0330 - Die lebende Legende
wir wieder zur Sache«, sagte Gomez und blickte uns scharf an. »Ich will keine Japaner hier haben, denn ich bekomme da einen sehr komischen Verdacht.«
»Sprechen Sie ihn aus.«
»Yakuza.«
»Sie meinen die japanische Mafia?«
»Sehr richtig, Sinclair. Sie und ihre verdammten Killerbanden sollen in Japan bleiben. Wir haben hier in den Staaten schon genug zu tun. Auf sie können wir verzichten.«
Ich nickte. »Da gebe ich Ihnen recht. Nur – was habe ich damit zu tun?«
»Sind Sie denen mal auf die Zehen getreten?«
»Möglich.«
Gomez nahm einen Bleistift und warf ihn hart auf den Schreibtisch.
»So kommen wir nicht weiter. Sie befinden sich hier nicht in England, Sinclair, wo Sie schalten und walten können, wie Sie wollen. Das hier ist ein fremdes Land, da haben Sie nichts zu sagen.«
»Ich habe mich keines Vergehens schuldig gemacht, sondern mich nur verteidigt.«
»Okay, das glaube ich Ihnen sogar. Ich kann Sie beide auch nicht hierbehalten, aber wir werden ein Auge auf sie werfen, das sei Ihnen hiermit versichert. Vielleicht sollte man Ihnen einen Aufpasser an die Seite stellen. Mein Kollege Myer eignet sich für Aufgaben dieser Art hervorragend.«
»Was ich Ihnen abnehme.« Ich schaute auf die Uhr. »Dauert Ihr Verhör noch lange, Gomez?«
»Nein.«
»Dann können wir ja…«
Jemand stieß heftig die Tür auf. Es war ein noch junger Mann, der sein bleiches Gesicht in den Raum streckte. »Rick, Sie müssen kommen. Der gefangene Japaner…«
»Was ist mit ihm?«
»Hat sich umgebracht.«
Rick Gomez saß für einen Moment wie erstarrt auf seinem Stuhl.
Dann nahm er den Bleistift und zerbrach ihn endgültig, bevor er in die Höhe schnellte und dem Ankömmling ins Gesicht schrie.
»Seid ihr denn wahnsinnig geworden? Schafft ihr es nicht, auf einen Gefangenen aufzupassen?«
»Rick, er hatte…«
»Shit, verdammter!« Ohne sich um uns zu kümmern, verließ er das Büro.
Wir folgten ihm. Es war auch keiner da, der uns aufhielt. Den jungen Polizisten versuchte ich zu trösten. »Machen Sie sich nichts daraus. Das sind eben die Enttäuschungen in unserem Job. Es kommen auch mal bessere Zeiten.«
Am Lift holten wir Gomez ein. Er hatte die Hände geballt. Sein Blick verhieß nichts Gutes. »Denen werde ich was erzählen, ich…«
»Würde an Ihrer Stelle zurückhaltender sein.«
Im Aufzug fragte er mich: »Wieso das denn?«
»Japaner sind anders. Sie haben auch eine andere Mentalität als wir Weißen.«
»Vielleicht.«
Yakup hatte die Zeit über geschwiegen. Auch jetzt sagte er nichts, sondern schaute gegen die nüchterne Fahrstuhlwand. Bis in den kalten Keller mußten wir fahren.
Die Gittertüren zu den Zellengängen standen offen. Vor einer Zelle drängten sich mehrere Menschen. Als sie Gomez sahen, schufen sie ihm Platz. Der FBI-Agent bückte sich und schaute auf den vor der Toilette liegenden Japaner.
Ich konnte über Gomez’ Schulter schauen. Der Mann war tot. Harakiri hatte er jedoch nicht gemacht, sondern sich erdrosselt. Die dünne Schnur lag noch immer um seinen Hals.
Als Gomez aufstand, war sein Gesicht bleich. Schweißperlen lagen auf der Stirn. »Wie konnte das nur passieren? Woher hatte er die Würgeschnur?« fragte er laut an seine Kollegen gewandt.
»In der Kleidung.«
»Wie?«
»Eingenäht, Sir. Das konnte keiner von uns wissen.«
»Trotzdem, es hätte nicht so weit kommen müssen.« Gomez war sauer.
»Versuchen Sie, die Identität des Mannes herauszubekommen. Vielleicht finden wir dann Spuren.«
»Geht in Ordnung, Sir.«
Wir verließen den Zellenblock. Mit nach oben ins Büro wollten wir nicht mehr fahren.
»Wir werden uns hier verabschieden«, sagte ich zu dem Lieutenant des FBI.
»Und wo werden Sie sich herumtreiben?« fragte er mich.
»Im Hotel.«
»Falls man Sie da noch wohnen läßt.«
»Das ist unser Problem. Bis später dann.« Ich ließ Gomez stehen und atmete tief durch, als wir vor dem Polizeigebäude standen und in die Sonne schauten.
»Ein mieser Typ«, sagte Yakup.
»Vielleicht müssen die Leute hier so sein. Aber der andere ist noch schlimmer. Dieser Myer.«
»Meinst du, daß wir mit dem noch Ärger kriegen?«
»Das glaube ich. Der Kerl ist ein Bluthund und wird sich bestimmt an unsere Fersen heften.«
»Soll er, wenn er lebensmüde ist.«
Irgendwie hatte Yakup Yalcinkaya damit ein wahres Wort gesprochen.
Wer sich an uns hing, stand manchmal mit einem Bein im Grab…
***
Und da stand auch Suko!
Er hatte gesehen, daß die Geschosse gegen
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