
    »Ich glaube nicht. Er kam, weil Ihre Tochter ihn dringend darum gebeten hatte. Sie hatte ihm geschrieben, dass sie in großen Schwierigkeiten sei und keinen Ausweg mehr wüsste.«
    »Oh, Vicky!«, rief die Frau und presste erschrocken die linke Hand gegen ihr Herz. »Ich hätte doch… Es muss diese Geschichte mit den Briefen sein, nicht wahr?«
    »Wahrscheinlich. Aber es könnte noch etwas anderes hinzukommen. Doch Sie wollten wissen, warum Cranzler in unserem Office nicht weitersprechen konnte. Die Erklärung ist: Jemand hatte ihm ein Messer in den Leib gestoßen.«
    »O Gott!«
    »Wir wissen nicht, wer das Messer wieder herausgezogen hat. Vielleicht Cranzler selbst. Jedenfalls brachte er es fertig, durchzuhalten, bis er zwei G-men gegenübersaß und ihnen wenigstens einen winzigen Teil von dem sagen konnte, was ihn bewegt haben muss. Zur Stunde liegt er im Krankenhaus. Über seinen Zustand lässt sich noch nichts Genaues sagen.«
    Mrs. Goefield stand entschlossen auf.
    »Welches Krankenhaus ist es, Mr. Cotton? Ich werde sofort hinfahren und veranlassen, dass alles Menschenmögliche getan wird. Wenn besondere Spezialisten gebraucht werden, soll man sie mit einem Flugzeug holen - und wenn es aus China oder vom Nordpol wäre. Ich…«
    »Einen Augenblick, Mrs. Goefield!«, rief ich mit erhobener Stimme.
    Sie drehte sich um. In ihren Augen stand eine ahnungsvolle Furcht.
    »Das war nur der erste Teil«, sagte ich rau. Mein Mund war trocken, und die Zunge wollte am Gaumen festkleben. »Es gibt noch etwas weitaus Schlimmeres…«
    Eine tödliche Stille hüllte uns auf einmal ein wie kalter Nebel. Aus dem Gesicht der Frau wich jede Farbe. Selbst die geschminkten Lippen wirkten auf einmal blass. Ihre Stimme kam wie von sehr weit her: »… Vicky…?«
    Etwas drückte mir die Kehle zu. Ich sah plötzlich wie in Großaufnahme den schlanken Mädchenhals mit den Würgemalen vor mir. Vielleicht habe ich die Andeutung eines Nickens fertiggebracht. Ich weiß es nicht mehr. Sie verstand es ohne ein Wort.
    ***
    Es war abends gegen sieben Uhr. Wir saßen in Andersons Office herum, starrten vor uns hin und versuchten die Erinnerung an das aus unserem Gedächtnis zu verbannen, was vor knapp anderthalb Stunden im Leichenschauhaus geschehen war. Mrs. und Mr. Goefield hatten ihre Tochter identifiziert…
    Der Aschenbecher auf dem Schreibtisch quoll über. Zigarettenqualm hing in dichten Schwaden in der Luft. Draußen regnete es noch immer, und es sah nicht so aus, als würde es in absehbarer Zeit aufhören.
    Das Telefon schrillte. Anderson nahm lustlos und ohne Hoffnung auf entscheidende Ereignisse den Hörer.
    »Okay«, sagte er nach einer Weile. »Wir sind in ein paar Minuten da.«
    Er ließ den Hörer auf die

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