0330 - Die lebende Legende
wußte es nicht. Die Auskunft gab sie ihm.
Dann wartete er.
***
Man sagt den Amerikanern nach, daß sie in gewissen Dingen perfekt sind. Besonders dann, wenn es um Geschäfte und den reinen Dollargewinn ging. Das erlebten wir mit eigenen Augen, als wir durch die offene Glastür die Hotelhalle betraten.
Sämtliche Spuren des Kampfes waren vernichtet worden. Es gab nichts, was auf eine Auseinandersetzung hingedeutet hätte. Sogar das Wasser hatte man vom Boden geputzt.
Reiner und sauberer konnte die beste Hausfrau nicht sein.
Natürlich erkannte man uns. An der Rezeption wurde jemand ganz aufgeregt. Es war der Geschäftsführer, der hinter dem Tresen hervorkam und uns zuwinkte.
Wenig später erfuhren wir, daß Suko angerufen, uns aber leider nicht erreicht hatte.
»Hinterließ er eine Telefonnummer?« fragte ich.
»Ja, Sir, hier.« Auf Büttenpapier hatte der Knabe die Nummer notiert.
»Wenn Sie in eine der Kabinen gehen wollen, ich lasse das Gespräch…«
»Aber sicher.« Das aufgeregte Getue des Mannes fiel mir zunehmend auf den Wecker.
Ich verschwand in einer Zelle. Yakup blieb draußen stehen. Als ich die Nummer getippt hatte, meldete sich jemand, dessen Namen ich nicht verstand. Es gab ein Hin und Her, bevor ich Suko an der Leitung hatte.
Und er berichtete mir das Neueste.
Seine Erlebnisse waren noch intensiver als die meinen gewesen.
Ich konnte mich kaum beruhigen, zudem mußten wir einen Plan schmieden.
»Du willst auf dem Schiff bleiben?«
»Ja, John. Ich habe das Gefühl, als würde sich bald etwas Entscheidendes ereignen. Wenn du auch kommen willst…«
»Nein.« Ich ließ Suko erst gar nicht ausreden. »Denk an die alte Devise. Getrennt marschieren, vereint zuschlagen. Vielleicht treffen sich unsere Wege.«
»Du willst nicht warten?«
»Ich habe Yakup versprochen, mit ihm seine alten Lehrmeister zu besuchen.«
»Wo müßt ihr denn hin?«
»Keine Ahnung. Irgendwo in die Berge.«
»Ich drück dir die Daumen, John. Diesmal wird es wahrscheinlich noch härter.«
»Da kannst du recht haben.« Als ich auflegte, spürte ich den kalten Schweiß auf der Stirn. Nicht weil es so warm war, die zurückliegenden Vorgänge hatten mich doch stark mitgenommen. Shimada war zum Angriff übergegangen, daran gab es nichts zu rütteln.
Ich verließ die Zelle. Yakup schaute mich gespannt an und hörte meinem Bericht schweigend zu.
»Ja, das ist typisch für sie«, sagte er. »Sie schlagen brutal zu. Wie bei Helen.«
»Dem werden wir einen Riegel vorsetzen.« Ich tippte gegen seine Brust. »Zunächst einmal brauche ich mehr Informationen über Shimada. Ich weiß zwar einiges von ihm, aber was ist geschehen, nachdem wir das letzte Mal gegeneinander gekämpft haben? Er hat den Fächer bekommen, das weiß ich. Und wo befindet sich die Waffe, die du suchen willst, um ihn zu töten?«
»Wir müßten ihm erst den Fächer abnehmen.«
»Mal sehen, ob es uns gelingt.«
»Wichtig ist das Kloster, wo ich einige Jahre gelebt habe.«
»Und wo liegt es?«
»In den Bergen. Etwa 50 Meilen von hier. Wir müssen über die Golden Gate in Richtung Sausalito und uns dort nördlich halten.«
»Dazu brauchen wir einen Wagen.«
»Ja. Am besten einen geländegängigen. Aber das ist kein Problem. Soll ich eine Firma anrufen?«
»Mach das.«
»Außerdem muß ich mir noch meine Waffen besorgen.«
»Auch das kannst du.«
Wir kamen überein, uns in einer halben Stunde wieder in der Halle zu treffen. Ich wollte ebenfalls noch einiges vorbereiten, denn wenn es gegen Shimada ging, mußte ich perfekt ausgerüstet sein.
Dabei vertraute ich auf meinen Bumerang.
Im Zimmer zog ich mich um. Lockere Kleidung war für diesen Trip am besten.
Ich hoffte, daß wir es richtig gemacht hatten und ich irgendwann mit Suko wieder zusammentraf, da wir von zwei verschiedenen Seiten aus angriffen.
Ich schaute aus dem Fenster. Die Stadt lag unter einer strahlenden Sommersonne. Nur wenige ahnten, was sich über den Dächern der zahlreichen Häuser zusammenballte.
Wenn es Shimada und seinen Schergen gelang, die Stadt in Besitz zu nehmen, kam das schon einem Erdbeben gleich. Und davon hatte San Francisco schließlich genug erlebt.
Yakup Yalcinkaya hielt die versprochene Zeit fast auf die Minute ein.
Seine Waffe hatte er sich ebenfalls besorgt. Das war eine Nunchaki, diese Würgekette, und – ich bekam große Augen –, Pfeil und Bogen.
»Was willst du damit?«
»Ich bin auch daran ausgebildet worden«, erklärte er schlicht.
»Dann kann
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