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0330 - Die lebende Legende

0330 - Die lebende Legende

Titel: 0330 - Die lebende Legende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Gesichtsmuskeln, angespannt waren, zitterten sie. Die fast blutleeren Lippen fielen in dem Gesicht kaum auf.
    »Du kennst ihn?« fragte ich.
    »Ja, es ist einer der Mönche.«
    Mehr sagte er nicht. Ich wußte auch so Bescheid. Die anderen, die Gegenseite war uns zuvorgekommen. Wahrscheinlich würde es nicht der einzige Tote bleiben, den wir fanden.
    Ich stellte meine nächste Frage anders. »Wie viele Männer hat das Kloster beherbergt?«
    »Es waren ziemlich viele.«
    »Die nicht jeden Tag in den Mauern lebten.«
    »Nein. Mehr als die Hälfte von ihnen ist ständig unterwegs. Aber jetzt ist es geschehen, wir können nichts mehr ändern. Aber auch gar nichts«, flüsterte Yakup.
    Wenig später weinte er. Für ihn war eine Welt zusammengebrochen.
    Er hatte das Kloster bisher als Ausbildungsstätte und Refugium des Guten gesehen. Schockartig mußte ihn der Anblick der Leiche getroffen haben. Hier hatte er seine Freunde gehabt.
    »Erst Helen, jetzt der Mönch«, flüsterte er. »Sie kennen wirklich keine Gnade.«
    »Shimada ist grausam.«
    »War er es wirklich?«
    »An wen denkst du sonst?« fragte ich.
    »Ich weiß es nicht. Vielleicht hat Oziko schon reagiert. Wir müssen mit allem rechnen.«
    Da stimmte ich ihm zu. Ich schlug gleichzeitig vor, mit dem Wagen bis dicht an das Kloster oder in den Innenhof zu fahren.
    Dagegen hatte Yakup nichts einzuwenden.
    Einen letzten Blick warf er noch auf den Toten, bevor wir uns zurückzogen. »Fahr du«, bat er mich. Ich nahm seine Bitte gern an und stieg ein. Wohl fühlte ich mich wirklich nicht. Zwischen meinen Schulterblättern fühlte ich ein unangenehmes Kribbeln. Für mich ein Beweis, daß irgendwo eine Gefahr lauerte und sich diese so bemerkbar machte.
    Willig sprang der Motor an. Yakup war auf dem Beifahrersitz zusammengesunken. Seine Stirn hatte er in ein Faltenmuster gelegt, der Mund stand offen, sein starrer Blick traf die Knie.
    Die Räder drehten sich weiter. Ich erreichte den schmalen Zufahrtsweg zum Kloster.
    Wiesen und ein sattes Grün begleiteten uns. Wenn ich genauer hinschaute, erkannte ich an einigen Stellen die schmalen Streifen, die den Rasen durchschnitten.
    Es waren die Kanäle.
    Die Bäume, die, wenn sie eng zusammenwuchsen, wie Inseln auf dem Rasen wirkten, kamen mir trotz der Helligkeit unheimlich vor.
    Ebenso die breiten Buschgürtel. Im dichten Laub der Blätter konnten sich zahlreiche Menschen verstecken.
    Ich schaute deshalb nicht nur auf die Straße, sondern behielt auch die Umgebung im Auge.
    »Du rechnest mit einem Angriff, nicht wahr?« fragte Yakup.
    »So ungefähr.«
    »Ich passe schon…«
    Er kam nicht mehr dazu, den Satz zu beenden, denn beide hatten wir das dumpfe Geräusch vernommen. Es war am hinteren Teil des Wagens aufgeklungen.
    Ich hielt.
    Yakup hatte sich umgedreht. Er schaute gespannt zurück, sah aber nichts. »Was war das, John?«
    »Keine Ahnung, aber es hatte etwas mit dem Wagen zu tun, das kannst du mir glauben.«
    »Das denke ich auch.«
    »Soll ich nachsehen?«
    »Laß mal«, erwiderte ich, um noch in derselben Sekunde den weiteren Einschlag zu vernehmen. Diesmal ebenfalls an der Rückfront, aber an der anderen Seite und, wenn ich mich nicht getäuscht hatte, in Höhe der Reifen.
    Ja, das war es!
    Wir bewegten uns nicht. Dafür der Wagen. Da wir keinen Menschen sahen, der ihn schaukelte, gab es nur eine Erklärung für das Einsacken an der Rückseite.
    Jemand hatte die Reifen angebohrt.
    Yakup hatte die gleiche Idee gehabt wie ich und sprach sie auch aus.
    »Wir sitzen in der Klemme.«
    Ich gab keine Antwort und schaute zu einer Baumgruppe. Sehr dicht war das Laub. Ob sich jemand in den Zweigen und hinter der grünen Wand verbarg, konnte ich beim Hinschauen nicht erkennen.
    Rechnen mußte ich damit immer und bekam schon den Beweis.
    Ein dünner Schatten huschte aus dem Laubwirrwarr hervor, wurde schnell und traf zielsicher.
    Es war der rechte Vorderreifen!
    Wenn Yakup den Hals langmachte, konnte er sogar den Pfeilschaft sehen, der aus dem Reifen schaute.
    »Sie haben uns erwischt!«
    »Und das gleich dreimal!« Nach dieser Antwort stellte ich den Motor ab. Es hatte keinen Sinn mehr, weiterzufahren. Wenn wir das Kloster erreichen wollten, dann zu Fuß, und wahrscheinlich unter einem Hagel von Pfeilen.
    Ich spürte die Trockenheit im Hals. Der Gedanke daran war nicht gerade dazu angetan, meinen Optimismus zu fördern, aber ich sah keine andere Chance.
    »Sie wollen zeigen, daß sie uns überlegen sind«, sagte Yakup.
    »Und

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