0331 - Aufstand der Menschheit
bitten. Noch sitzen die Menschen ruhig vor den Bildschirmen. Sobald Croton Manor jedoch seine Ansprache beendet hat, wird überall die Hölle los sein. Man vertraut dem Maler. Alle Prophezeiungen, die er bisher gemacht hat, sind eingetroffen."
Emilio Alberto Aboyer tastete behutsam nach der Flasche in seiner Tasche. Es war unmöglich, daß er sie in Gegenwart dieser Männer herauszog. Warum hatte man ausgerechnet ihn zu Croton Manor geschickt? Aboyer hatte nicht damit gerechnet, daß er noch einmal in den Mittelpunkt des Interesses rücken könnte. In den vergangenen Jahren hatte man ihn nur mit Routineaufträgen betraut. Auch der Besuch des verrückten Künstlers war ein Routineauftrag gewesen, jedenfalls bis zu jenem Augenblick, da Manor begonnen hatte, gegen den falschen Rhodan loszulegen.
Aboyer blickte auf, als die Sprechanlage summte.
„Wir wollen jetzt nicht gestört werden!" rief Mercant in das Gerät. Verweisen Sie alle Anrufer an die einzelnen Abteilungen."
„Wir können die Frager nicht zurückweisen", sagte Bull. „Auf der Erde und den Kolonialplaneten wird es zu Unruhen und Revolten kommen. Ich befürchte auch, daß es in der Flotte zu gären beginnt."
Aboyer konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, daß diese Männer zwar wußten, was ihnen bevorstand, daß sie sich jedoch nicht darüber schlüssig waren, wie sie das Unheil abwehren sollten.
Mercant und Bull hatten sofort nach Beginn von Manors Rede alle Angestellten der Solaren Administratur alarmiert. Agenten und Spezialisten der Solaren Abwehr in allen Teilen der Galaxis hatten die Order erhalten, gegen Unruhestifter und Rebellen vorzugehen. Aboyer, der früher Agententätigkeit außerhalb des Sonnensystems verrichtet hatte, wußte, wie schwer es für die überall auf verlorenem Posten stehenden Männer sein würde, die Befehle auszuführen. Außerdem würden viele Spezialisten, die nichts von Heiko Anrath wußten, ebenfalls zu zweifeln beginnen, ob sie ihre Anweisungen noch von den rechtmäßigen Vertretern der Menschen erhielten.
Unter diesen Umständen war es zu verstehen, wenn Mercant und Bull abwarteten, welche Folgen Manors Rede nach sich ziehen würde.
Bull trat an das Fernsehgerät heran und schaltete den Ton wieder ein. Manors tiefe Stimme klang durch den Raum.
„... ist der Untergang der Menschheit gewiß, wenn wir nicht verhindern, daß ein falscher Perry Rhodan uns in den Kampf führt. Deshalb werden Sie, 'Streiter für Licht und Glück', sich nicht an Aktionen beteiligen, die..."
Bull hieb mit der flachen Hand gegen die Kontrollknöpfe. Die Stimm everstummte. Das Bild erlosch.
„Dieser schizophrene Narr!" stieß Bull hervor. „Er weiß nicht, was er mit seiner Rede anrichtet."
„Es ist offensichtlich, daß er sich im Recht fühlt", sagte Major Santanjon.
„Aus jedem seiner Sätze spricht Verbundenheit mit einer irregeführten Gruppe, die in diesem Fall mit der gesamten Menschheit identisch ist. Manor ist vollkommen verzweifelt über das, was er herausgefunden hat. Im Grunde genommen ist der Maler einer der glühendsten Anhänger Perry Rhodans."
„Ein schöner Trost", murmelte einer der Offiziere sarkastisch. „Wir müssen endlich etwas tun. Wir dürfen nicht warten, bis Manor ein paar Milliarden Menschen gegen uns aufgehetzt hat."
„Warum setzen wir keine Mutanten gegen Manor ein?" rief ein anderer Mann dazwischen.
„Manor ist ein UB", antwortete Mercant geduldig. „Bei solchen Menschen ist es nie sicher, wie sie auf parapsychische Beeinflussung reagieren. Außerdem würde es auffallen, wenn Croton Manor ohne ersichtlichen Grund seine bisherigen Behauptungen widerriefe. Major Santanjon hat versucht, Ihnen die Kompliziertheit eines Eingreifens von unserer Seite klarzumachen."
Ein kleingewachsener Mann war aufgesprungen. Mit vor Erregung gerötetem Gesicht rief er Mercant zu: „Der Fehler wurde nicht erst jetzt gemacht! Warum ist man in der Vergangenheit nie gegen Männer wie Croton Manor vorgegangen? Wer Spaß daran hatte, konnte im Gobi-Park aufrührerische Reden halten, ohne daß die Solare Administration eingriff. Bisher hat Manor immer nur zu einigen Spaziergängern gesprochen, jetzt zählen seine Zuschauer nach Milliarden. Darauf hat er offenbar gewartet."
Aboyer bemerkte, daß Bull und Mercant einen schnellen Blick wechselten. Mercant zuckte mit den Schultern. Er war offenbar nicht bereit, dem Offizier zu antworten. Rhodans Regierung hatte noch nie eingegriffen, wenn jemand seine Meinung verkündet
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