0331 - Urwelt-Horror
des einzigen drachentötenden Gottes oder ein Krieg, der Rhonacon von allen Landkarten ausradieren würde.
Delta war sicher, daß der Großkaiser nachgeben würde. Denn die geballten Streitmächte von Grex und Khysal waren erdrückend. Und Deltas Anhänger waren soweit beeinflußt, daß sie für ihren Gott lachend in den Tod marschierten. Sie verehrten ihn wie einen Wohltäter – ihn, der nur nahm und niemals gab, der über Leben und Tod herrschte wie nie ein anderer vor ihm.
Und der alle sieben Tage ein Wunder wirkte.
Hundertfünfzig Jahre waren vergangen, seit er diese Welt erreichte, von der er immer noch nicht wußte, wo in den Tiefen des Universums und der Zeit sie sich befand. Aber was waren schon hundertfünfzig Jahre für einen EWIGEN der DYNASTIE, für einen Unsterblichen?
Aber er war immer noch einsam.
Und die Einsamkeit fraß seit hundertfünfzig Jahren in seinem Herzen.
***
Monica Peters lag, nur mit einem winzigen Bikini bekleidet, am Swimmingpool, ließ sich von der Vormittagssonne bräunen und las in einem Roman. Derweil lag Uschi, ihre eineiige Zwillingsschwester, einige Etagen höher in einem weichen Bett, nur mit ihrem strahlenden Lächeln bekleidet, und genoß die Liebe, die Hans Plohn ihr schenkte. Die beiden Mädchen hatten seinerzeit zwar nicht in der gleichen Fachrichtung, aber an der gleichen Hochschule studiert wie er, waren sich zeitweise sehr nahe gekommen, bis ihre Wege sich wieder trennten; die Peters-Zwillinge waren unruhige Weltenbummlerinnen und Hans Plohn recht seßhaft. Der Jung-Architekt hatte eine einmalige Chance ergriffen und einem englischen Adligen das Ruinenschloß zu einem Traumschloß umarbeiten können; Geld spielte keine Rolle und demzufolge hatte Plohn aus dem Vollen schöpfen können. Entsprechend märchenhaft wirkte das Bauwerk jetzt, und ein kleiner Teil des Designs ging auf die Ideen der beiden Mädchen zurück, die Plohn überraschend über den Weg gereist waren. Und so kam es, daß auch sie anläßlich der Einweihung eine Einladung erhalten hatten.
Die Party war in den frühen Morgenstunden zu Ende gegangen. Die Gäste hatten sich zurückgezogen, und man war rasch überein gekommen, Erinnerungen an vergangene Zärtlichkeiten aufzufrischen. Nur mit beiden Mädchen zugleich hatte Plohn es nie aufnehmen wollen, und daran hatte sich auch jetzt, nach ein paar Jahren, nichts geändert, und so hatte sich Monica alsbald abgeseilt.
Sie genoß trotzdem mit.
Die beiden Mädchen waren telepathisch miteinander verbunden, und der erfolgreiche Jung-Architekt ahnte nicht einmal, daß Uschi ihre Schwester teilhaben ließ. Als sie schließlich erschöpft und glücklich in die Kissen sank, lag ein feines, zufriedenes Lächeln auch auf den Lippen ihrer Schwester unten am Pool, die es endlich wieder schaffte, sich in das Buch vertiefen zu können.
Ein fantastischer Roman, der sie in eine bizarre Welt mit Drachen, Helden, Königen und Zauberern entführte, in eine Welt, in der die Götter noch greifbar und die Abenteuer aufregend waren.
An Abenteuern hatte den beiden Mädchen auch die Wirklichkeit nie gemangelt, aber es war angenehmer, sie lesend zu erleben, als selbst dabei zu sein. Dabei schlug der Roman Monica immer stärker in seinen Bann; sie vermochte sich die Figuren und ihre Umgebung plastisch vorzustellen.
Realität und Fantasie vermischten sich miteinander. Monica fieberte mit dem Prinzen, seiner Gefährtin, dem Zauberer und seinem Schrat und auch dem kleinen, tolpatschigen Drachen Thaluga. Und als dann die Falle zuschnappte, glaubte sie selbst darin gefangen zu sein.
Blitzschnell zog sich die Schlinge um ihre Füße zusammen, die Schlinge, die sie unter dem welken Laub am Rand der Waldlichtung, direkt vor dem schmalen Pfad, nicht hatte sehen können. Mit einem heftigen Ruck wurde sie hochgerissen, stieß einen gellenden Schrei aus, aber da war es schon vorbei.
Kopfüber hing sie in zwei Metern Höhe, an den Füßen gefesselt, an einem starken Querast eines riesigen Baumes. Von den Begleitern war nichts mehr zu sehen. Sie schienen wie vom Erdboden verschluckt zu sein. Monica war vollkommen allein in diesem dampfenden Dschungel!
Nein, nicht ganz allein.
Irgendwo mußte der Fallensteller lauern, der diese Schlingenfalle nicht nur zum Spaß aufgestellt haben konnte.
Und über Monica in den Zweigen bewegte sich etwas.
Eine riesige Schlange arbeitete sich langsam, aber zielsicher näher heran, fast zweimal so groß wie eine Boa constrictor, aber zusätzlich noch
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