0331 - Aufstand der Menschheit
hatte. Die Sprecher im Gobi-Park genossen das gleiche Recht wie ein Redner im Parlament. Natürlich gab es eine kleine Anzahl von Offizieren, die diese unbeschränkte Redefreiheit gern abgeschafft hätten."
„So kommen wir nicht weiter", sagte Mercant grimmig. „Wer jetzt Kritik an der Administratur übt, hilft uns nicht aus der augenblicklichen Situation. Hat jemand einen brauchbaren Vorschlag zu machen?"
Ein schlanker Mann mit blassem Gesicht meldete sich zu Wort. An seiner Uniform erkannte Aboyer, daß es sich um einen Obersten handelte.
„Warum sagen wir Croton Manor nicht die Wahrheit?" fragte er. „Wenn der Maler tatsächlich ein Verfechter von Rhodans Ideen ist, wie Major Santanjon behauptet, wird er sich auf unsere Seite stellen und seinen Fehler korrigieren."
„An diese Möglichkeit habe ich bereits gedacht", sagte Reginald Bull. „Ich bezweifle jedoch, daß der UB uns glauben würde. Sollte er sich jedoch wider Erwarten mit uns verbünden, bliebe immer noch das Problem zu lösen, wie der schon angerichtete Schaden wiedergutgemacht werden könnte. Keiner seiner Anhänger würde Manor glauben, wenn er seine bisherigen Behauptungen zurücknähme. Die Menschen kämen sofort auf den Gedanken, daß die Regierung ihre Hände im Spiel hat."
Über der Tür auf der gegenüberliegenden Seite des Raumes leuchtete eine rote Lampe auf.
„Einen Augenblick, bitte" unterbrach Bull die Besprechung. Er erhob sich und bewegte sich auf den Ausgang zu.
„Eine wichtige Nachricht", erklärte Mercant. „Staatsmarschall Bull wird sofort zurückkehren."
Aboyer fragte sich, ob bereits Revolten ausgebrochen waren. In den Tagen, bevor der falsche Rhodan vor dem Parlament gesprochen hatte, war es verschiedentlich zu schweren Ausschreitungen gekommen. Jetzt standen noch schwerere Unruhen bevor.
Bull kehrte zurück. Er hielt einen kleinen Zettel in den Händen. Sein Gesicht wirkte verbissen und abweisend.
„Ich habe sieben die erste Auswertung erhalten", berichtete der Stellvertreter Rhodans. „Das biopositronische Rechenzentrum Nathan sagt einen Aufstand der Menschheit voraus, wenn nicht bald etwas geschieht."
3.
Gwydlin Grichert, Administrator des Sempron-Systems, schlief jede Nacht vier Stunden. Seine andere Zeit war ausgefüllt mit dem Aufbau seiner persönlichen Macht. Er konzentrierte sich so intensiv auf seine Ziele, daß seine Anhänger von seiner skrupellosen Entschlossenheit oft genug überrumpelt wurden. Die Geschichte von Gricherts Aufstieg war die Geschichte eines Lebens für die Macht.
Politisch und wirtschaftlich war das seit 28 Jahren besiedelte Sempron-System im Plejadenhaufen bis zu jenem Augenblick bedeutungslos gewesen, da ein Architekt namens Gwydlin Grichert aus den Dschungeln des Planeten Sempron Igekommen war, weil er nicht länger Straßen und Kuppeln in einer unzugänglichen Wildnis bauen wollte. Grichert opponierte gegen den damaligen Administrator des Sempron-Systems, und eine Gruppe von Kolonisten unterstützte ihn dabei. Bei der Neuwahl des Administrators auf Sempron Ikam es zu schweren Ausschreitungen. Eine Wahlmaschine verschwand auf geheimnisvolle Weise. Ein prominenter Politiker der zu Gricherts Gegnern gehörte kam von einer Wahlreise zu den einzelnen Kuppelstädten auf Sempron Inicht mehr zurück.
Ein halbes Jahr nach Gricherts Wahl zeichnete sich im Sempron-System ein Umschwung ab.
Grichert sorgte dafür, daß Sempron Iund die Außenstationen auf Sempron IV und Sempron XI regelmäßig von Handelsschiffen angeflogen wurden. Außerdem landeten auf diesen Welten Schiffe, die nicht das Emblem des Solaren Imperiums auf ihrer Außenhülle trugen. Die Wirtschaft des Sempron-Systems erfuhr einen ungeahnten Aufschwung. Ein Jahr nach Gricherts Wahl verstummten seine schärfsten Gegner angesichts der Tatsache, daß die Sempron-Kolonien von allen vergleichbaren Siedlungsprojekten am besten abschnitten.
Grichert benutzte seine neugewonnene Macht, um die Behörden auf der Erde in erpresserischer Form zu Zugeständnissen zu zwingen. Es gab fast nichts, was er nicht erreichte. Nur in einer Beziehung blieb die Solare Administratur hart: Auch Grichert konnte trotz verzweifelter Bemühungen nicht vorzeitig die volle Souveränität für die von ihm beherrschten Kolonien erlangen.
Grichert wehrte sich erbittert gegen die Bevormundung durch terranische Behörden, aber angesichts der Solaren Flotte blieb ihm keine andere Wahl, als sich nach den bestehenden Gesetzen zu richten.
Das hinderte
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